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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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In den schönen Dingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0217
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INN EN-DEKORATION

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Lazi

»GEDRECHSELTE DOSEN UND SCHALEN« EIBE, FICHTE, NUSSBAUM: PROF. TH. A. WINDE - DRESDEN

daß ihm der Baum im Wald die Form des zu schnit-
zenden Glockenspielständers gleichsam fertig darbot.
Aber was mußte er vorher an geistigem Training
üben! Er sammelte sich so zu seiner Arbeit, daß er alles
andre vergaß: den Lohn, der in Aussicht stand, das
Lob und die Ehre, die seine Arbeit ihm bringen würde,
schließlich gar die Erinnerung an den Auftraggeber.
Dadurch erst wurde das Feld zwischen dem Material
und dem Gedanken so frei, daß sie zu unmittelbarer,
lustvoller Begegnung gelangen konnten in der Form.
Die alte Erzählung will mit dem Hinweis auf solche
Vorbereitung ungefähr dasselbe sagen, was ein be-

kanntes Wort meint, wenn es von den Deutschen
sagt: Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst
willen tun. Nur bei einem solchen Arbeiten um der
Sache willen entstehen Gebilde, die von Freiwilligkeit
des Stoffes und von Anmut der Form zugleich geadelt
sind. Wir bezeichnen das auch mit dem Ausdruck
»Selbstverständliche Schönheit«. In ihm wird ein
Wertmerkmal ausgesprochen, welches wir heute be-
sonders hochstellen. Wie die heutige Welt überall
darauf ausgeht, Sein und Schein zur Deckung zu
bringen, wie sie nur den Menschen der wirklichen
Leistung gelten läßt, so ist ihr Ideal des schönen Din-
 
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