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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Lämmle, August: Zu dem Wohnhaus eines Architekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0069

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INNEN-DEKO RATION

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werkerarbeit bediente. Das mag gewiß Schwierig-
keiten gehabt haben. Denn bodenlose, die alte gute
Überlieferung verächtlich nehmende Zeit hat ja nichts
mehr entwertet als den Handwerker und seine Arbeit
und so einen nur mangelhaften Nachwuchs erstehen
lassen. Nun ist gottlob der Tag angebrochen, wo Zim-
merleute und Maurer ihre Arbeit mit Stolz tun dür-
fen, wo diese Arbeit vom künstlerischen und kultu-
rellen Anspruch gefordert, auch als Schmuck gewer-
tet wird, wie der Stand der Bauhandwerker wieder
seinen Ehrenplatz im sozialen Gefüge des Volkes und
Staates einzunehmen berechtigt ist.

Dem Äußeren entspricht das Innere. Man erwartet
es ja gar nicht anders, ja es kann eigentlich gar nicht
anders sein, da ja der Geist des Baumeisters hier noch
mehr als sonst Gelegenheit hat, sich ganz mensch-
lich und künstlerisch ungehindert auszuwirken.

Was wir hier an Böden, Wänden und Decken, an
Treppen und Türen und Fenstern sehen, zeigt einen
erstaunlichen Reichtum an ebenso einfachen wie ge-
diegenen, immer dem Werkstoff und der Aufgabe an-

gepaßten Formen, die alle die »innere Zier« haben.
Kaum einmal ist ein Ornament sichtbar, und doch
ist alles nicht nur gschmackvoll, sondern schmuck!
So ergeben sich Wohn-, Arbeits- und Schlafräume
behaglichster Art, die wirklich zum Gebrauchen an-
getan sind, und wo es nur noch eines Blumenstraußes
aus dem Hausgarten auf einer frischen Tischdecke
bedarf, um einen Raum auch festlich zu machen.

Was dem alten Bauernhause seinen eigenen und
starken Charakter gab - daß das Hausgestühl mit
dem Hause selber verbunden, für den Raum und
Platz und Zweck ein für allemal bestimmt, dem Be-
dürfnisse des Bauern gemäß war -, das finden wir zu
einem guten Teil im Hause von Paul Heim wieder. Es
ist nicht nötig, darüber viel zu schreiben; es ist auch
nicht nötig, auf den Wert und die innere Zier dieses
Hausgestühls hinzuweisen, es spricht für sich selbst.

Man .-kann wohl sagen, der Baumeister habe in
diesem Hause seinem persönlichen Wesen Ausdruck
gegeben. So entstand die treffliche Einheit und das
persönliche Gesicht in allem und überall. - A. L.
 
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