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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Lämmle, August: Zu dem Wohnhaus eines Architekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0068

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60 INNEN-DEKORATI 0N

»DER ARBEITSRAUM DES ARCHITEKTEN« BÜCHERWAND MIT SCHRANK FQR ZEICHNUNGEN, WÄNDE: WEISSER
KALKPUTZ, DECKE: KIEFERNHOLZ, KACHELOFEN: BLAU BEMALT, VON HERBERT HOFFMANN - RIEDENBERG

weniger ergiebige Breitseite, die noch dazu den häusern altschwäbischer Reichsstädte besonders ken-
Augenschein mit den alten Apfelbäumen teilen muß. nen, diente neben technischen Bedürfnissen einst
Aber gerade hier offenbart nun der Fachwerkbau be- ebenfalls der Erweiterung des nutzbaren Innenrau-
sondere Vorzüge, da sich im Bilde das Holzwerk des mes in der Enge der Stadtmauern: es vermag Giebel
Hauses mit dem Baumwerk auf das glücklichste ver- und Breitseite plastisch zu beleben. Auch am Heim-
bindet, so verbindet, daß das Haus den Garten und der sehen Hause wird so technische und Nutzungsnot-
Garten das Haus, jedes das andere in seiner Art her- wendigkeit zur Zier. Es bildet sich am Äußeren des
vortreten läßt und verschönt. Wie wenig haben, im Hauses eine ungemein reizvolle und dabei zeitlose
Vergleich dazu, die allermeisten Stadt- und neuer- Ornamentik, welche die Stockwerke mit den Fenstern
dings auch die in städtischem Geschmack gebauten und Fensterladen auf das glücklichste aufteilt und
Landhäuser mit ihrenVorgärten und umgekehrtzutun. gliedert. Es entsteht so hinter dem Rankenwerk

In der Anlage von Paul Heim ist jenes glückliche und Blattwerk der Bäume, im Spiel der Farben und

Bild erreicht, das unsre schwäbischen Bauerndörfer so Lichter von Holz und Kalk ein Bild, das ich nicht

selbstverständlich wie beglückend erscheinen läßt, weil besser als mit »bodenständig« bezeichnen kann, was

darin Natur und Menschenwerk, wohl ausgewogen landschafts- und naturverbunden, dazu traditions-

und einander tragend, ein organisch Ganzes bilden. gewachsen und damit wertbeständig bedeutet.

Auch der vorgekragte Oberstock im Heimschen Hiezu trägt auch bei, daß Paul Heim nicht nur den

Hause war durch das Baugelände, nämlich die Enge altwürttembergischen Dachwinkel von 55 Grad und

des parzellierten Grundstücks bestimmt. Dieses, alt- alte Dachziegel verwendet hat, sondern bei der ganzen

schwäbischer Zimmermannskunst entnommeneÜber- Herstellung auf neuzeitliche Hilfsmittel verzichtete

kragen oberer Stockwerke, das wir aus den Fachwerk- und sich gediegener Handwerksmeister und Hand-
 
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