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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Guter Hausrat in Grosserzeugung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0137
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INNEN-DEKORATION

129

GUTER HAUSRAT IN GROSSERZEUGUNG

Alle geschichtlichen Wendezeiten zwingen den
. Menschen zum Umdenken. Die Maschine -
wie gab sie sich erst als Fremdling, ja als Feindin
einer menschlichen Welt, und wie freundlich lernte
sie es inzwischen, der höheren menschlichen Lebens-
gestaltung zu dienen! Die Menge des Volkes - wie
stand sie jahrhundertelang im Schatten einer Ab-
lehnung, die den eigentlichen Wert nur beim Beson-
deren, Einzelnen, Ungewöhnlichen fand! Aber ein
neues Zeitalter ist gekommen, das gerade dem, was
allen gemein ist, seine Ehrerbietung zuwendet, dem
Volk also und dem Volkstümlichen, dem Wir und
der Gemeinschaft. Welche Veränderungen haben sich
vollzogen seit der Herrschaft jenes Bildungsbegriffes,
der alles, was das Volk dachte und liebte - Brauch
und Tracht, Hausrat und Lebenszuschnitt als das
»Gemeine« verwarf und nur das Denken und Ge-
baren einer geistig verfeinerten Schicht als men-
schenwürdigwollte gelten lassen! Das ganze 18. Jahr-
hundert zeigt sich weithin von dieser Anschauung
durchdrungen, und bis an die Schwelle der Gegenwart

ist sie in der Geltung geblieben. Was mit der »breiten
Masse« zusammenhing, kam für den Maßstab eines
Kulturmenschen nicht ernstlich in Betracht. Vor
der Frage, ob Kultur überhaupt je eine fruchtbare
Beziehung zur Menge des Volkes gewinnen könne,
standen die letzten Jahrzehnte des vorigen Jahr-
hunderts, ja noch die ersten des jetzigen mit einem
achselzuckenden Mißtrauen.

In besonderer Gestalt trat diese Frage auf, als es
am Beginn der kunsthandwerklichen Umwälzung
um die industrielle Erzeugung von Kulturgütern
ging. Man sah, daß die Industrie eine nicht mehr zu
umgehende Großmacht geworden war. Man begriff
namentlich, daß sie in der Waren- und Güterver-
sorgung der breiten Volksschichten eine einzigartig
wichtige Aufgabe zu erfüllen berufen war. Und da
stand nun die Industrie - die als Ausgeburt des
Kapitalismus und der Technik groß geworden war -,
dem volkstümlichen Warenbedarf unentbehrlich,
weil sie zu mäßigen Preisen liefern konnte, aber zu-
gleich geistig durchaus ungerüstet, um ihrem breiten
 
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