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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Runge, Hans: Ein Besuchszimmer vor hundert Jahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0187
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architekt carl appel-wien »bettseite der vorstehenden bauernstube mit neuem kachelofen«

Zieht man Malerei den Tapeten vor, so muß diese
einen anmutigen, aufweckenden Anblick gewähren,
ohne bunt, oder scheckigt zu sein.

Liebt man Tapeten, so müssen diese ebenfalls das
Zimmer helle machen, und von den ausgesuchtesten
Mustern sein.

Der Farbe der Wandbekleidung müssen auch die
Farbe der Fenster-Vorhänge, die Überzüge von Sofas
und Sesseln entsprechen.

Schön geschliffene Mahagoni- oder Ebenholz-,
auch Gestelle von Nußbaum verfertigt, thun eine aus-
nehmend gute Wirkung, so wie sich hierher eben-
solche Tische schicken.

Es kömmt alles darauf an, in einem solchen Zim-
mer alles in gehörigem Ebenmaß, und wie es die beste
Wirkung thut, zu stellen.

An der breitesten Wand steht natürlich das Sofa
am besten; zu jeder Seite desselben, nach der Mitte
des Zimmers vorgerückt, ein Lehn- oder Armstuhl;
an der übrigen freien Wand einige Stühle, von denen
es das Ebenmaß erfordert, daß sie in gleich weiter
Entfernung voneinander selbst und völlig gerade,

1942. VII. 3

in gleicher Entfernung von der Wand abstehen.

Man nenne dies nicht Bagatelle, oder Geringfügig-
keit; denn dem Geschmackvollen und Ordnungslie-
benden fällt das geringste Schiefe und Ungleiche, der
kleinste Verstoß gegen Ordnung und Ebenmaß auf.

Sind mehrere breite Wände in dem Zimmer, die
durch keine Thüre unterbrochen werden, so wird es
nöthig, daß man auch diese nicht bloß mit Stühle,
sondern entweder mit einem Zier-Tisch besetzet, auf
welchem eine, oder mehrere Figuren, oder vielleicht
eine Vase, eine schöne Uhr stehet. Neben diesen wür-
den dann weiter die Stühle nach dem Ebenmaß ge-
stellet werden.

Gemälde in Visitenzimmern mögen dahin gehen;
aber es müssen Gemälde von Meisterhand und in
nicht zu großen Formaten sein. Porträte taugen
nichts für ein Visitenzimmer; am allerwenigsten
eigene, und Familien-Porträte. Man muß sein liebes
Ich so viel als möglich zu verstecken suchen.

Daß die allergrößte Reinlichkeit in einem Visiten-
zimmer herrschen müsse, braucht wohl nicht aus-
drücklich bethont zu werden.« - hans runge-wierstorf
 
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