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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Tschauner, Ellie: Die bunte Schau von Hemslöjd
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0295
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AUS DEN AUSSTF.LLUNGS- UND VERKAUFSRÄUMEN DER FÖREN1NGEN SVENSK HEMSLÖJD-STOCKHOLM

DIE BUNTE SCHAU VON HEMSLÖJD

Am Norrmalmstorg, im lebhaften Geschäftszen-
. trum Stockholms, in dem weiträumigen Hoch-
haus in dessen obersten Stockwerken sich das »Hotell
Stockholm« befindet, liegen die Ausstellräume von
»Föreningen Svensk Hemslö j d«, was man mit:
»Vereinigung für den schwedischen Haus-
fleiß« übersetzen könnte.

Es war hier in Schweden genau so, wie auch sonst
vielerorts in der Welt: der Triumphzug der ein-
brechenden Industrialisierung bedrohte die seit Jahr-
hunderten gepflegte bodenständige Volkskunst in
ihrer Entwicklung und in ihrem Bestand. Sie war in
den verschiedensten Teilen des Landes verschiedene
Wege gegangen, artverschieden durch die Gegeben-
heiten der Natur und wesensverschieden durch die
Temperamentsfärbung bei den Bewohnern von Nord
und Süd, den Menschen der Küste, des Binnenlandes
und der Berge.

Blühte in waldreichen Gegenden die Schnitzerei
und Drechselei, wurde im Bereich der weiten Flachs-
felder Linnen und, mit der Schafzucht verknüpft, vor

1942. XII. 2

allem Wolle gesponnen und in mannigfachen Tech-
niken verwebt. Anderswo wandelte man Bast und
Rohr zu geschmackvollen, zierlich gemusterten Kör-
ben und Behältnissen, man schmiedete Kupfer, Eisen
oder Zinn zu Dingen des täglichen Gebrauches oder
man schuf nach altüberlieferten, immer neu abge-
wandelten Vorlagen Stickereien, die üppig und farben-
froh waren, wo Natur und Wohlstand den heiteren
Ausdruck förderten, und herber oder einfach-streng,
wo die Kargheit andere Lebensbegriffe formte.

Aus allem aber wuchs ein Spiegelbild der Landes-
eigenheiten, das zu zerbrechen den Verlust hoher
kultureller und wichtiger materieller Werte bedeutete.
Gab doch die Ausübung dieser Heimatkunst zahl-
losen Menschen, auf dem Land und in den Städten,
Zufriedenheit und Brot. Denn immer quillt aus dem
Selbstschöpferischen ein Born eigener Freude und
innerer Kraft. Um ihn ging es stärker noch als um
den ausfallenden Verdienst, den weit eher noch die
Arbeit und der Lohn in den neu entstehenden Fa-
briken hätte ersetzen können.
 
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