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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 1.1909

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Nummer 1 (1. Februar)
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Hummer 1.

internationale Sammler-Zeitung.

Seite 15.

und 18. Jahrhunderts. Zu den interessanten Stücken der Samm-
lung gehört ein aus dem Besiß der Eeipziger Weißgerber-Jnnung
stammender Rollenbecher mit getriebener Jagddarstellung, noch in
seinem Original-Gtui befindlich und ein Pokal der Rostocker Apfel-
Höckerinnen.
(Der Abbruch der „Galerie des Jllachines“.' Die
Hiederlegung der Galerie des Hlachines in Paris soll anfangs
Februar zur Tatsache werden. Die IJlalereien, die den Festsaal der
Ausstellung im Jahre 1900 schmückten, sollen in einer der öffent-
lichen Pariser Kunstsammlungen einen Plaß finden. Diese dekora-
tinen Wandgemälde stammen non Francois Flameng, Cannon, Jean-
Paul Eaurens, Rochegroße, IRaignan und anderen bedeutenden
Künstlern; sie wurden prooisorich im Depot des marbres untergebracht.
(Ulens chenle der.) Cs ist bekannt, daß die Hussiten nach
dem Tode ihres Führers Ziska mit dessen zu feder gegerbten
Haut eine Trommel überspannten, der sie eine geheimnisuolle Kraft
nachsagten. Gegenstände aus fflenschenhaut sind seitdem mehr-
fach angefertigt worden. So besitzt beispielsweise das anatomische
Institut in Berlin die zu feder gegerbte Körperhaut eines Ver-
brechers; sie stellt sich als ein ziemlich dickes, weiches, weißliches
feder dar, das gekörnt erscheint. Viel hat man Hlenschenleder zu
Bucheinbänden benüßt. So besitzt der russische Anatom Askew
eine Reihe anatomischer Werke, die in die Haut der als Hexe oer-
schrienen, wegen IHordes hingerichteten IHary Raimann gebunden
sind. Zwei Werke Sternes, das eine in die Haut einer Hegerin,
das andere in die Haut einer Chinesin gebunden, besitzt ein
fflillionär in Cincinnati. Die Hationalbibliothek zu Paris weist eine
in Frauenhaut gebundene Bibel des 15. Jahrhunderts auf.
Die merkwürdigste Geschichte aber hat ein IHenschenleder-
einband, der sich im Besiße des französischen Astronomen Flam-
marion befindet. Der Gelehrte hatte mehrfach bei Festen die
schönen Schultern einer Gräfin B. bewundert. Als sie dann starb,
ordnete sie an, daß man die Haut ihrer Schulter Flammarion
überweise, damit er sich darein ein Gxemplar seiner „Grde und
Himmel“ binde und als Andenken an sie die Worte „Souuenir d’une
märte“ in Goldbuchstaben einprägen lasse. Das geschah wirklich
und dieses in Frauenhaut gebundene Werk Flammarions gab seiner-
zeit in Paris zu mancherlei Angriffen auf den Gelehrten Anlaß.
(Der Festsaal des Hamburger Rathauses.' Dem Ber-
liner Alaler Professor Hugo Vogel, der den Festsaal des neuen
Hamburger Rathauses mit fünf großen Wandgemälden auszu-
schmücken hat, sind, wie die „Post“ uernimmt, durch Beschluß des
Senates und der Bürgerschaft weitere 65.000 IHark zur Umgestaltung
des Saales und zur harmonischen Abstimmung der Wände be-
willigt worden. Das Werk selbst geht seiner Vollendung entgegen
und wird im Juni mit einer großen Feier, für die man auch die
Anwesenheit des deutschen Kaisers erwartet, der Öffentlichkeit über-
geben werden. Die Gemälde stellen Kulturabschnitte dar, wie sie
sich auf hamburgischem Boden entwickelt und abgespielt haben;
sie schließen mit dem modernen Hafen ab, wie er sich heute
darbietet.

fßuseen.
(Gine neue Erwerbung des Deutschen JTluseums in
Berlin.) JTlünchener Blätter meldeten kürzlich oon einer Heu-
erwerbung eines altberühmten Kunstschaßes durch die Verwaltung
des Deutschen IHuseums in Berlin. Es handelt sich um zwei
Zimmer aus dem auf bayerischem Boden in nächster Höhe der
österreichischen Grenze gelegenen Schloß Tri eben buch in der
Salzburger Gegend. Die beiden Zimmer haben alte Decken, Ver-
täfelung, Portale mit Renaissance-Schnitzereien und anderen origi-
nellen Figürchen. Ihre Entstehungszeit ist zwischen 1520 und 1540
anzuseßen. Dr. Hermann Voß hat im Auftrag oon Geheimrat
Bode kürzlich das Schloß besichtigt und daraufhin den Ankauf
bewerkstelligt.
(Gin internationales Polarmuseum) ist am 15. Jänner
in Brüssel eröffnet worden. €s gliedert sich in zwei Abteilungen,
in eine historische und eine moderne. In dermodernen Abteilung ist
eine große Anzahl uon Gerätschaften, Schlitten und anderen Trans-
portmitteln ausgestellt, die der Polarforscher braucht.
(Das Seganfini-Illuseum in St. IHoriß) wurde am
15- Januar feierlich eröffnet. Über den Bilderbestand werden wir
'n der nächsten Hummer berichten.

(Gin historisch-diplomatisches IHuseum.) Der Bib-
liothekar des französischen IHinisteriums des Äußern Bertram
hat, wie wir den „Hlünchn. Heuest. llachr.“ entnehmen, seiner
Bibliothek ein interessantes IHuseum angegliedert, in dem eine
Anzahl uon denkwürdigen Erinnerungen an große Staatsmänner
und an wichtige diplomatische Greignisse zusammengebracht ist.
In einem Glaskasten finden sich nebeneinander ein Ring, den der
Uhrmacher Haudorff, der bekanntlich für einen Sohn Eudwig XVI.
galt, Jules Saure geschenkt hat. Der Siegelstein darin wurde beim
Siegeln des Vertrages uon Frankfurt benußt; zwei große ganze
Federn haben Bismarck dazu gedient, den Waffenstillstand und
die Friedenspräliminarien des Krieges uon 1870—71 zu unterzeichnen;
sie sind uon der Dame aufbewahrt worden, bei der Bismarck
in Versailles wohnte. Jn einem Glasbehälter befindet sich der
Federhalter, mit dem die Friedenspräliminarien unterzeichnet wurden.
Gin simpler Federhalter für zwei Sous erhält dadurch seine geschicht-
liche Bedeutung, dafj mit ihm Gambetta sein Entlassungsgesuch
unterzeichnete. Gr ist uon Hanotaux aufbewahrt worden. Außer-
dem besitzt das IHuseum mehr als 500 historisch interessante
Radierungen, Eithographien und Zeichnungen, die alle zur Geschichte
der Diplomatie in letzter Beziehung stehen. Gine Reihe uon
Porträts, Autogrammen, Erinnerungsmedaillen, Siegeln und sonstigen
Kuriositäten ueruollständigen die interessante Kollektion.
(Bilderdiebstahl im Huten-Czapskischen IHuseum.)
Anfangs Jänner wurden aus dem gräflich Huten-Czapskischen
IHuseum in Krakau zwei Bilder gestohlen, worüber jeßt die
Direktion nähere IHitteilungen ueröffentlicht. Gs ergibt sich daraus,
daß die Bilder italienische Temperamalereien aus dem 15. Jahr-
hundert uon einem unbekannten Kleister waren. Das eine Bild
stellt die Geburt Christi dar. Huf rotem Eager sißt rechts die
IHadonna in dunkelblauem Gewände, mit dem Kindlein in rotweißen
Windeln an der linken Seite. Vorn kniet der heil. Josef mit erhobenen
Händen; neben ihm sind zwei Ziegen zu sehen, hinter IHaria ein
Ochs und ein Esel. Der Hintergrund und der ornamentierte Hei-
ligenschein sind uergoldef. Der schmale Rahmen ist spätere Arbeit.
Der Hintergrund ist teilweise geborsten, an den Seiten ist die Farbe
ein wenig abgebröckelt. Das Bild ist 25'5 Zentimeter hoch und
10'8 Zentimeter breit Das zweite Bild, uon genau derselben Größe
stellt den Gekreuzigten dar; die Fleischfarbe ist grünlich, der
Heiligenschein uertieft ornamentiert; unten links ist IHaria in
dunkelblauem Gewände, rechts der heil. Johannes in dunkelgrünem
IHantel. Der Hintergrund ist uergoldet, rings an den Rahmen mit
einem geprägten Ornament uersehen. Der schmale Rahmen ist
neuzeitlich. Die Farbe an den Seiten ist teilweise abgesprungen.
Beide Bildchen sind altersdunkel. Die Direktion des JTluseums
bietet 200 Kronen für die Wiedererlangung der gestohlenen Bilder.

Ausstellungen.
Berlin. Anläßlich des 50. Geburtstages des Kaisers Wil heim II.
(27. Jänner) ueransfaltete die Akademie der Künste eine Schadow-
Husstellung. IHehr als 100 Plastiken und 150 Zeichnungen des
Kleisters sind da uereint.
— Berliner Sezession. Ausstellung uon Werken fflax
Klingers.
— Ausstellung „Die Dame“ im Hohenzollern-Kunstgewerbe-
hause.
Budapest. In den Ausstellungssälen des „Köngues Kalmar“
Austeilung uon Werken der ungarischen IHalerin Ritta Boern.
Cinz. Festsaal des IHuseums „Francisco-Josephinum“: Größere
Ausstellung oon alten und neuen Gx libris. Stark uertreten ist
IHaximilian Ei eben wein.
Wien. Hofbibliothek. Zimelienausstellung.
— Künstlerhaus, I., Karlsplaß 5 : Aquarellausstellung bis
12. Februar. fflärz: Frühjahrsausstellung.
— Sezession, I., Friedrichstraße 12: Brangwyn. — Fischer.
Rösch.
— H a g e n b u n d, I., Zedlißgasse 6: Ausstellung des IHünchener
Professors Hier! Deroneos. Acht lebensgroße Bildnisse des Papstes
Pius X.
— Galerie IHiethke, I., Dorotheergasse 11: Vorschau uon
Arbeiten österreichischer Amateure, die für die im lllärz d. J. oon
der Sociefe Artistique des Amateur im Pauillon d’Alcazar zu Paris
(Champs Elysees) zu eröffnenden Amateurausstellung bestimmt sind.
200 Stück, hauptsächlich Bilder, Plastiken und kunstgewerbliche
Gegenstände. Der Ausstellung wurde auf ein lebensgroßes Bildnis
Kaiser Ferdinands einuerleibt, das 1839 uon F. 6. Waldmüller
 
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