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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 1.1909

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Nummer 2 (15. Februar)
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Hummer 2.

Internationale Sammler-Zeitung.

Seite 19.

rno er, überall zeichnend und studierend, neue Ratur-€in-
drücke sammelte. Seine sechs kleinen Ansichten aus JTlödling
roaren die erste frucht dieses Ausfluges. Illit Unterricht-
geben und allerlei Brotarbeiten, auch durch den Erlös für
einige Ölgemälde gelangte Eoos endlich in die tage, seine
so sehr zeitraubende Eehrerstelle niederzulegen, um sich
vollkommen frei der Kunst zu widmen. Ein Aufenthalt
beim Grafen Zichy (1823) in den Karpathen sagte den
malerischen Intentionen unseres jungen ITleisters sehr zu.
Ein größeres Bild aus ITlotioen dieser Gegenden legte hie-
von Zeugnis ab. Hach Wien zurückgekehrt, lernte friedr.
Eoos anläßlich der Anfertigung einer Zeichnung nach einer
Ruysdael’schen Eandschaft in der Esterhazy-Galerie den
kunstsinnigen Baron non Speck aus Eeipzig kennen, der
ihn einlud, an den Illustrationen des Katalogs seiner
Sammlung teilzunehmen. Eoos nahm die Einladung an
und kehrte 1826 nach Wien zurück, nachdem er sich noch
in Dresden und Prag studienhalber eine Zeit lang aufge-
halten hatte. Hach kurzem Verweilen in Wien begab sich
der Künstler nach Salzburg, wo er freunde hatte, und oor
allem aber, wo er Gelegenheit fand, Bilder aus der herr-
lichen Umgebung und auch oon der malerischen Stadt
selbst zu schaffen. Damals mar Salzburg auch noch bis
in alle Winkel hinein eine malerische Stadt, und als ich
1852 das erstemal dahin kam, mar alles noch unverändert.
Denke ich nur an die herrlichen Uferpartien der Salzach,
wo jetjf einerseits die Schwarzsfraße läuft und gegenüber
der Stadtpark angelegt ist, oder an die malerischen Häuser-
gruppen im sogenannten „Stein“ mit dem so köstlichen
Ufergerümpel und den färbereien, dann weiters an die
heute größtenteils vertilgten festungstore und mauern. mit
den schönen Terrains und prachtvollen Bäumen, wie ja
überhaupt der Salzburger moorbaden dem Baumwuchse
günstig ist, so geht mir das Herz auf. Das lAüllentor
ließ man bis jeßt noch stehen, aber gewackelt hat es schon
einmal, doch nahmen sich einige Salzburger, darunter
namentlich der oor kurzem verstorbene JTlaler und Pro-
fessor JTlayburger darum an — und so erfreut man sich
heute noch an der prächtigen alten Durchfahrt — freilich
zum Ärger der unerbittlichen „Straßenverkehrserweiterer“,
die kein Erbarmen kennen und so das Einzertor zu fall
brachten. Dort nahm man seinerzeit, wenn der fremde
einfuhr, die Pässe ab. Ja, wunderschön war's einst in
Salzburg, es war in der Tat eine Stadt voll Romantik und
malerischen Reizen.
]n Salzburg lernte Eoos den Kosmoramenmaler
J. Al. Sattler kennen, welcher sich mit der Idee trug
und auch schon mit den Vorarbeiten beschäftigt war, ein
großes Panorama oon Salzburg zu malen, wobei er sich
jedoch nicht künstlerisch stark genug gefunden haben
mochte und sich demnach mit Eoos oerband. Dieser packte
auch sofort die Arbeit energisch an, so daß er schon im
Jahre 1829 damit zustande kam. Dasselbe Panorama
wurde oon dem jüngeren, oor wenigen Jahren verstorbenen
Sattler an die Stadt Salzburg geschenkt, woselbst es eine
bleibende Sehenswürdigkeit geworden ist.
friedrich Eoos seßte nun seine Studien eifrigst fort,
wobei er mit Aufträgen von Wien und ITlünchen bedacht
ward. 1835 kehrte er mit seiner frau nach Wien zurück.
Im Sommer 1840 bereiste er Istrien, um sich da für eine
Reise nach Italien vorzubereiten. Doch erst nach Ablauf
oon sechs Jahren konnte er dieselbe in’s Werk seßen und
1846 trat er in Begleitung seiner frau die Romfahrf an.
Er nahm den Weg über Graz, Eaibach und Triest, besuchte
Venedig, Bologna und florenz, um sich endlich in Rom
niederzulassen. Die Panoramamalerei in Salzburg hatte
ihn angeregt, zwei große Rundgemälde zu schaffen, deren
eines die antike Stadt Rom, das andere das heutige Rom
darstellen sollte. Beide Bilder waren schon im Jahre 1851

fertiggestellt, troßdem unser rastlos schaffender Jlleister
nebenbei auch eine Anzahl oon Staffeleibildern malte. In
Rom ausgestellt, fanden diese zwei Rundbilder der ewigen
Stadt den allgemeinsten Beifall und so entschloß er sich, seine
Werke auch weiters in der Weit zu zeigen. In Düsseldorf,
wo er sie zuerst ausstellte, wurden sie sowohl vom Publi-
kum als auch oon der Künstlerschaft höchst beifällig auf-
genommen. In Berlin bewilligte man ihm zur Ausstellung
den großen Saal der Akademie der bildenden Künste und
ebensolchen Erfolg hafte er damit in Bremen, Hamburg
usw., woselbst er allenthalben reichliche Anerkennung
und Aufträge fand. So wurde er vom Großherzog oon
Oldenburg, dem seine Rundbilder so sehr gefielen, berufen,
um für ihn eine Reihe oon Aufträgen zu vollführen. Kurz,
es war ein reichhaltigst künstlerisch betätigtes Eeben, das
friedrich Eoos im Auslande führte, während man ihn hier
fast vergaß.
nachdem er noch in Kopenhagen eine große Aus-
stellung seiner Werke veranstaltet hatte, nahm er im
Hooember 1853 zu Kiel sein Standquartier, von wo aus
er Reisen nach Schweden und Horwegen unternahm. In
Christiania veranstaltete er eine Kollektivausstellung seiner
Werke, sodann bereiste er 1857 Holstein, um endlich nach
den mannigfaltigsten führten und Aufenthalten im Jahre
1863 die vakant gewordene Stelle eines Zeichenlehrers an
der Universität in Kiel als quasi Ruheposten anzunehmen,
wo er auch hochbetagt im Jahre 1890 starb.
friedrich Eoos hat neben vielen Aquarellen und
Zeichnungen etwa 160 Ölgemälde vollendet, die insgesamt
nicht dem großen Effekt huldigten, jedoch auf naturtreue
und guter, technisch sehr ausgereifter Behandlung fußten.
Wie dieser Künstler es ernst genommen hat mit seiner
Kunst, das liest man aus all den Werken seiner Hand
heraus. Er war in all seinem künstlerischen Beginnen
einer ehrlichen Anschauung der Hatur gefolgt; be-
wußt und abgeklärt und ebenso frei von jeder ITlanieriertheit
treten uns daher seine Werke entgegen, die wir wohl
zumeist in der weiten Welt suchen müssen. Hier sind
mir nur sehr wenige Bilder zu Gesicht gekommen, aber
was ich sah, entsprach durchaus dem eben Gesagten.
Andresen führt in seinem Werke „Die deutschen lllaler-
Radierer“ wohl eine Anzahl von Gemälden auf, die sich
teils in Wien, teils in Salzburg, Graz und anderen Orten
befinden und es wäre gewiß interessant, einmal eine
Kollektivausstellung der sicherlich noch aufzubringenden
Werke oon friedr. Eoos. zu veranstalten, um uns diesen
wenig bekannten Künstler näher zu bringen, wie ja wohl
derartige Ausstellungen aus der guten alten Wienerzeit
immer freundliches Entgegenkommen von Seiten des Pub-
likums und der Sammler finden werden.
An Originalradierungen und Reproduktionen nach
Bildern verzeichnet Andresen 27 Blatt verschiedenen Inhaltes.
Von Porträts, die Eoos schuf, dürfte vor allem das 1843
in Wien gemalte Bildnis des vom Jahre 1848 her bekannten
Schriftstellers und Volksredners franz Schuselka oon Interesse
sein. Das Selbstporträt des Künstlers ist vom Jahre 1837.
Alle diejenigen, welche sich genauer mit den bekannten
Werken des Künstlers zu befassen wünschen, verweisen
wir auf die Eiste der Bilder, Radierungen und Eithographien,
welche Andresen in seinem Werke führt. In dem
alten heute ganz und gar umgebauten Gasthause am
Kahlenberg sah ich oor vielen Jahren in dem ITlittel-
saale des Gebäudes, an der dem fernster gegenüber-
stehenden Wand, eine mit schwarzer Eeimfarbe panorama-
artig, jedoch sehr tüchtig gemalte Ansicht von Wien,
die jedenfalls nicht von einem gewöhnlichen JTlaler her-
rühren konnte. Vielleicht war der Schöpfer dieser reizend
gezeichneten Ansicht friedrich Eoos, der in den Vierziger-
jahren längere Zeit in Klosterneuburg domizilierte und
 
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