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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 1.1909

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Nummer 3 (1. März)
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i lummer 3.

internationale Sammler-Zeitung.

Seite 47

Ringe.
(Die Auktion Tarnoczy), die mir in Hr. 2 besprochen
haben, hatte ein außerordentlich günstiges Resultat. Das „Dorotheum“
hat alle 393 Ringe an den JTlann gebracht, der Gesamterlös beträgt
19.800 Kronen, einzelne Stücke erzielten sehr hohe Preise, so
wurde der uon uns reproduzierte Gmailring mit dem Totenkopf
um 1550 Kronen losgeschlagen, für den jüdischen Trauring aus dem
17. Jahrhundert wurden 310 K gezahlt. Denselben Betrag er-
reichte auch ein antiker Ring mit ägyptischer Inschrift. Ein Ring
mit dem Kopfe eines Casars ging um 100 Kronen, ein Ring aus
dem 18. Jahrhundert mit Rubin und kleinen Brillanten um 120 K
ab. Sür den Verlobungsring mit der Inschrift „Was Gott zusammen-
gefügt, soll der IHensch nicht trennen“ zahlte man 70 Kronen, für
einen Ring mit der gr. Inschrift „Code“ 137, für einen Ring mit
acht Tafelbrillanten in Silber gefaßt 167 Kronen. Bei den übrigen
Ringen schwanken die Preise zwischen 10 und 120 Kronen.
Waffen.
(Die Sammlungen des Direktors Ängst') Die Sirma
I. 111. Heberle aus Köln hat am 18. u JU in Zürich eine Kollektion
alter und sehr interessanter Waffen zur Versteigerung gebracht.
Einen seltenen, reich uerzierten Schweizer Dolch erstand das
schweizerische Eandesmuseum; eine schöne, gut erhaltene Reiter-
standarte aus dem 17. Jahrhundert mit dem Wappen der Bourbons
und der Denise: „Ilion Dieu, Jüan Roi, lila Dame“ wurde um den
Preis nan 700.— ?rs., ein deutsches Richtschert um 250' - Srs.
losgeschlagen. Die Waffen stammen aus dem Besiße des früheren
Direktors des Eidgenössischen Eandesmuseums Dr. Angst in Zürich.

Uerschieöenes.
(Eine Tolstoi-Ausstellung in St. Petersburg.) Jüan
schreibt uns aus St. Petersburg: In der Akademie werden um-
fassende Vorbereitungen zu einer Tolstoi-Ausstellung getroffen,
die anfangs Hlärz eröffnet werden soll. Alles wertvolle JTlaterial,
das in Jaßnaja Poljana, dem Wohnorte des Dichterphilosophen,
sowie im Tolstoi-Zimmer des Rumanczew-ffluseums in Hloskau
uorhanden ist, soll da Bereinigt sein. Jaßnaja Poljana schickt u. a.
auch alle Ahnenbilder Tolstois; die fflanuskripte, Tagebücher etc.
werden uon der Gattin des Dichters dem Bildhauer Günsburg
persönlich übergeben, der dafür die Verantwortung übernimmt.
Die Verlagsfirma „Poßrednik“ in Petersburg, das ffluseum Ale-
xanders HI. und die kaiserliche Bibliothek haben sich in entgegen-
kommender Weise bereit erklärt, der Ausstellung ihr Tolsfoi-
niaterial zu überlassen. Sehr bedauert wird, daß die wertoollen
in Eondon befindlichen lllanuskripfe nicht zu haben sind; Tschert-
kow, in dessen Obhut sie sich befinden, hat die Zustimmung zur
Auslieferung uerweigert, weil er der Zensur nicht traut, durch deren
Hände die Sendung gehen muß.
(5ür die Erhaltung uon archäologisch wichtigen
Gegenständen in Istrien.) Der „Osseruatare Triestino“ berichtet:
Die küsfenländische Sfatfhalferei hat an die Bezirkshouptmann-
schaffen in Istrien und an den Stadtmagistrat Rouigno folgenden
Erlaß gerichtet: Es besteht die dringende Gefahr, daß bei der
gesteigerten Bautätigkeit in Istrien, namentlich in den an der Ost-
küste gelegenen Gemeinden, der Charakter der alfistrianischen,
ländlichen Architektur uernichfet wird. Diese Bautätigkeit bringt
aber auch die Gefahr, daß manches uon dem alten Bestand an
alten Architekturstücken und Inschriften spurlos uerschwindet, indem
es uon den ländlichen Baumeistern als Baumaterial bei Heuhaufen
rücksichtslos uerwertet wird. Über Ersuchen der Zentralkommission
für Kunst- und historische Denkmale in Wien werden die Behörden
eingeladen, die Gemeindeoorstehungen über den Wert dieser alten
Inschriften und Architekturdetails zu belehren, die nicht nur für
die wissenschaftliche Forschung uon Interesse sind, sondern dem
Orte selbst, soferne sie gewissenhaft bewahrt werden, zur Zierde
gereichen und die ihm zukommende geschichtliche Bedeutung sinn-
fällig machen.
(Gin gerettetes Kunstwerk.) Aus ITlessina kommt die
Hachrichf, daß es gelungen sei, die Kreuzabnahme uon Colijn
de Cote aus dem ITluseo Ciuico aus den Trümmern zu retten.
Über das Schicksal der beiden großen Altargemälde der Cara-
uagio herrscht noch Ungewißheit.
(Ein Spißendiebstahl in Venedig.) Aus der Eagunen-
sfadt wird berichtet: Im Dome uon Berano sind aus der Sakristei
zwei Spißen, die einen Werf uon 120.000 Eire repräsentieren, ge-
stohlen worden. Von den Tätern hat man keine Spur.

(Eine Porzellanausstellung in Berlin.) Zur Erinne-
rung an die Erfindung des Porzellans uor 200 Jahren wird im
Juni 1910 in Berlin eine Porzellanausstellung ueranstalfet werden,
an der sich unter anderem auch die meißener und die Berliner
kgl. Porzellanmanufakturen in großem Umfange beteiligen werden.
Diese Porzellanausstellung wird einen Teil der zweiten Ton-, Zement-
und Kalkindustrieausstellung bilden, die am 10. Juni 1910 in
Treptow eröffnet wird. Der Clou dieser Ausstellung soll eine Rekon-
struktion des Trierer Kaiserpalastes sein. Vom Senster einer
römischen Villa aus erblickt man das riesige Diorama des antiken
Kaiserpalastes.
(Das kostbarste Taschentuch der Welt.) Über die
„Fürsten als Sammler“ ist schon uiel geschrieben worden. Ulan
weiß, daß uiele der Großen dieser Erde ihre freien Stunden mit
der Vermehrung und Ordnung uon allerhand Sammlungen aus-
füllen, und daß sie sich dabei uon wissenschaftlichen Aspirationen,
uon Sportlusf oder auch nur uon der Vreude an schönen und kost-
baren Gegenständen leiten lassen. Die IHünzsammlung des Königs
Viktor Emanuel III. uon Italien erfreut sich unter den Gelehrten
eines uerdienten Rufes, uon der Briefmarkensammlung des Prinzen
uon Wales wissen die Philatelisten Wunderdinge zu erzählen und
die Königin-Witwe Illargherita uon Italien nennt eine Kollektion
echter Spißen ihr eigen, wie man sie nirgends herrlicher finden
würde, man beziffert den Wert dieser Kollektion auf Hlillionen.
Das wertoollste Stück in ihr soll ein Taschentuch sein, das aus
den frühesten und seltensten uenezianischen Spißen besteht, uner-
reicht in seiner Art ist und aus dem Ende des 15. Jahrhunderts
stammt, man schäßt den Wert dieses leichten Tüchleins auf
100.000 Eire. Ulan erzählt, daß der Königin schon uon amerikani-
schen millionärsfrauen das dreifache dieser Summe geboten wurde,
natürlich uergeblich, denn eine Königin kann wohl Taschentücher
sammeln, aber nicht mit Taschentüchern Handel treiben.
(Gefährdete Kunstschäße.) Wie ausVrascati gemeldet
wird, droht der Campanile des ehemaligen Basilianerklosters Grotta
Serrata, dessen Kirche bemerkenswerte Fresken uon Domenichino
(1610) enthält, einzustürzen. Dadurch sind nicht allein die ITlalereien
Domenichinos gefährdet, sondern auch außer anderen Kunstdenk-
mälern byzantinische Fresken aus dem 13. Jahrhundert, die erst
im Jahre 1906 entdeckt wurden. Das italienische Kultusministerium
ist um schleunige Sicherung der Kirche und ihrer berühmten Kunst-
schäße gebeten worden.
flßuseen.
(Gin Courbetsaal im Hlusee du Petit Palais.) Die
Schwester Gustaue Courbets hat, wie wir französischen Blättern
entnehmen, dem Hlusee du Petit Palais sechs Werke ihres be-
rühmten Bruders, die zu seinen charakteristischesten gehören, zum
Geschenke gemacht. Es sind dies die Porträts uon Hladame Zelie
Courbet, IHademoiselle Juliette Courbef, das seines Vaters und
Courbets Selbstporträt mit dem Hund, überdies „Ees Amants dans
la Campagne“ und „Eestrois Baigneuses“. Die Werke Courbets erhalten
ihren Plaß in einem besonderen nach dem lllaler benannten Saale.
(Große Diebstähle im moskauer llluseum.) Aus
Petersburg wird gemeldet: In der russischen Hofgesellschaft wird die
Affäre des Bilderdiebstahls im moskauer „Rumjanzew-llluseum“ uiel
besprochen. Es wurde zuerst uon einem Kenner bei einem bekannten
Antiquar ein alter Kupferstich entdeckt, uon dem sich nur ein ein-
ziges Exemplar in dem genannten llluseum befand. Der Vorfall
gab Anlaß zu einer Reuision der Kupferstichsammlung des IHuseums
u id es stellte sich nun gar bald heraus, daß dreihundert der
kostbarsten und seltensten Blätter fehlten. Hach wochenlangen
Hachforschungen kam man endlich dahinter, daß ein begüterter
Herr, Kosnow mit Hamen, der im Kupferstichsaal arbeitete, einen
Kupferstich nach dem andern entwendete und dann bei einem
Antiquar uerkaufte, der angeblich uon der Prouenienz der Stiche
keine Ahnung hatte. Ein Teil der entwendeten Kostbarkeiten scheint
unwiederbring ich uerloren, da er ins Ausland uerkauft wurde; die
Stücke, die in russische Priuatsammlungen gelangten, ist man
wiederzugewinnen bemüht.
(Die Sammlung für deutsche Volkskunde) im llluseum
für Völkerkunde zu Berlin hat eine Brautkrone und einen Bräuti-
gamsschmuck aus Franken angekauft. Die ethnologische Abteilung
überwies eine Sammlung uon Trachtenfeilen und bäuerischen Ge-
räten, besonders aus Deutschland, Schweden und Dänemark. Von
Geschenken seien erwähnt, ein sogenannter schmerzhafter Rosen-
kranz aus Vilshofen in Hiederbayern, eine litauische Sischermüße
aus Ostpreußen und silberuergoldeter Haarschmuck aus Westfalen.
 
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