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Seite 50.

Internationale 5 a m m I e r - Z e i t u n g.

Hummer 4.

erfahrenen bischer nom pfahlbaureichen Bielersee aus der
Schweiz kommen. Wir begannen mit Schleppneßen zu
fischen — und. siehe da, der fischfang glückte über Er-
warten. Gleich am ersten Tage machten mir reiche funde.
Die Ehre meines geliebten Rttersees mar gerettet und meine
auch. Was die Euftschiffahrt betrifft, so hat es damit fol-
gende Bewandtnis. Ich habe keine Euftschiffahrt unter-
nommen, um in der Euft zu sammeln; mein freund Graf
Hugo Kalnoky hat mir nur aus Dankbarkeit für eine
Einladung zur Teilnahme an einer lustigen Ballonfahrt
nach glatter Landung im Marchfeld eine oon mir lange
vergeblich umworbene Waffe seiner Sammlung verehrt,
einen Schwert- oder Pilgerstock (Brandistocko).
Hach diesen allgemeinen Bemerkungen nun einige
über meine Sammlungen selbst. Eine besondere Vorliebe
hatte ich stets für das Sammeln non Schwertern. Das
Schwert ist ja auch oon jedem Standtpunkte betrachtet,
die edelste unter allen Waffen Wie die Sänger des Mittel-
alters berichten, wurde es mit göttlichem Beistände ge-
schmiedet und köstlichen Zauberkräften ausgestattet, so
daß es nicht zu brechen und überhaupt unüberwindbar
war. Es gab seinem Träger den Sieg über alles feindliche,
ob Geist, Mensch oder Getier. Die Lanze, welche in weiterer
Entfernung traf, konnte auch den Kräftigeren, den Ge-
wandteren verwunden, aber schließlich, wenn sie brach,
griffen die Kämpfenden doch zum Schwert. Der Schwert-
kampf war der ritterlichste, der gerechteste, nur mit dem
Schwerte haben die deutschen filmen ihre berühmten
Schwabenstreiche geführt.
Groß war die Rolle des Schwertes als geheiligtes
Symbol. Beim Ritterschlag aeredelte seine Berührung,
zwischen Mann und frau auf das Eager gelegt, hatte es
eine nicht zu mißverstehende Bedeutung und dem am
Schlachtfelde sterbenden Krieger galt es als Kruzifix, nor
welchem er sein leßtes Gebet verrichtete, wie es 1524
am Schlachtfelde oon Gattinara der sterbende Bayard, der
Ritter ohne furcht und Tadel, getan. Ruf die Klinge des
Schwertes wurden die Eidesfinger gelegt. Das Schwert
diente als Rechtssymbol, um dos Eigentumsrecht und die
Macht zu dokumentieren.
Ein interessantes Beispiel hierfür liefert die Sage non
den 13 Schwertern auf der Wartburg. 1067, als der ge-
haßte Markgraf non Thüringen, Otto Graf oon Orlamünde,
ohne männliche Erben gestorben war, sein Rachfolger
Eckbert I. non Braunschweig nach wenigen Monaten starb
und für dessen minderjährigen Sohn Eckbert II. der Vor-
mund Dedo oon der Eausiß die Verwaltung der Mark-
grafschaft übernahm, strebte der in Thüringen seßhafte,
dem Hause der Salier angehörige Graf Eudwig der Springer,
der Vater des ersten Eandgrafen Eudwig, nach dem Be-
sitze jenes Bergrückens, der die wichtigsten Täler im
Thüringerwald beherrscht und ihm den Schlüssel zur Macht
über einen großen Teil des Eandes geben sollte. Lim dieses
zu erreichen, rief er die Ritter seiner Gefolgschaft zu-
sammen, befahl ihnen, ihre Helme mit Erde aus seinem
Besitze zu füllen und nächtlicherweile auf jenen Bergrücken
zu tragen, um sie dort in einem solchen Umkreise aus-
zubreiten, dafj eine Burg darauf Platz hätte. Des Morgens
ließ er, um den Beweis zu führen, dafj diese Erde wirklich
seine Erde sei und er der rechtmäßige Eigentümer des
Berges, in der Mitte des Platzes 12 Schwerter strahlen-
förmig auflegen und sein eigenes, reich verziertes Schwert
stieß er im Mittelpunkte des Schwerterkreises mit Gemalt
tief in die Erde. Dadurch und durch einen Eid, den er
und die Seinigen leisteten, daß ihm die Erde gehöre,
dokumentierte er sein Recht, an dieser Stelle die Wartburg
zu erbauen, in so wirksamem Maße, daß niemand wagte,
ihn an der Erbauung zu hindern.
Die Sage erhielt nor einigen Jahren die historische

Beglaubigung. Bei Hivellierungsarbeiten fand man an einer
ziemlich in der Mitte der Burg gelegenen Stelle, nicht sehr
tief unter der Oberfläche, 12 strahlenförmig liegende
Schwerter aus der Wende des Xi. Jahrhunderts und in
der Mitte ein reicher uerziertes Schwert senkrecht in der
Erde steckend. Dieser fund wurde, wie mir Se. königl.
Hoheit, der jüngst verstorbene Besißer der Wartburg, Groß-
herzog Alexander non Sachsen-Weimar, selbst er-
zählte, in einem reservierten Raume der Burg, auf einem
Tische, unter Glasplatte verwahrt, aufgestellt.
Es entspricht dem Ansehen des Schwertes, daß es
mit dem schönsten Schmucke bedacht wurde. Gold, Silber,
Edelsteine, antike Kameen und heilige Reliquien verwandte
man, den Griff und die Scheide zu zieren. In Tauschier-
arbeiten glänzten die franken. Sie hatten diese Kunst
schon oon altersher geübt. Ruch ihre Klingendamaszierungen
waren vortrefflich. Der Damast, Wurmbunt genannt, kam
nicht, wie man allgemein annahm, aus dem Orient, er
war schon früh im Abendlande heimisch. Biortel soll einer
der gewandtesten Damastschmiede gewesen sein. Geschickte
Klingenschmiede oerstanden die Kunst, in eine Durch-
brechung der Klinge frei laufende Perlen und Edelsteine
einzuschmieden. Im XV. Jahrhundert finden sich Durch-
brechungen, die man Giftzüge, allmelles ä fenetre, nannte.
Die steirischen und die Passauer Waffenschmiede arbeiteten
ununterbrochen oon der vorrömischen Zeit an bis heute.
Passau schlug sein Wappen, den Wolf, in die Klingen,
die hochgeehrt und oiel gesucht, deshalb auch oiel gefälscht
wurden. Selbst die Solinger Meister verschmähten nicht,
es zu tun, und auf vielen italienischen, ja sogar orienta-
lischen Klingen findet man ein wolfähnliches Tier einge-
schmiedet. Passau hatte die ersten mit Gesenk geschlagenen
Marken.
In Skandinavien, Island und Irland sollen wohl
Goldschmiede und fiussfattungskünsfler oon großer Ge-
schicklichkeit tätig gewesen, aber keine Waffen geschmiedet
worden sein. Es ist aber schwer anzunehmen, daß die
nordischen Krieger, welche in allem gewandt und tüchtig
waren, nicht auch selbst ihr vorzügliches Eisen zu Klingen
geschmiedet haben, sondern nur immer im Süden auf
Schwertraub ausgegangen sein sollen, und zwar so gründ-
lich, daß man diese Gattung Schwerter nur mehr im Horden
findet und im Süden nur an jenen Stellen, wo Hermannen
gekämpft und sich niedergelassen haben. In den Ländern
der franken und in Burgund, wo die geraubten Schwerter
erzeugt morden sein sollen, findet man absolut kein solches.
In Italien führten die Brescianer Klingenschmiede ihren
Ursprung bis in die etruskische Zeit hinauf. Die Klingen
des flndrae ferrara waren besonders im Horden gesucht.
Merkwürdigerweise soll man Klingen mit dem Hamen
dieses Meisters gezeichnet auch bei den Tscherkessen im
Kaukasus finden. In Spanien übernahm Toledo die Kunst
der maurischen Waffenschmiede.
Es würde zu weit führen, wollte ich es unternehmen,
die verschiedenen Schwertformen zu charakterisieren, das
Schlagschwert, Bohrschwert, Stoßschwert, den Panzerstecher,
das Ahlschwert, die schottische Claimore, den Kaßbalger,
die Bordelaise, den Coufelas etc. etc. Hier soll nur von
den Kreuzschwertern des XI. bis XIV. Jahrhunderts die
Rede sein. Es gibt deren eine große Anzahl, obwohl im
frühen Mittelalter das fußvolk keine Schwerter führte,
sondern nur Stangenwaffen, fixte, kleine Hiebwaffen und
Dolche. Man findet sie überall, wo die abendländischen
Völker kämpften. Die fundstellen sind die Schlachtfelder,
die Grüfte, der Schutt gebrochener Burgen und Türme,
zerstörter Bollwerke der Städte, seichte Stellen der Seen,
Sümpfe und flüsse, aus denen sie, meist von Schotter-
klumpen umgeben, zuweilen mit einer fast durchsichtigen,
glasurähnlichen Schicht, der sogenannten Wasserpatina,
 
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