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Seite 106.

Internationale Sammler-Zeitung.

Rümmer 7.

kann er sich darüber freuen; denn Dielleicht ist niemals ein
Epigramm so teuer bezahlt morden. In demselben Kataloge wird
noch eine andere interessante JTlitteilung gemacht. Hauff te 1t
Eudwig Tieck in einem Briefe aus dem Jahre 1827 mit, dafj er
sich mit der Absicht trage, die Tiroler Sreiheitskämpfe des Jahres
1809 in einem historischen Roman darzustellen: „Ich liebe Gegend
und Volk jener Berge, und in neueren Zeiten scheint mir kein
Bild so interessant wie dieser Streit zwischen reinem Patriotismus
und dem Ehrgefühl einer stolzen Armee, zwischen redlichen, ein-
fältigen Sitten und den Erfindungen und Künsten der manschen.
Ich fühle nun in mir ein Bedürfnis nach Trost und Ermunterung
zu diesem Werk und lieber lasse ich das Bild in seinen ersten
Umrissen, als dafj ich so ohne ihre Zustimmung beginne.“ Dieser
Roman, dessen Sujet angesichts der beoorsfehenden Zentennarfeier
besonderes Interesse verdient, ist in den ersten Anfängen stecken
geblieben.

Bibliophilie.
iCrispis sizilische Bibliothek) ist durch Schenkung an
die S‘adt Palermo gekommen. Die Bibliothek enthält 700 Druck-
werke zur Geschichte Siziliens, die zum Teil bis ins 15. Jahrhundert
zurückgehen.
(Ex libris Castro.) Expräsident Castro besafj, wie sich
das für einen mächtigen Herrscher geziemt, in seiner Villa del
Paradisio auch eine Bibliothek. Der Sigaro weif] darüber folgendes
zu berichten: Castro bestimmte einen Saal im Parterre der Villa
als Bibliotheksraum und lief] die Regale für die Bücher in der
Weise herrichten, dafj zur ebenen Erde die Bücher großen Formats
Aufnahme finden, auf einer Galerie die Bücher mittleren Umfanges
und ganz oben unter der Decke des Saales die ganz kleinen Bücher
unfergebracht werden sollten. Die Handwerker führten diesen
Auftrag auch prompt aus, und der Herr Präsident war zufrieden,
llun kamen die bestellten Bücher, und da stellte sich leider eine
Schwierigkeit heraus Die Bücher, die die unteren und größten
Regale füllen sollten, waren so unerhört grofje „Kanonen“, dafj es
unmöglich war, sie in die Etage hineinzuzwängen. Guter Rat war
teuer. Indessen Castro wufjte sich bald auf radikale Weise zu
helfen. Heue Regale anfertigen zu lassen, erschien ihm zu um-
ständlich. So lief] er denn einfach die Bücher so weit abschneiden,
bis sie in die Regale pafjten. — Es geht doch nichts über echt
bibliophile fleigungen!
ßilöer.
(Eine neuentdeckte Handzeichnung oon Rembrandt.
Eine interessante kunstgeschichtliche Entdeckung ist kürzlich an
einer ziemlich entlegenen Stelle im Flafionalmuseum zu Stock-
holm gemacht worden. In der Sammlung Sergei, die einen Be-
standteil der Schätje dieses ITluseums bildet, befindet sich eine
Zeichnung, die bisher wenig Beachtung gefunden hatte. Sie stellt
Homer dar, wie er einem Schreiber seine Werke diktiert, und
wurde in der Regel als die Arbeit eines Rembrandtschülers oder
aber als eine Kopie nach dem wohlbekannten Homerbilde Rem-
brandts im niauritshuis im Haag, einem Alterswerke des meistens,
betrachtet. Der dänische Kunstgelehrte 6. 5 a Ick, Assistent an der
Kopenhagener Kupferstichsammlung, hat nun in diesem Blatte eine
Originalarbeit Rembrandts erkannt. Seine Ansicht ist oon dem
Stockholmer Amanuensis J. Kruse in einer Abhandlung im „Arktos“
anerkannt und bestätigt worden. Die Entdeckung hat insofern ein
besonderes Interesse, als durch sie die Ansicht berühmter Rem-
brandfforscher bestätigt wird, dafj das Homerbild im Haag ur-
sprünglich eine ganz andere 5orm gehabt habe und erst später
beschnitten worden sei. Jn der Stockholmer Zeichnung, deren
Qualitäten oon den erwähnten Kennern sehr hoch geschäht werden,
hat man einen 0riginalentwurf zu dem Bilde zu erblicken. Das
Blaff hat jetjf natürlich einen Ehrenplaf] in der Stockholmer
Sammlung gefunden.
(Ein Jugendbildnis Dürers.) Rian schreibt der „5rankf.-
Ztg.“: Jm Repertorium für Kunstwissenschaft hat A. Weber ein
bisher unbeachtetes Jugendbildnis Albrecht Dürers veröffentlicht.
5ast darf man sich darüber wundern, dafj dieses sehr charakte-

ristische Porträt nicht früher schon die Aufmerksamkeit der 5or-
schung auf sich gelenkt hat, findet es sich doch in einer der be-
suchtesten Sammlungen Deutschlands, dem Germanischen Rational-
museum zu Rürnberg und auf einem Werke, das als Hauptwerk
der Rürnberger malere! des 15. Jahrhunderts zu den bekanntesten
uud umstrittensten der altdeutschen ITlalerei gehört. Als der junge
Dürer in die Werkstatt Wolgemuths eintrat (1486), wurde dort
unter der Eeitung des Stiefsohnes des JTle'sters, Wilhelm Pleyden-
wurffs, ein großes Altarwerk gemalt, das Sebald Peringsdörfer
nach der großen Seuche des Jahres 1484 den Pestheiligen geweiht
hatte Auf einer Tafel dieses Werkes nun, das sich heute zum
größten Teile im Germanischen ITluseum befindet die Tafel stellt
die Heilung des besessenen Haimsohnes durch den hl. Veit dar
— sehen wir im Hintergründe zwei Gestalten mit porträtmäfjig
sicheren Zügen, einen mann in mittleren Jahren und einen Jüngling.
Dieser ist in Dreiviertelprofil gegeben, das auf schlankem Halse
siijende und uon langen Strähnen umrahmte Haupt träumerisch
zur Seife geneigt. Ein Blick auf die beiden frühen Se’bstbildnisse
Dürers, die Silberstiffzeichnung des Knaben in der Albertina und
die Zeichnung aus seinen Wanderjahren in Erlangen läfjt uns
keinen Zweifel darüber, dafj der Jüngling kein anderer ist als der
junge Dürer. Offenbar hat hier der fflaler, der in der Werkstatt
Wolgemuths die Tafel ausführte, den Eehrknaben als JTlodell benutzt;
denn an ein Selbstporträt Dürers zu denken, wie Weber es tun
möchte, uerbietet uns die Haltung des Dargestellten ebenso wie
die Erwägung, dafj kaum dem jungen Anfänger zur Erprobung
seiner Kunst die uon einem anderen fertig gestellte Tafel überlassen
worden wäre. Jedenfalls aber hat die Reihe der Dürerbildnisse
durch die Entdeckung Webers und damit auch das Germanische
ITluseum eine wertvolle und schöne Bereicherung erfahren.
(Hodlers Wandgemälde für die Universität Jena)
ist vollendet und ist, beuor es seinen endgiltigen Plat] erhält,
nebst drei Studien in der Berliner Sezession ausgestellt worden.
Es behandelt den Aufbruch und Auszug der Jenenser Studenten
zum 5reiheitskampfe uon 1815.
(Ein Eenba ch-Gemälde), eines der schönsten Werk? des
Kleisters, das Porträt der Gräfin Wrbna, geb. Prinzessin oon
Bayern, ist durch Vermittlung des Kunstsalons Keller & Reiner
in Berlin in den Besitj eines Berliner Sammlers übergegangen.
(franz Hals’ Regentenstiicke in Gefahr!) Eine ITlif-
teilung höchst beunruhigender Ratur macht der bekannte englische
Kunslforscher und Kunstkritiker Claude Phillips. Diese Klitteilung
geht auf Beobachtungen eines jüngeren Bildnis- und Eandschafts-
malers namens W. uon Glehn zurück, der Phillips, wie auch dem
Dialer J. S. Sargent die Ergebnisse seiner persönlichen Beob-
achtungen in Haarlem übermittelt hat. Diese bestehen aber in
nichts anderem als darin, dafj die weltberühmten Schüßen- und
Regentensfücke uon franz Hals, die im dortigen Stadthause auf-
bewahrt werden und den Stolz der Stadt bilden, uon der Gefahr
der Zerstörung bedroht sind. Glehn fand, dafj uon diesen Werken
nur noch zwei im Besifje ihrer ursprünglichen Schönheit waren,
während die anderen durch eine höchst törichte Anwendung oon
firnis ruiniert sind. Diz Zerstörung soll so weit gehen, dafj die
ursprüngliche Epidermis der Bilder von den Köpfen und uon anderen
Teilen der Werke tatsächlich schon verschwunden und durch spätere
Übermalung ersetjt ist.
(Gin Wandgemälde uon Giotti.) Jm alten Kloster
foligno wurde, wie aus Rom berichtet wird, ein 9 qm großes Wand-
gemälde uon Giotto aufgefunden, das die Kreuzigung Christi
oorstellt, und wundervoll erhalten ist.
(Brütf’s niarmorwerk „Die Rächt“), die auf der vor-
jährigen großen Buchausstellung Aufsehen erregte, ist vom Grofj-
herzog von Sachsen-Weimar angekauft worden.

Handschriften.
(Eine Urkunde Pippins von Heristal.) Wie man aus
Saargemünd mitteilt, ist im dortigen Stadtarchiv eine Urkunde
Pippins von Heristal aus dem Jahre 703 aufgefunden worden,
die über die ersten Anfänge der Stadt unterrichtet Caimünda
(oder Gemünde) ist ursprünglich einer der Königshöfe gewesen,
wie sie damals über das ganze frankenreich verbreitet waren.
(Eine wertvolle fflanuskriptsammlung), die sich im
Besitj der in Berlin lebenden Tochter Albert Dietrichs, des Jugend-
freundes oon Johannes Brahms, befindet, soll demnächst zur Ver-
steigerung gelangen. Da sind zunächst in ihrer Vertraulichkeit und
 
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