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Hummer 7.

Internationale Sammler-Zeitung.

Seite 107.

Innigkeit hochinteressante Br ah ms-Briefe, ferner die Klara Schu-
mann gewidmete Fis-moll-Sonate des Meisters in sauberer Rein-
schrift und (bei Brahms eine Seltenheit) oon ihm signiert, und die
Begleitung zu einem Schubertschen Eiede. Von Schumann das Aufo-
graph der Dietrich gewidmeten „märchenerzählungen“ sowie Skizzen
zur Ballade vom Pagen und der Königstochter, von Mendelssohn
ein Brief an Dietrichs Vater vom Jahre 1817 Von Dichterauto-
graphen ein Brief Goethes (1804), ein Brief Hebbels über seine
„Genovefa“ (1851), Briefe uon Fontane, Holm, Hense, C. F. Meyer,
Anzengruber und Holtei, Handschriftliches uon Chamisso. Zu den
Schüßen der Sammlung gehören auch zwei kleine unbekannte Zeich-
nungen. Die eine uon Professor Ferdinand Fagerlin (Düsseldorf)
zeigt den schlummernden jungen Brahms, im Cafe gezeichnet;
die andere ist ein Bildnis des jungen Joachim uon Susette, der
Frau Moriß Hauptmanns, Eeipzig 1855.

Dumismatik.
(Münzenfund. Aus Eaibach wird uns geschrieben: Beim
Ausgraben einer alten Rebenwurzel in Stara Gora bei Unter-
Str aza stieß ein Eandmann auf einen Topf, der 140 Silbermünzen
der uenetianischen Republik des 16. Jahrhunderts enthielt. Cs
gelang leider nicht, den Schaf] für das Eandesmuseum zu retten,
da der größte Teil der Münzen sofort nach dem Bekanntwerden
des Sundes uon Händlern aufgekauft wurde. Der Schaf] oon Unter-
Straza dürfte in Zeiten der Kriegsnot dem Schüße der Erde an-
uertraut worden sein.
(Zwei neue Medaillen oon Professor Marschall. Jm
Atelier des Kammermedailleurs Professors Rudolf Marschall in Wien
reifen, wie wir erfahren, zwei neue Werke der Kleinplastik ihrer
Vollendung entgegen Cs sind zwei Medaillen, die Säkularfesten ihre
Entstehung danken. Anläßlich der Zentenarfeier Josef Haydns,
für die in der österreichischen Kapitale die großartigsten Vorbe-
reitungen getroffen werden, führt Professor Marschall eine Haydn-
Medaille aus, die im Auers das Porträt des Tonheros zeigt. Das
Bild ist nach zwei in Wachs modellierten Büsten geformt, die aus
dem Besif]e der Herren Regierungsraf Dr. Steg er und Konsul
oon Viuenot stammen und offenbar Arbeiten zeitgenössischer
Künstler sind. Die Büsten sind in Kostüme der Zeit gehüllt, das
Haar soll uom Haupte Haydns herrühren, Der Reoers bringt eine
Darstellung der österreichischen Volkshymne, bekanntlich einer
Schöpfung Haydns. Durch die zerrissenen Wolken bricht die Sonne
heruor, in deren Strahlen die Anfangstakte des „Gott erhalte“ er-
glänzen. Der Wolkenschleier symbolisiert die Phantasie, der die
Idee zur Volkshymne entspringt. Die Umschrift lautet: „Haydn-
Zentenarfeier Wien 22.—25. Mai 1909.“ Die Medaille wird in
Silber und Bronze im Durchmesser uon 50 mm erzeugt. Die
zweite Medaille Marschalls ist der Erinnerung an die Schlacht uon
Aspern gewidmet, die sich jeßf zum hundertsten Male jährt. Die
Vorderseite der in der Größe der Haydn-Medaille zur Ausführung
gelangenden Plakette stellt den Eöwen oon Aspern nach dem be-
rühmten Denkmal oon Fernkorn dar, ringsherum sind die Worte
angebracht: „Dem Andenken der am 21. und 22. Mai 1809 ruhm-
voll gefallenen österreichischen Krieger.“ Die Rückseite trägt die
Inschrift: „Zur Jahrhundertfeier der ruhmvollen Schlacht uon Aspern
1809—1909.“ Als Material werden Silber und Bronze verwendet.
Von beiden Medaillen wird je ein großes Exemplar angefertigt,
das seinen Plaß im städtischen Museum finden dürfte.
(Eine Fontane-Plakette] hat Professor Max Wiese, der
Schöpfer des Fontane-Monuments uon lleu-Rvppin, in Bronze her-
gestellt. Auch hier erscheint der Dichter auf einer Bank als rasten-
der Wanderer, dessen Blick sich in die Ferne richtet, an dem ihm
so teueren heimatlichen See. Im Hintergründe zeigen sich die Um-
risse der Stadt mit ihrer alten Klosterkirche,
(Eine Medaille als Schüler-Auszeichnung.) Zum An-
denken an den verstorbenen Buchdruckereibesißer und Verleger
Ferdinand Struck in Stralsund hat dessen Familie einen sinn-
reichen Gedanken zur Ausführung gebracht. Sie überwies der Stadt
ein Kapital, aus dessen Zinsen alljährlich zu Ostern sechs Medaillen
an fleißige Schüler der oberen und mittleren Klassen der dortigen
Oberrealschule uerliehen werden sollen. Struck hat fast ein Menschen-
alter hindurch der Schulaufsichtsbehörde der Oberrealschule ange-
hört. Die Medaille ist uon dem Berliner Bildhauer H. W. Glümer

modelliert, der für Stralsund auch das Schill-Denkmal auszuführen
hat, und von Martin und Pilßing in Bronze gegossen und ver-
goldet. Die Hauptseite zeigt den helmgeschmückten Kopf der Minerva
mit der Umschrift: „Oberrealschule Stralsund“. Auf der Rückseite
ist das seif länger als 300 Jahren oon der Familie Struck geführte
Wappen, ein aus einem Eindenbaum hervorwachsender Strauch,
abgebildet, und darum stehen die Worte: „Zur Erinnerung an
Ferdinand Struck, geb. am 17. 6. 1855, gest. am 28. 7. 08. Du
deutsches Kind sei tapfer, treu und wahr.“
'Das Ende der kupfernen Soustücke.' Aus Paris wird
berichtet: Die Tage der kupfernen Soustücke sind gezählt. Die
populären großen braunen Münzen werden eingezogen uni an
ihrer Stelle werden neue Ein- und Zweisou-Stücke ausgegeben, die
wohl die leichtesten Münzen der Welt sein werden. Denn die neuen
Stücke werden aus Aluminium geprägt und im Münzamt ist
man bereits eifrig am Werke, die Vorbereitungen zu dieser Arbeit
zu treffen. Es sollen für 63 Millionen Fünf- und Zehncentimes-
Stücke ausgegeben werden. Das Metall, das dabei verarbeitet wird,
wiegt insgesamt 2,171.000 Kilo; da das Kilo Aluminium einen
Metallwert oon 5 Franks hat, repräsentiert die verwandte Aluminium-
menge einen wirklichen Wert uon 10,654.000 Franks. Hiezu treten
nach 1,200.000 Franks Prägekosten, so daß dem Staate die aus-
zugebenden 63 Millionen nur 1 1,845.000 Franks kosten Troßdem
wird die französische Regierung bei dieser Umwandlung einen
Gewinn nicht verzeichnen können; nach genauen Berechnungen
beziffert man den nominalwert der zirkulierenden Kupfermünzen
auf 56 Millionen; nach der Einschmelzung werden sie als Metall
jedoch nur einen Wert von 6 Millionen Franks haben.

Porzellan.
(Die Entstehung des Porzellanstiles.) Über dieses
interessante Thema sprach im Vortragssaale des nordböhmischen
Gewerbemuseums zu Reichenberg der Direktor dieser Anstalt,
Dr. Ernst Schwedeler-Mayer Der Redner vermied es, seinen
Vorfrag mit einer Schilderung des geheimnisvollen Treibens der
Alchimisten und Adepten des 17. Jahrhunderts einzuleiten, sondern
wandte sich sofort der Person Johann Böttgers zu, dem als
Staatsgefangenen auf der Albrechtsburg zu Meissen die Erfindung
eines roten Steinzeuges glückte, das unter seiner Hand bald zu
der weißen und harten Masse des chinesischen Porzellans ver-
vollkommnet wurde. Das chinesische Porzellan, das bereits um die
Zeit der Kreuzzüge, mit der Eröffnung des Seewegs durch die
Portugiesen, in Europa bekannt wurde, erfreute sich einer außer-
ordentlichen Beliebtheit und Wertschäßung. Die Versuche zur
Elachbildung des Porzellans datieren denn auch bereits 100, ja
200 Jahr vor Böftger zurück. In der alten Glasmacherstadt
Venedig, am Hofe Franz von Toskanas, in Frankreich, Holland und
England, überall war man aufs eifrigste bestrebt, das Geheimnis
der seltenen, durchscheinenden weißen Masse zu ergründen, ein
Bemühen, das solange erfolglos bleiben mußte, als der wesent-
lichste Bestandteil des Porzellans, das Kaolin, unbekannt war. Jm
Zeitalter des Merkantilismus, wo überall auf das eifrigste an der
Ausgestaltung der Industrien und des Bergbaues, an der Ver-
mehrung der Vorräte an edlen Metallen und anderen Schaßen
gearbeitet wurde, lag die Erfindung des Porzellans geradezu in
der Euft. Das rote Steinzeug, das Böttger auf der Suche nach
dem Porzellan zuerst fand und nach ihm fälschlich, lange Zeit
hindurch Böttger-Porzellan genannt wurde, erhielt die Formen und
den Schmuck des chinesischen und japanischen Steinzeuges. Dieser
„indianische Geschmack“, wie Böttger seine Vorbilder kritisierte,
traf einigermaßen zurück unter dem Einflüsse der Formen des
Gold- und Silbersfiles, deren Ilachwirkiing im Porzellan sich nicht
so bald oerlieren sollten. Die außerordentliche Wertschäljung des
echten chinesischen Porzellans brachte es mit sich, daß der Dekor
der ersten europäischen Porzellanprodukte sich möglichst genau
an die orientalischen Vorbilder anlehnte. Zur Zeit des graziösen
Rokkoko, auf dem Wege über Frankreich gelang es aber, nach
dem orientalischen Vorbilde ein neues zu schaffen, und zwar jene
heiteren und graziösen Darstellungen, die unter dem Hamen
Chinoiserien bekannt sind. Der Vortragende wies an der Hand
einer großen Anzahl uon Skioptikonbildern den Zusammenhang
und die Entstehungsgeschichte dieser überaus zarten Rokkoko-
 
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