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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 1.1909

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Nummer 8 (15. Mai)
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Seife 118.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 8.

subtile Arbeit an der Eeinwand, die er ebenfalls behutsam auf-
weichte und uon der er alsdann mit der denkbar größten Vorsicht
Jaden um Jaden ablöste.
Das war natürlich das Werk vieler Jahre, aber schließlich
tuar nur die Jarbfläche ohne die Eeinwand vorhanden. Auf diese
Jarbfläche klebte Engerth nun non hinten eine gute, frischgrundierte
Eeinwand, und das Bild tnard gerettet.
Von Tizians anderen Gemälden ist eines eine ITlagdalena,
die er seinerzeit für König Philipp II. uon Spanien gemalt hatte,
spurlos verschwunden; manch anderes kostbares Werk seiner Hand
ist beim Brande des Prado zu llladrid im Jahre 1608, ein Opfer
der Jlammen geworden.
Von Raffaels Gemälden ist uns eines, „Die ITladonna mit
dem Schleier“ (die ITladonna zieht uon dem schlafenden Kinde den
Schleier tueg, um es dem kleinen Johannes zu zeigen, der kniend

rührende Gemälde befindet sich in dem Großherzogi. JTluseum zu
Darmstadt, wogegen das Bild in der Dresdner Galerie eine
wahrscheinlich aus dem XVII. Jahrhundert stammende Rach-
bildung ist.
Das berühmteste Gemälde Rembrandts dürfte nach der
IReinung der Kenner seine „Rachfwache“ sein. Da feiert der große
THeister des Tichfs wahre Triumphe mit seinem genialen Pinsel
und da mag nun die charakteristische Tatsache nicht ohne Interesse
sein, daß die Gilde der Scharfschüßen in Amsterdam, für die es
gemalt wurde, das Bild zurückwies, weil es ihr nicht gut genug
war. Rembrandt grämte sich darob bis an sein Eebensende. Jeßf
hat man für das herrliche Werk im Reichsmuseum zu Amsterdam
einen eigenen Saal erbaut, und aus allen Gauen der gebildeten
Welt pilgern alljährlich Tausende nach der ITletropole der Rieder-
lande, um es zu bewundern.


Jig. 6: „Persenbeug
und lebhaft bewegt darauf hindeufef); nur aus den Kopien bekannt,
das Original ist nicht aufzufinden. An sein berühmtes Werk, die
ITladonna des hl. Sixtus, schlecht Sixtinische ITladonna genannt,
die durch Jahrhunderte überhaupt als der oollendetste Ausdruck
der IRalerei galt, knüpft sich eine hübsche Eegende. Das Bild be-
fand sich in Sienna und hatte wohl mit Erlaubnis des Staates
nie ins Ausland verkauft werden können. Da verfiel der Händler
auf eine sonderbare Eist. Über das Bild ließ er Tempera ein
anderes bedeutungsloses hinmalen, das nun anstandslos die Grenze
passieren durfte. Raffaels ITladonna wurde nach Dresden gebracht,
wo ihr der „Überzug“ mit Eeichtigkeif entfernt werden konnte.
Heute bildet das Gemälde den Hauptschmuck der Königl. sächsischen
Gemäldegalerie, und man kann sich troß der Broschüre des 'Russen
Jellinek nicht entschließen, es für unecht zu halfen.
Am wenigsten vermöchten es die Dresdner zu tun, die noch
immer nicht den Schmerz verwunden haben, daß ihre Holbein-
IRadonna — „Die ITladonna des Herrn Bürgermeisters IReyer“, die
jahrhundertelang als echt empfohlen wurde, als eine allerdings
ausgezeichnete Kopie sich erwiesen habe. Das von Holbein her-

von Jakob Alt (s. 5. 116).
Ein eigenes Kapitel verdienen die Bilderdiebstähle. Von
vielen sensationellen Jähen nur zwei. Da ist der Diebstahl des
Porträts der Herzogin von Deoonshire von Gainsborough im
Britischen IRuheum zu Eondon. Rach dem Eärm, den die Tat
hervorrief, wagte der Dieb nicht, das Bild auf den JTlarkt zu
bringen und so entschloß er sich denn, es dem Eigentümer, be-
sagtem JTluseum, zum — Kaufe anzubieten. Der Gauner bediente
sich hiezu einer IRittelsperson, welche die Verhandlungen mit der
Bedingung einleitete, daß nach dem Diebe nicht geforscht werden
dürfe. Jn Eondon war man so froh, daß man das kostbare Bild
wieder erlange, daß man sich sogar diese schmähliche Bedingung
gefallen ließ. Und so kaufte man denn das gestohlene Porträt um
eine halbe IRillion Kronen von dem Dieb zurück. Der Dieb blieb
unbekannt. Wahrscheinlich lebt er als reicher Privatier in der
Themsestadt.
Der zweite Jall soll dartun, wie zielbewußf und raffiniert
bisweilen Bilderdiebe zu Werke gehen. Der Besißer eines alten
Palais, das bereits ein wenig vernachlässigt war, aber in seinem
Innern auf Schritt und Tritt noch die wundervolle Schmuckkunsj
 
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