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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 1.1909

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Nummer 8 (15. Mai)
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Hummer 8.

1 nternafionule Sammler-Zeitung.

Seife 127

die Alehrzahl der in Olympia beschäftigten Archäologen, auch
A. Furtwängler, an, daf die ersten menschlichen Ansiedlungen
an dieser Stätte etwa auf das achte Jahrhundert u. Chr zurück-
gehen. Die Traditionen oon Oinomaos und Pelops gelten dieser
Alehrheit als inhaltloser Alyfhos. Dörpfeld aber hielt daran fest,
daf ein realer Kern in diesen mythologischen Überlieferungen
stecken müsse. Die Ausgrabungen am ITletröon und an den Schaf-
häusern haben die Richtigkeit seiner Ansicht dargetan. Jn der Tiefe
uon zwei ITlefern uon den Grundmauern des ITletroons und in
der Tiefe non sechs ffletern uon denen der Schafhäuser aus fand
der Gelehrte Spuren uon alten Räumlichkeiten, deren entstehen
unzweifelhaft auf das zweite uorchrisf liehe Jahrtausend
zurückgeht. Die in der dunkelfarbigen Sandschicht gemachten
Funde an Tonwaren zeigen ihrer ganzen Beschaffenheit nach und
insbesondere in ihrer Technik untrügliche ITlerkmale, die über die
mythischen Zeiten des Oinomaos und Pelops hinausweisen
(Archäologische Funde in Belgien.) Jn dem kleinen
Dorfe Tarui res, unweit Ta Touu re, wurden archäologische
Funde uon grofem Werte gemacht. Alan stief bei Ausgrabungen
auf einen Friedhof a us der Frankenzeit, der nicht weniger als 370 Gräber
enthielt. Auferdem will man einen Teichenuerbrennungsofen entdeckt
haben, dessen Ursprung in der römischen Zeit zu suchen ist. Hin-
sichtlich des leften Fundes sind noch wissenschaftliche Hachfor-
schungen notwendig, die uon in- und ausländischen Gelehrten an-
gestellt werden.

Hluseen.
(Die Konkurrenz der ITluseen.) Jn einem sehr inte-
ressanten Aufsafe über „Denkmalpflege und Heimafschuf in Öster-
reich“, den Wilhelm Freiherr oon Weckbecker in der „Österr.
Rundschau“ ueröffentlichte, finden wir folgende beachtenswerte
Stellen: „Die ITluseumsfragen bedürften in mancher Richtung einer
Regelung unter einheitlichen Gesichtspunkten. Bis in die 1880 er
Jahre bildeten die grofen Zentralmuseen und die Eandesmuseen
so ziemlich die einzigen bedeutenden Sammelstätten. Seither sind
jedoch Regional- und Tokalmuseen in geradezu erschreckendem
lllafe hinzugekommen. Es wird alles und jedes regellos und wild
durcheinandergesammelt, meist blof um des Sammelns willen und
ohne irgendwelche Fühlung der Aluseen untereinander. Das hat,
so sehr an sich die Tendenz der kleineren ITluseen als lokaler
Sammelpunkte für herrenlos gewordenes oder sonst gefährdetes
kulturhistorisches oder kunsfgeschichtliches material zu begrüfen ist,
seine grofen Gefahren. Vor allem machen sich die ITluseen unter-
einander Konkurrenz, was zu einer Steigerung der Preise und zu
unnötigen Eifersüchteleien führt, dann wird auch oft den wissen-
schaftlich geleiteten gröferen Instituten dieser Art wichtiges material
aus lokalem Ehrgeiz entzogen, mitunter kommt es auch uor, daf
diesem Ehrgeiz zuliebe künstlerische Ausstellungsgegenstände ohne
sonstigen Grund aus ihrer bisherigen Aufstellung und Umgebung
entfernt werden, um ein ITluseum zu „zieren“. Exempla sunt odiosa
— nur der eine Fa.l möge beispielsweise hier erwähnt werden,
daf ein gut erhaltenes und an seinem Plafe nicht gefährdetes
mittelalterliches Freskogemälde uon einer Kirche abgenommen wurde,
um an einem IHuseunisbau angebracht zu werden. Die Heim.at-
schufbewegung, die richtig uerstznden, gerade für die Belassung
solcher Objekte an ihrem Orte eintritt, weil sie dort nicht nur schöner,
sondern auch direkt erziehlicher wirken, als zu Reihen aufgestapelt
in den meist uon uornherein mit Raummangel kämpfenden ITluseen,
birgt anderseits gerade in dieser Richtung unleugbar eine Gefahr.
Denn zumeist wird sie uon naiuen Gemütern dahin aufgefaft, daf
möglichst uiel und in möglichst kurzer Zeit für das Tokalmuseum,
das Schiboleth der Heimatsfreunde, gesammelt werde. So wandern
guter alter Hausrat, die alten Trachten, Truhen und Kasten a Ige-
mach aus den priuaten Wohnstätten in das Ortsmuseum, Haus
und Familien enfäufern sich aus Tokalpratriotismus ihres charak-
teristischen alten Erbes und uerfallen in öde Hüchternheit um des
musealen Aberglaubens willen, der um so weniger Rufen trägt,
als derlei kleine ITluseen uon der ansäfigen Beuölkerung meist
nur selten aufgesucht werden, und immer blof einen kleinen Kreis

uon Interessenten beschäftigen. Es sollte daher getrachtet werden,
auf die kleineren JTlusealinstifute bestimmenden Einfluf zu gewinnen
und sie dazu zu uerhalten, sich lediglich auf die Rettung gefährdeter
Objekte und auf das Zusammenhalten des lokalgeschichtlich
Wichtigen zu beschränken.“

Uom Kunstmarkte.
(Amsterdamer Kunsfauktion.) Ulan berichtet uns
unferm 8. d. Al. aus Amsterdam: Die Firma Frederick Alu Iler
& Go. hat den Rachlaf uon zehn uornehmen holländischen Häusern
in einer Auktion uereinigt, und dadurch für Kunstliebhaber eine
ganz ungewöhnliche Attraktion geschaffen. Alan hat denn auch
selten so uiele ausländische Tiebhaber und Agenten in Amsterdam
gesehen, wie in diesen Tagen. Die Auktion gestaltete sich dem-
gemäf sehr animiert, und die erzielten Preise sind sehr gute. Für
uns Holländer betrübend ist nur, daf die meisten Objekte, ins-
besondere aber die Zimmerdekorationen, ins Ausland wandern,
hauptsächlich nach England und Amerika. Von interessanten De-
tails erwähnen wir: Ein grofer Touis X> 1. Salon aus dem Hause
des Dr. Cock in Teyden ging samt Rahmen ler hafte keine Wand-
bilder) um 5000 JTlk ab; ebenso uiel brachte ein Zimmer aus dem
Hause des Herrn Weeningh in Amsterdam. 13 Panneaux in der
Illanier des Boucher erzielten 6000 Alk Eine gestickte Tafeldecke,
französische Arbeit aus Douai mit den Jahreszahlen 1ö06 und 1641
brachte 7000 Alk. Von Bilderpreisen sind nennenswert: Das
grofe Porträt eines Canonicus, das uon einigen de Jllabuse, oon
anderen 6. IRatsys zugeschrieben wird, 8500 JTlk., zwei Tafeln des
„Aleisters der JTlagdalena-Tegende'1 10560 und 6970 Alk., zwei
interessante Tafeln, nackte Frauen, die in einer Tandschaft knien,
5825 Alk , eine grofe Ansicht uon Teyden uon uan 6 oyen 14450 JTlk.,
ein kleines Bildchen uon Cuyp 11900 Alk, das Porträt eines Offi-
ziers uon demselben Aleister 16150 Alk., die „Heringshändlerin“
oon Abraham uan Dyck, einem der ersten Schüler Rembrandts,
2800 Alk., ein „Gebet uor der IHahlzeif“ desselben Aleisters, 2210 Alk.,
ein hellfarbiges Stück uon Dauid Teniers, 10370 IJlk. Des weiteren
erzielten: Eine Ansicht der St. Bennokirche in Hartem uon Sarn-
redam 4165 Alk., Wouwermanns „Tandhaus Elswout bei Hartem“
2760 Alk., Corn, de Vos’-„Drei Kinder um ein Klaoier“ 4630 Alk.,
ein JTlännerkopf oon Ph. de Champaigne 1740 JTlk., ein Frauen-
porträt uon Santooort 5100 Alk., ein paar kleine Porträts uon
Ilie. ITlaes 3910 Alk., ein Porfrätchen in ganzer Figur uon de Keyzer
4590 Alk., zwei elegante Bildchen des Österreichers Jan neck aus
dem 18. Jahrhundert 1 90 Alk., eine, stark an Franz Hals erinnernde
Tandpartie 14450 Alk., der breitgemalte Puter eines unbekannten
Kleisters 11650 JTlk. Ein auferordentlich schönes Werk uon Olis
wurde um 6800 111k für das llluseum in Brüssel erworben.
(fix libris-Auktion), Ulan berichtet uns aus Berlin: Jn
der uom Antiquariat Illax Perl ueranstalteten Auktion uon Kupfer-
stichen, Radierungen, Ex libris erzielte die 2400 Hummern umfassende
Kollektion uon Ex libris im ganzen 2500 Alark. Das radierte Werk
Cho do wieckiS (150 Blatt) kam auf fast 2000 Alark. Unter den
modernen graphischen Blättern brachten es die „Radierten Skizzen“
uon JHax Klinger (op. I. 8 Blatt) auf 1200 Jllk., die sechs Blätter
des Opus 111 „Eua und die Zukunft“ auf 1000 JTlk.
Ausstellungen.
Berlin. Akademie der Künste. Porträt-Ausstellung des Kaiser
Friedrich Aluseumuereines.
—- BerlinerSezession. 18. Ausstellung. Bis Ende August.
— Grofe Berliner Kunst ausstellung 1909. Bis 26. Sep-
tember.
Brüssel. modernes llluseum. Jahresausstellung der Künstler-
gruppe „Vie et lumuire“. Den Hauptraum nehmen die Bilder
JTlonticellis ein, der seit seinem Tode zu immer gröferer Berühmt-
heit gelangt. Bei Cebzeiten muffe Alonticelli seine Bilder für 20
bis 30 Franks in — Kaffeehäusern uerkäufen.
Budapest. K ünstierhaus. Frühjahrsausstellung.
Dresden. Internationale photographische Ausstellung.
— Grofe Aquarell-Ausstellung. Schlug 1. Oktober.
Düsseldorf. Grofe Kunstausstellung für Christi. Kunst und
des Vereines zur Veranstaltung uon Buntausstellungen. 15. Alai
bis 3. Oktober.
Florenz. Ausstellung der Associazione degli Artisti Jtaliani.
Bis 30. Juni.
Graz. Tandesmuseum. Ausstellung des Wiener Aqua-
rellistenklub.
Görlitj. Ausstellung des Kunstuereines für die Tausif.
 
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