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ilummer 9.

Internationale Sammler-Zeitung.

Seite 141.

ragenden Mitarbeiter verloren. Eiisberg modellierte unter anderem
die neuerdings so beliebt gewordenen Tierfiguren und Tiergruppen,
und in der Kunst der Unterglasurmalerei mar er vielleicht unerreicht.
(Prähistorisches aus dem Vogelsberg.) Eine der
großartigsten aorgeschichtlichen Siedelungen des Vogelsberges
ist bei den Ausgrabungen im oberen Schroaltal bei Vadenrod
und Störndarf aufgedeckt morden. Ein großes Gräberfeld aus
der Hallstattzeit mit fast 200 Gräbern hat man unter fachkundiger
Eeitung freigelegt, man fand u. a. bisher einige Bronzeschmuckstücke,
kleine Gefäße, Urnen und Kohlenteile. Große Ringwälle zeigen noch
die ehemaligen Eingänge; Hochäcker, auf denen die Wohnungen
standen und ausgedehnte Grabhügel sind sichtbar, fluch die An-
lage der Gehöfte ist noch deutlich zu erkennen. Auf einer Anhöhe
befinden sich die Reste eines Dorfes, dessen Anlage mit Genauigkeit
fes'.gestellt werden konnte. Aus der Regelmäßigkeit des rechteckigen
Ringwalles und der Häuserreihe kann man wohl darauf schließen,
daß es sich um eine Aiederlassung aus der Keltenzeit handelt,
flufgetürmte Steinhaufen, Mauerreste, Wasserstellen und einge-
gesunkene Grabhügel lassen den Umfang der ehemaligen Siede-
lungen genau erkennen.
(Samische Gefäße.) Aus Rosenheim wird berichtet:
Beim Bau einer Wasserleitung stieß man bei Westerndorf, das im
Gebiete der einstigen Römerstation Pons Odni (Pfunzen) liegt, auf
eine große Anzahl römischer Töpferwaren (samische Gefäße) uon
sehr guter Erhaltung.

ffluseen.
(Bukowinaer Eandesmuseum.) Aus Czernowiß wird
uns geschrieben: Unser Eandesmuseum hat neuerlich eine Be-
reicherung durch Funde in Serefh erhalten. Der dortige Volks-
schullehrer Simeon Mironovici schenkte dem Museum ornamen-
tierte Kacheln, die in seinem Garten an der Kirchengasse ausge-
graben wurden. Der Kaufmann Andreas Manissali überwies
dem ITluseum einen gebrannten, teiweise glasierten konischen
Tontopf, wie deren eine größere Anzahl anläßlich eines Straßen-
baukanals in der Hohe der katholischen Kirche zutage gefördert
wurde und der Ziegeleibesißer Peter Tomaschek spendete ein
zweihändiges Ritterschwert, das man im Winkel Saska an der
nach Hadikfaloa führenden Straße fand.
(Erweiterung des niederösterreichischen Eandes-
museums.) Das im Eandesfondsgebäude in der Wallnerstraße
in Wien befindliche niederösterreichische Eandesmuseum hat eine
Erweiterung seiner Räume uon drei auf fünf erfahren. Für den Herbst
dieses Jahres ist die Eröffnung des Eandesmuseums geplant, das
unter der Eeitung des Dr. Vancsa eingerichtet wird. Das ITluseum
wird eine naturwissenschaftliche und eine kulturgeschichtliche Ab-
teilung enthalten. In der leßteren sollen in Unterabteilungen alle
Epochen durch Sehenswürdigkeiten oeranschaulichf werden. In
einer Abteilung werden die Römerfunde, in einer anderen Hausrat
und Einrichtung der Bauernstuben Raum finden. Jn einer Abteilung
für Volkskunde und in der geographisch-topographischen Abteilung
werden interessante, auf lliederösterreich bezughabende Stücke
untergebracht. Das Museum wird auch eine reichhaltige Münzen-
und Medaillensammlung aufweisen. Der berühmte Sarasdorfer
Fund, zumeist aus Bronzestücken, römischem Hausrate des 5. Jahr-
hunderts n. Ehr. bestehend, wird nebst zahlreichen, in leßter
Zeit gespendeten Dingen, aufgestellt werden. Auch das Stiegenhaus
mit der jeßt für das niuseum gewonnenen Haupttreppe, sowie der
Hof des Fondshauses wird zu Zwecken der Aufstellung des reich-
haltigen Eapidariums herangezogen. Man denkt dabei hauptsächlich
an die bekannte Widfersche Grabsteinsammlung, die aus pracht-
vollen mittelalterlichen Denksteinen besteht. Ein Teil der Steine
wird im Stiegenhause eingemauert, der Rest soll im Hofe Auf-
stellung finden. Zu diesem Zwecke soll eine Pergola errichtet und
der Hof teilweise gedeckt werden.
(Vom Schillermuseum in Marbach.) Bei der Jahres-
versammlung des Schwäbischen Schilleruereines wurde mitgefeilt,
daß das Schillermuseum in lllarbach auch im Vereinsjahre 1908/9
eine Reihe wertvoller und interessanter Zuwendungen an Manu-
skripten, Briefen, Büchern und Bildern erhalten habe. Prof. Dr.
Albert Zeller hat die Büste seines Vaters, des verstorbenen
Philosophen Eduard Zeller von Schaper und die Büste von Friedrich
Theodor Vischer von Danndorf gestiftet. Erworben wurden u. a.
Totenmasken von Wieland, Uhland und Eduard Paulus. Unter den
Drucksachen ist die wertvollste Erwerbung der Theaterzettel für

die erste Aufführung der Räuber in Mannheim am 13. Januar 1782.
Da die Bibliothek des Mannheimer Hoftheaters nur die eine Hälfte
des Zettels mit dem Personenuerzeichnis besißt, nicht aber die
andere mit der von Schiller verfaßten Ankündigung „Der Verfasser
an das Publikum“, und da ein weiterer Originaldruck nicht bekannt
geworden ist, so besißt das Schillermuseum nunmehr den anscheinend
einzigen vollständig erhaltenen Theaterzettel für die erste Aufführung
der Räuber. Ein besonderer Raum im Schillermuseum ist für die
vor kurzem gestiftete Zimmereinrichtung aus dem Aachlaß Schülers
beschafft worden. Die Möbel mit Bildern gingen nach Schillers Tod
in den Besiß des weimarisehen Arztes Hüschke über, der Schiller
in seiner leßfen Zeit behandelt hat und waren längere Zeit in
seiner Familie. Dr. Paul Höring in Berlin hat sie neulich erworben
und dem Morbacher Museum überwiesen. Der Raum, in dem sie
aufgestellt werden sollen, ist im Stile der Zeit Schillers gehalten.
Den Möbeln konnte noch ein weiterer Tisch und eine plastische
Figur, beide einst im Besiße Schillers, hinzugefügt werden.
(Vom Goethe-11 ational-Museum in Weimar.) Aus
Weimar wird gemeldet: Mit der Ernennung des Geheimen Re-
gierungsrates Professor Dr. Wolfgang von Dettingen zum Direktor
des Goethe-Aational-Museums ist die Personenfrage in der Eeitung
der Weimarer Museen definitiv entschieden worden. Demnach be-
hält der frühere Privatdozent an der Münchener Universität v. d.
Gabelenz die Eeitung der beiden anderen Museen für Kunst und
Wissenschaft, die er bisher kommissarisch vertrat.
(Deutsches Museum in München.) Fürst von Thurn
und Taxis stiftete dem Deutschen Museum in München ein nach
den Angaben des Stadtbaurates Ruoff ausgeführtes Modell der
berühmten steinernen Brücke zu Regensburg. Die Brücke, die in
den Jahren 1135 bis 1146 vermutlich von dem Orden der Brücken-
brüder erbaut wurde, galt neben den Brücken zu Prag, Dresden
und Avignon lange Zeit als eines der größten Meisterwerke der
Brückenbaukunst, so daß sie noch im 18. Jahrhundert als „die
stärkste der vornehmsten Brücken Deutschlands“ gerühmt wurde.
Das Modell zeigt die Brücke in ihrer ursprünglichen Gestalt und
läßt die Bauart der mittelalterlichen Brücken deutlich erkennen.
Charakteristisch für diese ist insbesondere die eigenartige Fundierung
der Pfeiler auf Steinwürfen, die durch ringsum eingeschlagene
Pfähle zusammengehalten werden, die zahlreichen, durch Gewölbe
überspannten Öffnungen, die zu den Flußmühlen hinabführenden
Stege undEeitern usw. An die damaligen unsicheren Zeiten erinnern
die Befestigung der Brückenköpfe und die Zugbrücken, deren eine
an Stelle des driften Gewölbebogens eingebaut wurde, als dieser
im dreißigjährigen Kriege gesprengt wurde, fluch durch die Person
des Stifters erinnert das Modell an vergangene Zeiten, in denen
das Haus Taxis die Posten für Deutschland und Österreich zu be-
sorgen und hiebei auch die hiefür nötigen Verkehrswege großen-
teils selbst zu schaffen und zu unterhalten hatte.
(Ein Klaus Groth-Zimmer.) Im historischen Museum
zu Kiel ist ein Klaus Groth-Zimmer eingerichtet worden, das
eine reiche Sülle von Erinnerungsurkunden, sowie einzelne Gegen-
stände, wie Büsten, Bilder etc., die einst Groths Wohnung schmück-
ten, oder, wie sein Tintenfaß, von ihm persönlich benüßt worden
sind, enthält.
(Die Japansammlung Scheube.) Wie uns aus Eeipzig
gemeldet wird, hat die Stadt die überaus wertvolle Japansamm-
lung Scheube für das Museum für Völkerkunde erworben, in
dem die Sammlung übrigens schon seit längerer Zeit ausgestellt war.
(Ein Fischerei-Museum.) Ein interessantes Spezialmuseum
besißt die Stadt Geestemünde. Es ist dies ein Fischerei-
Museum, dem sowohl aus Geestemünde, wie aus seiner llachbar-
stadt Bremerhaven, Objekte aus dem Gebiet der Hochseefischerei
und Meereskunde zufließen. Die vom früheren kgl. Hafeninspektor
des Geestemünder Fischereihafens Herrn Duge, gegründete
und jeßt von Herrn F. Plettke verwaltete Sammlung enthält vor
allem eine große Reihe Fischpräparate: Da sind sauber auf-
gebaute Skelette vom Schellfisch, Kabeljau, von Plattfischen usw.,
lehrreich für den Zoologen, und in Spiritus oder Formalin finden
wir die in der llordsee und den angrenzenden Gewässern vor-
kommenden Fischtypen, darunter seltene Exemplare, wie den
sagenhaften Heringskönig, der den Heringsschwärmen voranzieht,
die Chimaera monstrosa, den Eanzettfisch, der die niedrigste
Stufe der Wirbeltiere darstellt, den aufgeschnittenen Magen
eines Kabeljaus, dessen Inhalt zeigt, welch arger Räuber
dieser wohlschmeckende Fisch ist, und vieles andere. Auf langen
 
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