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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 1.1909

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Nummer 10 (15. Juni)
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Seite 148.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 1Ö.

Brustschild, breiter Halskette und Barett zeigt. Rubens findet |
man u. a. in einem prachtuollen Schwarzkunstblaff mit Rand nach
dem berühmten Selbstbildnis aus der Galerie des Reichsgrafen uon |
Wallmoden-Gimborn. Das Blatt trägt unten die Bezeichnung
zweite Platte.
Joh. Gottfried Schadotu ist in seltenen, höchst interessanten
Blättern zu sehen: eine besondere Anziehung dürfte für Sammler
uon Visitenkarten der Probeabdruck uon dessen eigenartiger
Visitenkarte üben, die uon Bolt in Kupfer gestochen wurde.
Diesen aufs Geratewohl herausgegriffenen Beispielen fügen
wir uier Illustrafionsproben bei, die beredter als Worte für die
Schönheit der bei Henrici befindlichen Porträts sprechen dürften.
Sig. 1 zeigt das Porträt des österreichischen Historienmalers
Friedrich Heinrich Süger, der zuletjt Direktor der Akademie der
bildenden Künste in Wien war. Gr starb im Jahre 1818. Das
Porträt, das uon J. ITlerz nach dem Ceben gezeichnet ist, wurde
oon J. Bi Hw Hier gestochen.

Gin Blatt in unuergleich schönem Abdruck führt Sig. 2 uor.
Der Katalog gibt zu dem Bilde folgende Erklärung: Jan Ulauritus
Quinckhard, Amsterdamer Porträtmaler und Radierer, später
Kaufmann, geboren in Rees bei Giene 1688, gestorben zu Amsterdam
1772. Halbfigur uor der Staffelei sitzend und auf das darauf
stehende Porträt des Kupferstechers P. Tanje zeigend, Jpse
P. Tanje sc. 1741.
Gnfzückend ist das Bildnis (Hüftbild) der Porträtmalerin
ITlarie Eouise Tebrun, geb. Vigee. (?ig. 3) Den Kopf der in jungen
Jahren fesfgehaltenen Pariserin schmückt nach der ITlode der Zeit
ein fezartiges Tuch.
Das Knabenbildnis im JTledaillon (fig. 4) stellt Karl Friedrich
oon Heinecken, Reichsritter auf Alf-Dobern dar. Karl Friedrich, ein
Sohn des berühmten Kunstschriffstellers Karl Heinrich oon
Heinecken, uersuchte sich mit Geschick in der Radierkunst; sein
Bild ist oon August de St. Aubin gestochen.
Der Stich ist eine Dublette der im königlichen Kupferstich-
kabinet zu Berlin befindlichen.


("Dein Kunstbesiß.
Von JTlargarethe Gdle oon Schudi-Hlankiewicz (Wien).

Heutzutage, wo die fieberhafte Jagd nach Geld, Euxus
und Eebensgenuß einen, vielleicht auch ihren Höhepunkt
erreicht hat, ist es eine wohltuende Gemütsberuhigung,
der Vorväter stillen Hausrat um sich zu uersammeln und
sich so wenigstens stundenweise in eine friedlichere, nach-
denklichere Zeit zu oerse^en. freilich sollte es im wahren
Sinn „der Väter Hausrat“ sein, das heißt, eine durch Generati-
onen aufgehäufte Eust am Schönen. Wer jeßf erst anfängt,
Sammler zu werden, der kämpft mit der ungeheuren Kon-
kurrenz der staatlichen Galerien und Hluseen Europas, mit
den IHulti-lTlillionären Amerikas. Troßdem kann es durch
Heiß und Verständnis gelingen, sich in kurzer Zeit mit
Herrlichkeiten zu umgeben, besonders wenn man in wenig
bekannten und besuchten Gebirgsdörfern und Provinz-
städfchen beginnt, oder zum Beispiel in Rürnberg, wo
jeder fremde nach Gotik und Renaissance fahndet, Gegen-
stände der Barocke ersteht.
Einer Aufforderung der „Internationalen Sammler-
Zeitung“ nachkommend, will ich nun in folgendem «er-
suchen, einen kleinen Überblick über meinen eigenen Kunst-
besiß zu geben.
Schon mein Großonkel in Dresden legte den Grund
unserer Sammlung durch Ankauf uon Duplikaten aus der
Dresdener Galerie und altjapanischer Porzellane, die teil-
weise uon der meißner Porzellanfabrik abgegeben wurden,
nachdem sie den ersten meißner Versuchen mit japanischen
IHustern als Vorbilder gedient hatten.
Die zarten Blumenranken dieser Teller, Kännchen
und Schüsselchen wucherten in einer südlichen Sonne, die
fürchterlichen ITlasken, Tiger und Drachen waren mir als
Kind wohl Bilder des Schreckens, heute scheinen sie mir
amüsante Auswüchse einer untergehenden Religion.
Aus dem 17. Jahrhundert stammen die roten Arita-
Teekännchen und Tassenspülschalen, ai.s dem 18. Jahr-
hundert das reichere Hizenporzellan mit dem Blumenkorb
auf blauem Grunde. Die Arbeiten aus dem Anfänge des
19. Jahrhunderts, obwohl gröber in der Ausführung, bilden
doch einen guten Abschluß der reichhaltigen Sammlung.
Hiezu gehörig, doch nach chinesischen Vorbildern gearbeitet,
ist ein blauweißes japanisches Speiseseroice, Kinder dar-

stellend, die zur Schule gehen. Von rein chinesischer
Keramik befinden sich in unserem Besiß Vasen aus der
famille nerte und einige chinesische Exportgegenstände.
In christlicher Schlichtheit und Einfachheit erscheinen die
grauweißen Teetassen des sogenannten Jesuitenporzellans,
das bei den Bekehrungsoersuchen der Jesuiten in China
zur selben Zeit wie die chinesischen JTladonnen entstand.
Das imposanteste Stück der Porzellansammlung bildet eine
japanische Deckelvase 1740—50 (Dimensionen 90 cm hoch,
40 cm breit) mit aufgelegten Eackarbeiten.
Jn späteren Jahren fügten meine Eltern noch EHeißen,
Altwien, Davenport, Wedgewood und Seores der japanisch-
chinesischen Sammlung hinzu.
JTleine Prioatfreude als Kind bildete eine Kollektion
Altwiener Biskuit-Köpfchen berühmter Künstler, die ich non
meinem Großvater mütterlicherseits geerbt hatte, und durch
Dymphenburger Originale vervollständigte.
meine Spißensammlung ist neueren Datums. Das
älteste Stück, eine Reticella, eine Dähspiße um 1600,
schenkte Hans Dlakart meiner mutter in Venedig. Aus
der Eeinwand selbst ist hier die Spiße herausgearbeitet,
die einzelnen Streifen durch gestickte Eeinenstreifen ver-
bunden. Ein Reticella-Kragen mit Sternenmuster aus der
mitte des 17. Jahrhunderts schließt sich an. Dann folgen
italienische und niederländische Klöppelspißen aus dem
17. Jahrhundert, Rosaline und Venise, breitere und
schmälere Streifen, deren Arabesken sich so kunstvoll ver-
schlingen wie die Inschriften in den Höfen der Alhambra.
Auch ein großer Kragen ist darunter, der so gut erhalten
ist, als sei er gerade oon den Schultern einer schönen
Dame der Spätrenaissance geglitten. Zwei kleinere Kragen,
Venezianer-Relief, stammen aus derselben Zeit. Die Häh-
spißen aus der Zeit Eouis XVI., Alen^ons genannt, mit
ihren winzigen Schüsselchen, sind ebenfalls in größerer
Anzahl vorhanden. Von besonderem Interesse aber ist
eine deutsche Rokoko-Barbe, 1730—60, in’Jzwei Teilen,
die einen Garten mit Springbrunnen, Gartenbänken, Pa-
villons und Blumenvasen zeigt. Eine deutsche Klöppel-
spiße (Volks-Barocke) aus der Zeit Alaria Theresias, von
dem Brautleintuch einer Bäuerin aus Dieder-Österreich,
 
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