Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hummer 10.

Internationale Sammler-Zeitung.

Seite 149.

beroeist, roie die Kunst in Deutschland der französischen
nachhinkte, Alte Valenciennes und Hlalines sind leider
nur in schadhaften Resten oorhanden. Von historischem
Interesse ist ein Kleid der Königin Louise aus Durchzug-
Spitjen auf dem damals neu erfundenen Ulaschinenfüll.
Die Königin mufj es als ganz junges fflädchen getragen
haben, denn es ist klein und zierlich, roie für ein Kind
gearbeitet.
Reiche Brüsseler Applikationen des 19. Jahrhunderts,
Tücher, Volants, Schleier, Taschentücher etc. bilden den
Schluß der roeifjen Spitzen, denen sich hübsche alte Batist-
Stickereien anreihen.
Von schwarzen Spitzen ist nur ein Chantilly-Kleid
um 1850 nennenswert. Die altitalienischen Goldspitjen
und Stickereien machen sich als Hinter- und Untergrund
für Schmuck, Glas und Porzellan in Vitrinen recht gut.
Hierbei mochte ich noch zwei Stickereien aus dem 17. Jahr-
hundert ermähnen. Die eine, Pique-Stickerei, zeigt das
Wappen des Hauses Wetfin und stammt aus Sachsen oder
Thüringen, auf der anderen, die italienischen Ursprungs
ist, stolzieren fabelhafte Tiere, durch die rote Stickerei
oom Grundstoff ausgespart, umher.
Eine kleine Kollektion antiker facher möge oorläufig
das Ende sein. Da ist uor allem ein italienischer Karne-
oalsfächer aus dem 18, Jahrhundert. Den JTlittelpunkt
bildet eine lllaske mit ausgeschnittenen Augen, durch die
man sehen, aber nicht gesehen werden kann. Zu beiden
Seiten ein liebendes Pärchen, rechts schwärmt es im
Ulondenschein im Garten, links ruht es sich nach raschem
Tanze in einer Ecke des Ballsaales aus. Schäfer und
Schäferin als Hledaillons bilden den Abschluß. Auch auf
dem Gestell treibt sich ein lustiges ITlaskengesindel aus
bemaltem Elfenbein und Hletall herum. Auf der Rückseite

erschaut man eine friedliche Landschaft. Zwei reizende
kleine Kunstwerke aus derselben Zeit, das eine in Frank-
reich, das andere in Deutschland oerfertigt, Bereinigen
wieder Liebespaare im Garten zu zärtlichem Rendezoous.
Der französische Fächer ist reicher im Decor und feiner in
der Ausführung, auf dem deutschen wirkt eine Dame mit
aufgestülptem japanischen Hut recht amüsant. Beide Ge-
stelle sind Elfenbein mit Gold. Wahrscheinlich schon aus
dem 17. Jahrhundert kommt eine im Rubensstil gehaltene
Arbeit, Szenen aus dem Leben Amors, dann Hymphe und
Faun darstellend, das Gestell Schildkrot. Weiters zwei
Empirefächer: Der eine, Flitterstickerei auf Gaze, trägt als
einzigen Schmuck zwei fein aus dem Elfenbein des Gestells
herausgearbeitete Porträtkäpfe, der andere hat ein glattes
Gestell nur mit Altsilber-Linien eingelegt, dafür ist der
Oberteil mit Blumen- und Rankenwerk gemalt und gestickt.
Zum Schlüsse zwei Japaner: Ein gröfjerer mit durchbrochenem
Elfenbeingestell, eine japanische Gartenszene darstellend,
und ein kleiner, in den im 18. Jahrhundert europäische,
wahrscheinlich französische, Hledaillons eingesetzt wurden.
Sollte ich, oon Bildern und Hlöbeln abgesehen, nun
noch die zahlreichen Kleinigkeiten beschreiben, die sich
meiner Wohnung einfügen und die alle ihren Kunstwert
durch Alter oder Schönheit beanspruchen, wohin würde
das führen! — Drum nur noch den Rat für Anfangende,
ihren Kunstwerken den nötigen Takt entgegenzubringen,
das heifjf, ihre Zimmer nicht mit Glaskästen zu überladen
und so zum steifen JTluseum zu machen, aber auch nicht,
roie ich es in einer der berühmtesten Prioat-Sammlungen
in Paris gesehen habe, in die Kliffe eines Raumes, wo
die schönsten Plastiken der italienischen Renaissance stehen,
ein recht ärmliches Hähtischchen zu seinen. Daoor safj die
Hausfrau und stopfte Strümpfe! Ein groteskes Bild!


Die internationale Photographische Flussteilung in Dresden.
Von Karl Dom^nigg, Wien.

In feierlicher Weise rourde am 1. ITlai d. J. in
Dresden durch den König non Sachsen, in Gegenwart des
Hofstaates, der Spitzen der Behörden, in Anwesenheit des


Rückkehr oom Wiener Derby.

phof. nach Wilda.

Vertreters des österreichischen Hlinisteriums für öffentliche
Arbeiten, Sektionschefs Dr. Hlax Graf Wickenburg, und
eines distinguierten Publikums die Internationale Photo-
graphische Ausstellung im Ausstellungspalaste eröffnet.

Der grofje Hauptsaal ist nach den Plänen des Professors
der technischen Hochschule in Dresden, Oswin Hempel, für die
Zwecke der photographischen Ausstellung adaptiert; der Pa-


ßall der Stadt Wien. phof. nach Gause.
oillon, in dem die österreichische Abteilung untergebracht ist,
dankt seine Entstehung dem österreichischen Architekten
Professor Otto Prutscher. Dieser Raum fesselt durch ein
anmutiges, geschmackoolles, intimes Wesen und durch die
 
Annotationen