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Hummer 10.

Internationale Sammler-Zeitung.

Seite 153.

graphie, Dreifarben-flutotypie, Eicht- und Öldruck, soroie in
buchgetoerblichen Arbeiten, Buchdruck, Faksimiledruck und
im Buchschmucke zeugen für den so roeltbekannten vor-
züglichen Ruf, den diese Lehranstalt geniest.
Heben diesem Glanzpunkte der österreichischen Abtei-
lung oerdienf aber ebensosehr die Abteilung für öster-
reichischen Fremdenverkehr mit der edlen Absicht, im nord-
deutschen Publikum Stimmung für unsere großen und so
toechseluollen Haturschönheiten zu machen, alle Anerken-
nung. Dieselbe meist zwei Unterabteilungen auf. Die eine
umfafjt die Arbeiten des österreichischen Eisenbahn-
ministeriums, die andere umfafjt Wien mit Hiederösferreich,
uerlockend zusammengestellt oom Eandesaerbande für
Fremdenuerkehr in Wien und Hiederösterreich. Da grüfjt
den Fremden die schöne Wachau, dort überraschen die
pittoresken Gebiete der neuen Eandesbahnen, dann die
Kurorte, Sommerfrischen und der Wintersport.
Sehr gelungen sind die Aufnahmen des deutsch-
böhmischen Eandesoerbandes in Karlsbad, insbesondere
die Kollektion „Wintersport“ und die Rauhreifbilder aus
den böhmischen Randgebirgen.
Die Südbahngesellschaft erfreut mit einer Gruppe
„Ortler zum Gardasee“ und „Die bedeutendsten Dolomiten-
stationen“.
tieruorragende Leistungen sind die durch feinfühlige
Auffassung so harmonisch roirkenden Darstellungen nach
ITtotiuen aus den Hafen-, Küsten- und Jnselgebieten Öster-
reichs. Jeden Österreicher heimelt die Abteilung dadurch
an, dafj sie dem ganzen Staatsgebiete gerecht murde, denn
es fehlt auch nicht eines der österreichischen Länder, deren
Haturschönheiten nicht in der roirksamsten Weise Rechnung
getragen morden märe.

Hur in wenigen Strichen konnte hier das überreiche,
farbenprächtige Bild skizziert werden, das die internationale
photographische Ausstellung in Dresden .zeigt.
Welche herrliche Entwicklung und, Bedeutung hat in
allen Zweigen menschlicher Kultur die Eichtbildnerei ge-
funden! Fast im Sturmlaufe, in kurzer Zeit hat sie sich
non den ersten tastenden Versuchen zu einer Weltmacht
emporgeschwungen, sie, die die Stube des Forschers erhellt
und das Heim jedes FHenschen erfreut, sie, die die Brücke
der Anschaulichkeit zwischen Geistigem und Körperlichem
schlägt und entschleiern hilft den nie endenden Reichtum
der Künstlerseele.
Einige Illustrationen sollen einerseits den hohen Grad
der Entwicklung sinnfällig machen, den die photographische
Technik erreicht hat, anderseits einige Haturschönheiten
zeigen, an denen Österreich so überreich ist. ITlit deren
freundlichen Erlaubnis reproduzieren wir hier Arbeiten
folgender Herren: Altgraf August zu Salm-Reifferscheidt,
Geheimer Rat, Obersthofmeisfer der Erzherzogin ITlaria
Josefa (Ragusa, Dalmatien) Sektionschef Dr. JTlax Graf
Wickenburg (ITlotio bei Brioni), kaiserlicher Rat Doktor
Friedrich Benesch, Inspektor im Eisenbahnministerium
(ITlelk, ITafjfeld [Tauernbahn], Wildspitze [Tirol], Oberinntal
bei Eandeck, Canale, (Küstenland) und Dr. Robert Reininger
(Sommer).
Die Photographie „Ball der Stadt Wien“ (mit Erz-
herzog Leopold Saloator im Vordergründe, hinter dem
Bürgermeister Dr. Eueger mit der goldenen Amtsketfe
steht) ist nach einem Gemälde des EHalers Gause, „Die
Rückkehr oom Wiener Derby“ nach einem Gemälde oon
Wil da ausgeführt.


Uotiue als urg es chichili ehe Zeugnisse.

Aus Dresden wird uns geschrieben:
In der Sektion für prähistorische Forschungen der Gesellschaft
„Isis“ hielt das fflitglied, Pfarrer Göhler, einen ungemein inter-
essanten Vorfrag über „Votioe und Weihegaben des katholischen
Volkes als urgeschichtliche Zeugnisse und Reste“, den er durch
Vorführung zahlreicher Objekte wirksam unterstütjen konnte.
Pfarrer Göhler ging danon aus, dalj Volkskunde, uergleichende
Religionsgeschichte und Religionspsychologie dazu beigetragen haben,
daß man hinter den dem modernen fflenschen so befremdlich
erscheinenden, off abstoßenden Votiuen und Weihebildern mehr
gefunden hat, und daß man bemüht ist, die Pinien aufzudecken
und zu verfolgen, die in die oorchristliche Zeit, ja bis zu den prä-
historischen fflenschen zurückführen. Dies zusammenhängend
erforscht und dargestellf zu haben, ist namentlich das Verdienst
Richard Andrees in fflünchen, dem seine Gattin fflaria, geb.
Gyßn, mit ihrer einzigartigen Sammlung (sie hat seit 40 Jahren
mehr als 1000 Gnadenstätten besucht) zur Seite stand. Schon die
Verehrung der mannigfachen Heiligen, ihrer Patronate, ihrer Kultus-
stätten und Wallfahrtsorte, auf die der Vortragende ausführlicher
einging, weise auf urgeschichtliche Zeit zurück, in welcher der
Polytheismus ähnliche Äußerungen bot. Die christlichen Büßerfinden
ihre Analogie in den indischen, heidnischen und anderen Büßern.
Die Verehrung gewisser Quellen zeigt Parallelen schon im grauen
Altertum. Unseren Vorfahren erschienen sie geheimnisuoll, als
etwas Heiliges, ebenso war es bei Griechen und Römern; an
Quellen brachte man Opfer dar, die in diese geworfen wurden,
oder man errichtete Tempel über ihnen. Der hier und da noch
uorhandene Gebrauch, Geld ins Taufwasser zu werfen, ist ein flach-
klang aus altheidnischer Zeit, Wie Funde in uerschiedenen Quellen

und an Heilorten beweisen, ist die Quellenuerehrung prähistorisch
und reicht doch noch in nicht zu ferne Zeit hinab. Es ist noch
nicht zu lange her, daß in der Gruftkirche zu fflünchen jener
Ring geweiht wurde, der dann in den Walchensee geworfen ward,
um Unheil zu uerhüfen. Das Volk, das den Brauch der „Votioe
und Weihegaben“ noch übt, unterscheidet diese beiden Begriffe nicht,
oersteht auch den Sinn des „ex oofo“ nicht, sondern „uerlobt sich“
einem Heiligen und bringt ihm oor (Weihegaben) oder nach (Votioe)
Gewährung der Bitte sein „Opfer“ dar. Solche Opfer sind der
fflensch selbst als fflönch oder Hanne, ganze fflenschenfiguren in
natürlicher Größe oder en miniature, einzelne Gliedmaßen, Sinnes-
Werkzeuge, wie Augen, Ohren, innere Organe, wie Herz, Cunge,
Pieren usw.
Überaus interessant ist das auf prähistorischen Ursprung
zurückzuführende Krötenmotio, das so zahlreich im bajuoarischen
und alemannischen Stamme bei fflutterleiden auftritt, aber südlich
des Brenners nicht mehr oorkommt, sondern durch die Stachel-
kugel abgelöst wird. Auch den Gebrauch, nach glücklich beendeter
Seefahrt ein Schiffsmodell den Kirchen zu widmen, wie zum Bei-
spiel in Kirchen der Hordsee-Jnseln, sowie der Sitte in Süditalien,
sogar Särge, namentlich Kindersärge in Kirchen aufzustellen (eine
Sitte, die an Dämonenglauben erinnert), besprach der Vortragende.
Dergleichen Votioe, wie die erwähnten, finden sich schon zu Olympia,
in Gpidaurus, zu Oropos im Heiligtum des Amphiaraos, in etrurischen
Gräbern und in Ägypten.
Ausführlich oerbreitete sich der Vortragende über die Stoffe
der Votioe. Gr wies darauf hin, daß die Verwendung des Wachses
uralt sei; später gesellte sich dazu das Eisen, Der Vortragende
 
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