Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
iitimmer 10.

Internationale Sammier-2eitung.

Seite 15?.

UJohltätigkeitsmarken.
(Der österreichische Reichsuerein für Kinderschuß)
hat eine Serie uon Wohltätigkeitsmarken ausgegeben, mit deren
Ausführung man in Ansehung des eminent humanitären Zweckes
wohl milde ins Gericht gehen wird. Die Marken zeigen auf
mattem blauen Grunde Ansichten uon Wiener Kirchen und öffent-
lichen Gebäuden (Stefansdom, Votiokirche, Karlskirche, Rathaus,
Uniuersifät, Parlamentsgebäude, Hofburgtheafer, Hofoper u. a.)

Uerschieäenes.
(Eine Partezettelsammlung.) Interessantes material zu
einer Geschichte der Trauerparfe bietet eine Sammlung non Parte-
zetteln, die aus Priuafbesiß in das Eigentum des Wiener Antiquars
J. J. Plaschka übergegangen ist. Die Sammlung umfaßt 1400
Parten, die sich auf die Zeit uon 1820 bis auf die Gegenwart er-
strecken. Der Sammler scheint uorzugsweise auf österreichische
Staatsmänner und Politiker Gewicht gelegt zu haben, die denn
auch in der Sammlung das größte Kontingent stellen. Klan findet
da die Parten der Minister Rechberg, Graf Eduard Taaffe,
Tschabuschnigg, Giskra, Glaser, Easser, Freiherr uon Korb, Haymerle,
Kallay, Schmerling, Prazak u. u. a. Den Politikern reihen sich
hohe Militärs an: Graf Radeßky, Veldmarschall Vreiherr uon Heß,
der unglückliche Benedek, VME. Alfred Vürsf Windischgräß etc.
Von Gelehrten sind uerfreten: Brücke, Billroth, Skoda, Johann und
Theodor uon Oppolzer, Rokitansky, Heinrich uon Bamberger, Her-
mann Freiherr uon Widerhofer, ffliklosich, Karl uon Eittrou, Kerner
uon Marilaun etc. Von glanzuollen Hamen seien noch erwähnt:
Die Kardinäle Kutschker, Rauscher und Ganglbauer, die Schottenäbte
Helferstorfer und Hauswirth, die Wiener Bürgermeister Prix, Dr.
Zelinka, Graf Moriß Sandor (der Vater der Fürstin Pauline
ITletternich), der Begründer der „Presse“, August Zang, Anselm uon
Rothschild, Bettina oon Rothschild, Hikolaus Dumba etc. Sehr spärlich
ist die Kunsfwelt uerfreten: es fallen uns nur die Parten uon Johann
Strauß (Vater) und Vanny Elßler auf. Die Textierung der Partezeftel
in den uerschiedenen Zeitperioden weist nur ganz unwesentliche
Abweichungen auf; auf älteren Traueranzeigen ist uielfach noch
die Todesursache angegeben. Die Ausstattung ist im allgemeinen
eine einfache. Bei den älteren Parten fehlt noch der Rand und
uielfach auch das Kreuz oder ein anderes Symbol. Erst in den
Sechzigerjahren taucht die schmale, schwarze Umrandung auf, noch
später Kreuz oder Totenhain. Hur sehr uereinzelt findet man
Parten mit prunkuollen Rändern oder gar mit Silberdruck auf
schwarzem Grunde. Die Parte, die aus Anlaß des Todes Radeßkys
uon dessen Kindern, dem Generalmajor Theodor Graf Radeßky de
Radel] und Vriederike Gräfin Wenkheim ausgegeben wurde, hat die
Vorm eines Briefbogens (Quartformat). Gin schmaler schwarzer Rand
umsäumt das Blatt, aus dem man erfährt, daß der Veldherr „am
5. Jänner 1858 um 8 Uhr morgens nach Empfang der hl. Sterbe-
sakramente an der Eungenlähmung seelig in dem Herrn entschlafen
ist.“ Titel und Orden des Marschalls nehmen achtzehn Zeilen in
Anspruch.
(Die Perlen non Sachalin.) Wie die japanischen Zeitungen
melden, wird das Reich des ITlikado zur Zeit uon echten kostbaren Per-
len geradezu überschwemmt. Die Japaner haben nämlich auf Sach alin
eine Perlenfischerei eingerichtet, die uon einer fabelhaften Ergiebig-
keit sein soll und angeblich bisher nicht gekannte Klassen oon
Perlen zutage fördert. Dabei sind sie nicht etwa minderwertige
Exemplare, sondern durchwegs rein in der Varbe, uon schönstem
Glanz und uon uerhältnismäßig bedeutender Gröfge. Die meisten
Perlen haben einen grauschwarzen Schimmer. Es kommen aber
uollständig schwarze und gelbe uor, die bekanntlich sehr selten
sind. Der Hauptfundort für die Perlen ist eine Reihe sandiger
Klippen, die sich als wahre Vundgruben herausgestellt haben.
Im Eaufe eines ITlonats sollen auf der Insel Sachalin für ungefähr eine
halbe JTlillion Kronen Perlen gefunden worden sein. Es hat sich in
Japan ein regelrechter Exporthandel mitPerlen herausgebildet, der seine
meisten Beziehungen mit Eondon, Hamburg und Paris unter-

hält. Es ist anzunehmen, dafj diese Klassenproduktion auf den
bisherigen Preis der Perlen stark einwirken wird.
(Die leßten Ausgrabungen in Pergamon), an denen
A. Conze und W. Dörpfeld teilnahmen, klärten uor allen die
Thermenanlagen am Gymnasion, oon deren 11 Sälen 9 freigelegt
wurden. Das bemerkenswerteste plastische Vundstück ist, wie
Dörpfeld in den Mitt. d. Archäol. Inst, berichtet, ein großes Relief
mit einem thronenden Zeus, das als Abdeckplatte eines Kanals
Derwendef war. In diesem Jahre wird nun die Ausgrabung der
beiden heiligen Bezirke westlich uom Gymnasion in Angriff ge-
nommen. Vom Bezirk der Hera sind schon die marmornen Bau-
glieder eines Tempels entdeckt. Zu dem zweiten Bezirk gehört
eine mächtige Stütjmauer mit Strebepfeilern. Hier hatte Humana
ein Heiligtum der Demeter nachgewiesen. Jeßt wurde hier die
Vorderwand und Ecke eines griechischen Gebäudes aufgedeckt, und
wichtige Ginzelfunde wurden gemacht, die auf Weiteres, Wertuolles
hoffen lassen: außer einem dem Zeus Kfesios geweihten Altar
uiele Stücke eines Reliefs der Athena, das uon einer Vrau in der
amtlichen Stellung eines Prytanen geweiht ist. Hier hat also wohl
das bisher uergeblich gesuchte Prytaneion uon Pergamon gelegen,
und man sieht den weiteren Veststellungen mit Spannung entgegen.
Conze stellte den Zug und die Gestalt der ältesten Burgmauer fest,
Schaßmann seßte die Aufnahme der römischen Ruinen fort. Vür
dies Jahr wird auch die Aufdeckung des Grabens an dem großen
Jigma Tepch erwartet.
fßuseen.
(Erwerbungen der königl. JTluseen in Berlin.) Die
Ägyptische Abteilung der königl. Kluseen in Berlin ist, nach den
„Amtlichen Berichten“, neuerdings durch die uom Direktorialassi-
stenten Dr. Georg Tllöller im Auftrage der Deutschen Orientgesell-
schaft 1905 und 1906 geleitete Ausgrabungen uon etwa 12 „Hocker-
Gräbern“ bei Abusir-el-meleg (östlich uom Vaijum) ganz wesentlich
uermehrt worden, so daß jeßt fast alle uerschiedenen Gruppen durch
uorzügliche Musterstücke uerfreten sind. Stein und Sand und
Wasser waren die einzigen Hilfsmittel, mit denen der ägyptische
Kunsthandwerker dieser frühen Periode seine Gefäße aus dem
rohen Steinblock herausarbeitete, und es ist erstaunlich, welche
Präzision der Ausführung er mit diesen Hilfsmitteln erreicht hat.
Das Material ist sehr uerschieden. Heben dem weichen Kalkstein
und Alabaster wurden mit Vorliebe harte schwarze, grüne, rosa-
farbene oder auch schwarzweif] gesprenkelte Steinarten gewählt,
die den zum Gebrauch im Jenseits bestimmten Gefäßen die längste
Dauer sicherten. Zunächst wurde aus dem Block ganz im Groben
die gewünschte Vorm herausgehauen und dann die innere Höhlung
der Gefäße ausgebohrt. Die Bohrsteine, mit denen dies bewerk-
stelligt wurde, haben sich noch erhalten und auch die kgl. Museen
besißen einige Exemplare, freilich aus etwas späterer Zeit. Zuleßt
wurden dann die Außenflächen aufs sorgfältigste geglättet.
(Vom Schillerhause in Weimar.) Unter dem Gesichts-
punkte, in den Räumen, wo Schiller die leßten Jahre seines
Bebens lebte, an Stelle einer wahllosen Sammlung uon merkwürdigen
Dingen aus jener Zeit wieder das Milieu des Dichters zu schaffen,
hat man im Eaufe des Jahres eine Heugestaltung im Weimarer
Schillerhause uorgenommen, die jeßt zu einer Art Abschluß gediehen
ist. Schiller hatte, das ist wohl allgemein bekannt, in dem 1802
erworbenen Hause an der jeßt nach ihm benannten Straße die
Dachstuben für sich allein eingerichtet, nämlich ein Vorzimmer,
einen Gmpfangsraum und ein Arbeitszimmer, in das später auch
das Bett aus dem anstoßenden Kämmerchen gestellt wurde. Diese
Räume waren seit dem Jahre 1847, wo die Stadt aus dritter Hand
das 1827 uon den Erben verkaufte Haus erstand, zu einer Art
Museum ausgestaltet worden. Jeßt enthalten sie im ganzen wieder
die Einrichtung, wie sie Schiller um sich hatte, uor allem das
Arbeits- und Sterbezimmer.
Die Rukfion öer Kupferstichsammlung
Lanna.
Die in der Zeit uom 11.—22. Mai in Stuttgart durch die
Kunsthandlung H. 0, Gutekunst durchgeführfe Versteigerung der
berühmten Sammlung uon Kupferstichen, Radierungen und Holz-
schnitten alter Meister des Barons Adalbert uon Eanna in Prag
ergab einen Erlös uon 800.000 Mk.
Wir uerzeichnen nachstehend die wichtigsten Preise, wobei
wir der Vollständigkeit halber auch die Sensationspreise wieder-
holen, die wir schon in der uorigen Hummer ueröffentlicht haben.
 
Annotationen