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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 1.1909

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Nummer 11 (1. Juli)
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Seite 162.

Internationale Sammler-Z ei tu ng.

Hummer 11.

mit der Insekfennadel am Boden des Sammelkastens fest-
steckt; fluch die Reihenfolge, in der das zu geschehen
hat, gibt das benütjte Buch an. Cs oersteht sich oon selbst,
dafj man zum Bestimmen der Käfer einer sehr guten Tupe
bedarf, um die oft toinzigen Unterscheidungsmerkmale
toahrnehmen zu können. Alle diese ITlanipulationen för-
dern in hohem ITlafje die Geschicklichkeit. Hier sei auch
noch bemerkt, datj man fühlet und Beine der Tiere nicht
roeit ausspannen soll, da sie dann leicht abbrechen und
man damit auch Dielen Raum in den Kasten oerschroendet.
Der fang der Käfer ist übrigens keinesroegs auf feld
und Wald beschränkt. Viele und selbst rare Tierchen kann
man sogar in den Strafen der Stadt auffinden, roo sie
mit merkwürdiger Vorliebe an schattigen Häusersockeln
oder des Hachts unter elektrischen Campen einzusammeln
sind. Am reichlichsten wird freilich die Sammlung des-
jenigen werden, der häufig Ausflüge oder Reisen in ner-
schiedene Teile des Reiches und seiner Hachbarländer zu
machen in die Tage kommt, fast überall weist die Insekten-
fauna wesentliche Verschiedenheiten auf und auch die
Höhenlagen sind sehr beachtenswert. Es gibt oiele Kerfe,
die nur auf höheren Gebirgen zu finden sind. Gin nicht
zu nerachfender fundort sind auch die Schachteln anderer
Sammler, mit denen man schwunghaften Tauschhandel
treiben kann. Die entomologischen Zeitschriften und Ver-
eine oermitteln oft Tauschadressen auf weite Entfernung hin.
Ist die Sammlung endlich ziemlich reichhaltig ge-
worden, dann sucht deren Besitzer sie wohl auch einmal
durch kleine Käufe in Haturalienhandlungen zu ergänzen,
nerstohlen freilich, wie der Jäger im Wildbretladen. Die
Sammler non Exoten sind sogar beinahe ganz auf den
Kauf angewiesen, was eine kostspielige Sache werden kann.
Allerdings, die Gröfje, farbenpracht und die Seltsamkeit
der formen der Tropentiere erreicht unsere fauna nur in
gar wenigen fällen. ITlan betrachte sich diese Herrlichkeit
nur einmal im JTluseum. Einerseits spannenlang, ander-
seits in färben, wie sie nur die Sonne Südamerikas oder
Afrikas heroorzuzaubern uermag, prangen dort die oft
abenteuerlichsten Gestalten in den Schaukasten. Indessen
besitjen auch wir oiele Schönheiten, z. B. den blau und
goldig glänzenden Puppenräuber (Calosoma sycoplianta),
den goldgrünen Carabüs auionitens, die schöne hellgrüne

Cetpnia speeiosissima, den imposanten Hirschkäfer (Lucanus
cervus), den Nashornkäfer (Oryctes nasieornis), den schwarz-
gelben Pinselkäfer (Trichins fasciatus), die goldgrüne,
schwarzgetüpfelte Poecilonota rutilans, den scharlachroten
Schnellkäfer Elater sanguineus, den blauen, rotgebänderten
Bienenwolf (Clerus apiarius), den feuermantel (Pyrochroa
coccinea), die kleinen, aber unter der Tupe wie mit
Smaragden besetjt aussehenden Grünrüfjler (z. B. Polydrusus
sericeus), die grofjen, langgehörnten Bockkäfer (z. B. Ergates
faber, der Riesen- oder Heldbock Cerambyx cerdo und. die
schöne Ro-alia alpina, der fllpenbock), nicht zu vergessen
der glänzenden Blattkäferarten,,, wie der in allen färben
des Regenbogens strahlenden Chrysomela cerealis und der
kleineren Chrysomela fastuosa, die sogar häufig ist, und
der Gebirgsbewohner Orina cacaliae und speciosa, die an
farbenpracht nichts zu wünschen übrig lassen.
Älanche sammeln auch die Taroen und Puppen, die
dann gewöhnlich in Konseroierungsflüssigkeiten aufbewahrt
werden. Sogar frafjstücke werden gesammelt und alles
das zu sogenannten biologischen Sammlungen oereinigt,
wie deren das kaiserliche JTluseum eine zeigt. Viele Sammler
beschränken sich freilich auf den fang der größeren Arten;
so entstehen aber blof] dekoratioe Sammlungen oon wenig
wissenschaftlichem Wert. Hlan läfjt besser auch die Kleinen
zu sich kommen.
Der fang wird, was die Zeit anlangf, oom JTlärz bis
Oktober geübt. Doch sind Anfang und Ende dieser Zeit,
sowie der JTlonat August wenig erträgnisreich. Am reich-
lichsten ist die Ausbeute im ITlai, Juni und Anfang Juli,
zu dieser letzteren Zeit besonders in höheren Tagen. Be-
sonders eifrige Sammler bedienen sich beim fange der
kleinen Tiere auch des „Käfersiebes“, eines ziemlich weit-
maschiegen Siebes, an welchem ein Teinwandsack befestigt
ist, der unterhalb des Siebes zugebunden werden kann.
Wirft man in das Sieb Waldstreu oder die flnschwemmsel
der Gewässer, so flüchten sich die darin enthaltenen Tiere
in den Sack, aus dem man sie zu Hause bequem heroor-
holen kann. Jedenfalls empfiehlt es sich, einen Schirm
mitzuführen, in den man Buschwerk abklopfen kann, und
ein kleines Zünglein (Pinzette), um Tiere zu ergreifen, die
auf unappetitlichen Dingen ihr Behagen finden. Und nun,
lieber Teser: Weidmanns Heil!

Die Briefmarkensammlung öes UJiener Postmuseums.
Von £lse fränkel, Wien.

Das Wiener Postmuseum! Wie ein Veilchen blüht es im
Verborgenen und es uerdiente wahrlich, in heileres Geht gerückt
zu werden. Cs uerdiente, daß man daugn mehr spreche, uor
allem aber, daß es mehr besucht werde. Der Spaziergänger, der
seinen Weg bis zur Rotunde ausdehnt, sollte es nicht unterlassen,
dem JTluseum, das da im linksseitigen flrkadenfrakte untergebracht
ist, seine Visite abzustatten. Der Besuch ist lohnend.
Was ist da nicht alles zu sehen I In ihrer Vielseitigkeit geben
die Sammlungen, die das österreichische Postärar angelegt hat,
ein großartiges Bild oon der Entwicklung des gesamten Postwesens,
das Telegraph und Telephon in sich schließt; dem Markensammler
speziell, der hier ins Rüge gefaßt werden soll, bietet das JTluseum
eine Fundgrube uon Anregung und Belehrung.
Das Wiener Postmuseum besißt eine" Markensammlung, die
in ihrer Vollständigkeit fast unerreicht ist; es sind da nicht nur
die offiziellen Postwertzeichen aller Staaten und Tänder, auch die
Wertzeichen der Priuat- und Schiffsposfen fehlen nicht, wie man
auch nicht die Wertzeichen der Kurierposten in Marokko, der
deutschen Stadtposten, des neutralen Gebietes in Moresnet, der
Schweizer Hotelposten, der englischen Hotelposten, der dänischen,

schwedischen und norwegischen B.yposten und der russischen Kurier-
posten uermissen wird.
Eine besondere Sorgfalt wurde naturgemäß den öster-
reichischen Postwertzeichen gewidmet. Das Museum selbst hat
alle Marken aufgebracht, die seit dem Bestände der österreichischen
Post ausgegeben wurden. Durch eine großartige Schenkung des
Oberleutnants und Postmeisters Tadislaus Hanus fiel ihm überdies
eine uollständige Sammlung der Postwertzeichen Österreichs,
Ungarns, Bosniens und der Herzegowina zu. Der bosnischen
Emissionen sind mehr da, als man uermuten würde; in zwei Jahren
wurden nicht weniger als drei solcher ueransfaltet. Sine besondere
Röfigung zu dieser Splendidität lag nicht uor, wenn man nicht
den wohltätigen Zweck als Entschuldigung gelten lassen will,
dem diese lleuausgaben dienen sollten. Das Reichskriegsministerium,
dem das Postwesen in den annektierten Gebieten auch heute noch
untersteht, hatte nämlich mit bekannten Markenhändlern ein Über-
einkommen abgeschlossen, wornach es ihnen zwei Emissionen ganz
überließ. Der Kaufpreis wurde humanitären Stiftungen zugewendet.
Bei einer Besichtigung der Briefmarken-Hbteilung fällt zunächst
ein Reuoluerständer ins Rüge, auf dem in 25 Rahmen die Post-
 
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