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Seife 178.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 12.

Reize ist. Struck will eine Anleitung geben, die Künstler
und kunsfuerständige Dilettanten in den Stand setgt, die
schöne Kunst in Schwarz und Weifj selbständig zu erlernen,
zugleich soll-das Werk den Blick des Kunstliebhabers
schärfen, um die Erzeugnisse der Radiererkunst besser
und intensiver genießen zu können.
Wir betreten mit ihm die Werkstatt, lernen jedes
Werkzeug kennen, jedes chemische Präparat, das ganze
JTlaterial, alle Handhaben des Radierers. Wie ein Radierer
sehen soll, roorauf es ihm ankommt, das sagt er uns mit
uerständlichen, das Detail liebenden, aber niemals pedan-
tischen Worten. Er erklärt uns die lebten Geheimnisse der

Abdruck auf Papier zu vervielfältigen. Allem Anscheine
nach kam ein Deutscher zuerst auf dieses Beginnen. Die
ältesten, bis jetjt bekannten Kupferstiche aus der Hütte
des 15. Jahrhunderts rühren non deutscher Hand her.
Dann bildete sich das Verfahren des Kupferstiches in voll-
endetsfer Weise aus. Schongauer ist zu nennen, dessen
Kupferstiche oon einer naiven Schönheit sind, dann Albrecht
Dürer mit seinen Hleisterroerken und die mit großer Fein-
heit gestochenen ITliniaturplatten Hans Sebald Behams. In
Italien führte lllantegna mit höchster ITleisterschaft den Stichel.
Struck schildert dann das Verfahren bei der Radierung,
den Erstabdruck, den Remarquedruck, die Technik der


?ig. 2. niax £,i.ebermann: Badende Jungen.

Wirkungen, die Tannen und ITlöglichkeiten des Künstlers
im Technischen, all seine Abstufungen und Hdethoden.
Ungemein prägnant und mit höchstem Verständnis
erklärt er dann die künstlerische Wesensart und die Quali-
tät der heruorragendsten Radierer alter und neuester Zeit
und begleitet so die beigegebenen Reproduktionen und
Originalradierungen, die das Buch in schönster Weise
schmücken, mit Erklärungen, die tief in die künstlerische
Individualität eindringen.
Er beginnt mit einer Klarlegung des Kupferstichs, der
zu den ältesten Künsten gehört. Schon im Altertum hat
man Schriftzeichen, ornamentale Darstellungen u. dgl. in
metallene Gegenstände graviert; doch erst im mittelalter
entstand der Brauch, derartig gravierte Darstellungen durch

kalten Radel, die Schabkunst, die Aquatinta und Crayon-
manier, die Tithographie und den Holzschnitt.
Besonders instruktiv ist das Kapitel über das äußerst
interessante und reizvolle Vernis-mou-Verfahren, das der
geniale Felicien Rops betrieben. Das Vernis-mou-Verfahren
bietet die Gelegenheit, im Gegensätze zu den scharfen, ge-
ästen Tinien der Radel einen weichaufgelösten, kernigen,
bleisfiftartigen Strich hervorzubringen.
Wie die feinsten Ruancen in den Tönen erzielt
tverden und alle diesbezüglichen Errungenschaften der mo-
dernen Kunst handelt Struck in einem andern lichtvollen
Abschnitt ab. Den größten Genulj werden dem Teser die
in einem Anhänge gegebenen „Zwanglosen und unverbind-
i liehen Bemerkungen zu den Abbildungen“ bereiten. Ein
 
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