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Seite 206.

internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 13.

an den Wänden hängend, in Glaskästen liegend, sich zur Schau
darbietet, ist aufs engste mit dem Hamen Goethe verknüpft.
Sine größere Anzahl der Zeichnungen non Goethes Hand wird
(durch Vermittlung non Sri. Dr. Schütte, Weimar, zum erstenmal
in einer öffentichen Ausstellung gezeigt. Da gibt es Blätter, flüchtige
Aufzeichnungen, die an die Studentenzeit des Dichters in Teipzig,
andere, die an seine Reisen in der Schweiz und Italien, wieder
andere, die an die Weimarer Zeit, an seine dichterischen Arbeiten
erinnern, manches weist auf seine Beziehungen zu Oeser, seinem
alten Tehrer im Zeichenunterricht, zu Tischbein und Kniep (dem
fflaler, der Goethe auf der italienischen Reise eine Strecke weit
als treuer Gefährte begleitete) hin. Wertzolles bietet die Ausstellung
weiter in reich, oft künstlerisch originell illustrierten alten
Studentenstammbüchern, non denen eine große Anzahl (ein-
zelne aus dem 16. und 17. Jahrhundert) aufliegt. An einer Zimmer-
wand fallen sogenannte Depositionsgeräte, riesige Beile aus
Holz, gewaltige Zangen u. a. auf, die den Verbindungsstudenten
in früheren Zeiten bei allerhand symbolischen Handlungen dienten.
Besondere Beachtung oerdient der Raum mit alten llnioersitäts-
matrikeln. 6s sind darunter einige heroorragende Wertstücke, so
die Wittenberger Hlatrikel oon 1565—87, die Königsberger mit
den Hamen oon Gottsched und Kant, die Frankfurter ITlatrikel oon
1510 und 1522. Die Bände sind sämtlich mit farbigen Wappen,
Ornamenten, Vignetten und dergleichen reich verziert. Jn einem
Zimmer ist ein großes tllodell der JTlünchener Universität ausge-
stellt, und uiele Abbildungen ueranschaulichen die moderne Gin-
richtung des ganzen Baues. Schließlich ist die Abteilung der meist
kostbaren Goldschmiede-Arbeiten zu erwähnen. Prächtige
Pokale aus Gold und Silber lenken die Aufmerksamkeit auf sich.
Gin besonders interessantes Stück ist der berühmte Wittenberger
Tuther-Becher, den die Universität Wittenberg dem Reformator
zur Hochzeitsfeier 29. Juli 1525 überreichte. Da ist ferner der so-
genannte Zürcher Chorherrenschaß, eine Reihe silberner Staufen
(Becher), den die Stadt Zürich für die Ausstellung zur Verfügung
stellte. Illedaillen, Siegel, münzen und dergleichen sind in großer
Anzahl vorhanden.
(6in alter Grenzstein.) Aus Biel wird uns geschrieben:
Beim Verstärken der Fundamente des Hauses Ballief in der Güter-
straße stieß man in einer Tiefe oon 1ffletern unter dem Sfraßen-
nioeau auf einen alten Grenzstein des ehemaligen Stadtgebietes,
der allmählich in dem forfhaltigen Boden versunken zu sein scheint.
Der einen Dieter hohe und zugestußte Stein zeigt auf der einen
Seite das gut erhaltene gehauene Wappen der Stadt mit den
gekreuzten Beilen, u zw. in der Form, wie sie im Sfadfwappen
im 15. und 16. Jahrhunderte vorkommen. Auf der anderen Seite
gewahrt man die Schwurhand, offenbar die Stelle, wo der aus
dem Sladtbann Verwiesene Urfehde schwören mußte. Eine solche
Stelle nannte man das Burgerenziel. Der interessante Stein dürfte
in den Anlagen des JTluseums Schwab aufgesfellf werden.
(Eine IHarmorstadt in Arabien.) Der Wiener Archäo-
loge Prof. Dr. A. JTlusil ist dieser Tage von seiner, im Auftrage
der Wiener Akademie der Wissenschaften unternommenen,
13 JUonate umfassenden Forschungsreise in Arabien zurückgekehrt.
Über Ausdehnung und Resultate seiner Reise äußerte sich der
Gelehrte nach dem „Extrablatt“ wie folgt: „Das Gebiet, das ich
durchforschte, erstreckte sich vom 37. bis zum 26. Grad nördlicher
Breite. Cs reicht vom Aleppo im Horden bis südlich von Teima,
von Syrien und der ITlekkabahn im Westen bis zum Euphrat und
persischen Golf im Osten . . . mit den Ergebnissen meiner Reise
bin ich sehr zufrieden. Ich habe vieles gefunden und gesehen,
worüber ich berichten werde. U. a. habe ich eine alte, unbe-
wohnte Stadt aufgefunden, deren Entstehung und Blüte ich in
das fünfte Jahrhundert verlegen möchte. Sie ist gleichsam
die Verwirklichung des in der Apokalypse geschilderten „himm-
lischen Jerusalem“, ganz aus weißem JTlarmor erbaut, ziemlich
gut erhalten. Kein ITlensch wagt es, in diese verlassene Stadt
einzudringen. Es geht unter den Arabern die Sage, daß in dieser
Stadt eine Frau — eine Art Gespenst — ihr Wesen treibt, die
jeden ITlann, der dort übernachtet, im Schlafe umarmt und erwürgt.

Ich wollte in der Stadt lagern. Dazu waren aber meine Begleiter
um keinen Preis zu bringen, ich mußte außerhalb der Stadt näch-
tigen. Erst am nächsten morgen gelang es mir, einige meiner
Begleiter zu überreden, mit mir die Stadt zu betreten, Jch arbeitete
dort bis spät abends, dann lagerten wir. Als die Hacht herein-
brach, wollten die Teufe unbedingt aus der Stadt hinaus, einer
verließ uns auch wirklich. Die zwei anderen aber stöhnten und
wimmerten schlaflos die ganze Hacht hindurch aus Furcht vor der
gespenstigen Frau. Jn der folgenden Hacht riß auch der zweite
aus und auch der dritte bat, ich möge ihn ziehen lassen.“
[Historische Kommission für Hessen und Waldeck.]
Über den Stand der wissenschaftlichen Unternehmungen der histo-
rischen Kommission für Hessen und Waldeck gibt der soeben
erschienene 12. Jahresbericht Aufschluß. Über das Fuldaer Ur-
kundenbuch wird berichtet, daß Privatdozent Dr. Stengel
(ITlarburg) sich hauptsächlich der Vergleichung und Kommentierung
des von ihm im Vorjahre gesammelten fflaterials gewidmet hat
und jeßt durch Einschränkung seiner Eehrtätigkeit die nötige Zeit
für die Durcharbeitung der großen Fälschungsfragen zu gewinnen
hofft. Für die Zweke der paläographischen Vergleichung hat er
photographische Schriftproben oon sämtlichen auf den älteren Fuldaer
Urkunden begegnenden Fuldaer Schreiberhänden vorläufig bis zum
Jahre 840 hergestellt. — Von dem Werke „Chroniken oon Hessen
und Waldeck“ ist der erste Band, der die Chroniken von G erst en b u rg
enthält, erschienen. Die Fortführung der Arbeiten für das Werk
„Ta ndgrafenregesten“ hat Archivar Dr. Rosenfeld in
ITlarburg übernommen. - Über das „Urkundenbuch der Wetterauer
Reichsstädte“ wird berichtet, daß der Druck des ersten Bandes des
Weßlarer Urkundenbuchs begonnen wurde. Oberlehrer D r e h e r in
Friedberg hat die Aufarbeitung des von Dr. Folß für den zweiten
Band des Friedberger Urkundenbuches gesammelten JTlaterials fort-
geseßt. Die von ihm vorgenommene Sichtung der während des
leßten Jahres in den Stadtkirchturm übergeführten städtischen Archi-
oalien brachte eine über Erwarten ergiebige Ausbeute. — Zu dem
Werke „Quellen zur Geschichte des geistigen und kirchlichen Tebens“
hat Prof. Dr. Köhler die Durcharbeitung des im ITlarburger Staats-
archio vorhandenen FHaterials im wesentlichen vollendet, er muß
aber infolge seiner Berufung nach Zürich darauf verzichten, die
Arbeit in der bisherigen Weise fortzuführen. Er gedenkt jedoch eine
sachlich zusammengehörige Gruppe, die Kircheiwisitationsakten,
herauszugeben, wobei ihn wie seither, Archivrat Dr. Küch in ITlarburg
unterstüßen wird. — Archioassistent Dr. Huyskens in ITlarburg,
der Bearbeiter der „Quellen zur Geschichte der Tandschaften an der
Werra“, hat den Druck der Regesten der Werraklöster fortgeführt,
den er hofft, im kommenden Geschäftsjahre abschließen zu können.
— Von „Sturios Jahrbüchern der Heustadt Hanau“ hat Oberlehrer
Becker in ITlarburg die für Ergänzung und Erläuterung des Textes
in Betracht kommenden Archivalien nahezu aufgearbeitet. Er gedenkt
im kommenden Jahre den Text fertig zu stellen. — An den Werken
„Tehnsstaat“ (Bearbeiter: Dr. Knetsch in JHarburg) und „Hessische
Behördenorganisation“ (Bearbeiter: Dr. Gun dl ach in Kiel) wird
eifrig gearbeitet. — Über die Publikation „Beiträge zur Vorgeschichte
der Reformation in Hessen und Waldeck“ ist zu berichten, daß
Archioassistent Dr. D erseh in lUünster sein Thema im Verlaufe
der Arbeit wesentlich weiter gefaßt hat, als es ursprünglich beab-
sichtigt war. namentlich will er die landesherrliche Kirchenpolitik,
die kirchlichen Abgaben und das kirchliche beben des ausgehenden
ITlittelalfers eingehender behandeln. Dr. Dersch ist auch mit der
Bearbeitung eines hessisch-waldeckschen Klosterlexikons betraut
worden.
(Wettbewerb für ein Trinkgefäß.) Das Tandesgewerbe-
museum in Stuttgart hat einen Wettbewerb für ein Trinkgefäß
aus Keramik oder Glas ausgeschrieben. Es stehen drei Preise im
Betrage von 6000, 300 und 100 THk. zur Verfügung. Der Termin
läuft am 1. llovember ab.

fDuseen.
[Fräulein Professor JTl es fort.] Die frühere Teiterin des
Schleswig Holsteinischen ffluseums für vaterländische Altertümer
in Kiel Fräulein Professor Johanna Iliestorf ist in der oorigen Woche
81 Jahre alt, in Kiel gestorben. Die Verblichene war neben der be-
kannten Gesangspädagogin Frau Schulze-Asten die einzige deutsche
Frau, die oom König oon Preußen den Professortifel erhielt.
, (Der JUuseumoerein Bozen) hielt kürzlich seine General-
oersammlung ab, in welcher über Anregung des Hlinisteriums für
öffentliche Arbeiten der bisherige Vereinsname ab eändert wurde.
Der Verein heißt fortan „Deutschsüdtiroler llluseum für Kunst und
Gewerbe in Bozen“.
(Die Heue Pinakothek in lllünchen) hat das große
Apfel-Stilleben von Karl 5 ch u ch, das in der Stilleben-Gruppe 1903
ausgestellt war, um 11,000 Alk. angekauft.
 
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