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Seite 246.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 16.


geblümtem Kleid und ebensolcher Jacke;
in der Rechten hält sie einen zierlichen
Blumenstrauß. Ihr gegenüber steht ein
Kaoalier in purpurgemusterter Kniehose,
ebensolchem Rock mit Goldborten und
goldgezierter Weste, den schwarzen Drei-
spiß unter dem linken Arme, in der linken
Hand die Tabakdose, aus der er mit
der Rechten eine Prise nimmt. Sockel
mit gold und purpurgehöhten Rocaillen.
marke: CT mit AB 6; eingerißt: M;
goldene Hlalermarke: SB. Höhe 21 cm.
Das Stück ist Eigentum des Herzogs
Karl in Bayern, in dessen Besiß sich
auch die Gruppe „Das Gehör“ befindet.
Die folgenden drei Stücke (fig. 4,
5 und 6) tragen die marken der Ans-
bacher, bezw. Bruckberger Porzellan-
manufaktur, über deren historische folge
allerdings noch keine Klarheit herrscht.
fig. 4 stellt den „frühling“ dar.
Die Göttin der Blumen, flora, in langem,
mit roten Blumen gezierten Dlantel. Im
rechten Arm ein Blumenkörbchen, in der
finken ein Sträußchen, zu füßen ein
Vögelchen im liest, marke: Schild (ein-
gerißt). Höhe der figur 20 cm. Besißerin:
Baronin Zandt auf Schloß Seehof.
fig. 5 zeigt ITlerkur mit blumen-
geziertem lllantel, der auf der rechten
Schulter durch ein aus facettierten Steinen
gebildetes Band festgehalten wird. In
beiden Händen hält er Briefe. Auf dem
Kopf der flügelhut; zur Seite Warenbündel
und ein Kästchen mit Briefen. Ohne marke;
eingerißt: 3. Eigentum des Germanischen
llationalmuseums in Dürnberg.
In fig. 6 ist „Der Herbst“ als
Gott Bacchus symbolisiert. Über der
rechten Schulter ist ein braunes Hirsch-

fig. 3. Der Geruch, frankenthal.
Das hier abgebildete Stück bildet einen Teil aus dem
Zyklus „Die fünf Sinne“, deren einzelne Stücke in oer-
schiedenen Händen sind, u. zw. symbolisiert die Gruppe
„Den Geruch.“ An einem aus goldgehöhten Rocaillen
wachsenden Tischchen sißt eine Dame in weiß und grün-

fell geschlungen; in der rechten Hand
hält er Trauben, in der finken einen
grünen Kelch. Sockel rund mit Trauben und weinlaub
umwundenem Baumstumpf. Ohne marke; eingerißt 3;
Höhe 20 cm.
Besißer der figur ist der Kaufmann Karl Jourdan
in Frankfurt am Hlain.


Die Geschichte eines Gobelins.

Einem Berliner Gobelin am chinesischen Kaiserhofe nachzu-
spüren, ist zweifellos ein schwieriges Unternehmen. Fiber interessant
wäre es, so schreibt man der „frkf. Ztg.“, über das Schicksal und
den gegenwärtigen Gesundheitszustand dieses kostbaren Berliners,
der in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts uon der Spree
über St. Petersburg nach Peking wanderte, etwas zu erfahren.
Die erste Kunde uon besagtem Gobelin gibt ein Bittgesuch
des in Berlin seif 1725 selbständig etablierten Gobelinfabrikanten
Charles Vigne an Friedrich den Großen. Das französisch ge-
schriebene Gesuch, datiert uom 10. februar 1741, befindet sich im
Staatsarchiv, und ist mifgefeilt im ersten Bande der „Acta Borussica“,
den ebenso wie den zweiten und driften Band 6. Schmoller und
0. Hinfje bearbeitet haben. Charles Vigne, der beim König um Unter-
stützung seiner Gobelinmanufaktur einkommf, zählt darin neun
Gobelins im Gesamtwerte uon 43.700 Reichstalern auf, die er zur
ITlesse nach frankfurt a. JTl. gesandt habe. Sie stellten Szenen

aus „Don Quichotte“, JTlolieres Komödien und der Geschichte des
Paris und der Helena, figuren ä la Japan, Schäferszenen und länd-
liche feste dar. Sechs uon ihnen uariieren im Preise zwischen 12.000
und 5000 Reichstalern, die drei übrigen sind erheblich billiger und
gehen bis zu 500 Reichstaler herab. Bei einem besonders feinen,
im fand herbstlich-gelb gehaltenen Don Quichotte-Gobelin zu 8000
Reichstalern, bemerkt er, dafj die Staatsmanufaktur in Paris ein
solches Exemplar nicht unter 100.000 francs algebe. Und beim
allerfeinsten Gobelin, der in Watteau-Geschmack figuren in einem
mit Orangen, Vasen und Blumengirlanden geschmückten Garten
darstelle und dessen Preis 12.000 Reichsfaler betrage, hebt er her-
uor: „Die selige Kaiserin uon Rußland (gemeint ist Anna Iwanowna)
hat mir für ein gleiches Exemplar, das sie dem Kaiser uon China
gesandt hat, 12.000 Rubel gezahlt.“
Cs ist also möglich, dafj der Gobelin in einem der Gebäude
der kaiserlichen Residenz in Peking noch uorhanden ist. Vielleicht
 
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