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Seife 288.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 18.

unzählige Retuschen den Gesamteindruck. Aus der Flühe betrachtet,
läßt das Bild an den gut oder leidlich erhaltenen unretuschierten
Stellen unschwer eine ITleisterhand erkennen, die keine ändere als
die des Van Dyck selbst sein dürfte. Das gilt besonders von den
Köpfen, Händen, der öetoandung und sogar non den Wolken. Das
alte Hanfgewebe, ziemlich fein, non gewöhnlicher Feinenbildung, ist
an den Rändern zugänglich. Es entspricht dem ITlalgrunde, den
Van Dyck in England benüßt hat. An der Kehrseite sieht man
nur den neuen Stoff, mit dem das Bild einmal vor nicht sehr
langer Zeit unterzogen morden ist. Das norliegende Exemplar läßt
sich vermutungsweise bis in den Besitzstand Karls I. zurückverfolgen.
Unverkennbar dasselbe Bild ist gemeint im Inventar der Kremsierer
Galerie oon 1691, das als Hr. 44 verzeichnet „Deß Enthaubfen
Königs von Engelland Caroli Stuarts und seiner Gemahlin Con-
trafee . von Antony van Dyck; 1 Stück“. Als Bestandteil der
Gemäldesammlung in Kremsier ist das Bild auch ermähnt in Hor-
mayrs „Archiv für Geschichte, Geographie“ usw. von 1825.
(Die Vresken Paolo Uccellis) im Grünen Kreuzgang von
Santa IHaria Hove la zu Florenz werden jetzt auf Drahtnetze
übertragen, nachdem die Versuche Viscalis, zu retten, roas die
Witterung noch nicht zerstört hatte, ein solches Ergebnis geliefert
haben, daß die Erhaltung gesichert erscheint.
Handschriften.
(Großartige Handschriften auf dem SFnai.) Wie in
der Byzantinischen Zeitschrift mitgeteilt mird, hat V. H. Benese-
vic, ein junger russischer Vorscher, der durch mehrere Arbeiten
über das griechische Kirchenrecht bekannt ist, nachdem er schon
früher den S i n a i besucht hatte, im Sommer 1908 mit Unterstützung der
kaiserlich russischen Akademie der Wissenschaften eine zweite Reise
auf den Sinai unternommen und fünf Wochen dort gearbeitet. Die
oon ihm gewonnenen Ergebnisse die ein Bit let n de .r'.mailmnw
imperial; d. s sc.ei c s in St. Petersburg provisorisch mitteilt, bilden
eine große Überraschung für die gelehrte Welf. Benesevic hat nicht
weniger als 926 griechische Handschriften gesehen, die in
Gardthausens Katalog, der 1224 Hummern umfaßt, fehlen. Flur 60
dieser neugefundenen Handschriften sind schon von Porfirij Uspens-
kij notiert worden, inhaltlich stehen die neuen Handschriften hinter
dem schon bekannten Bestände kaum zurück. Besonders reich ist
die Hagiographie, die Fiturgie, das Kirchenrecht und die Geschichte
vertreten. Vür die Kirchenmusik findet man kaum irgendwo ein
so reiches material. Auch viele medizinische Handschriften haben
sich gefunden. Außer den neuen Handschriften hat Benesevic auch
100 schon bei Gardthausen notierte Handschriften und fast das
ganze Verzeichnis des Porfirij Uspenskij revidiert. Er hatte über
1200 Photographien aufgenommen, u. a. auch von einer aus dem
Jahre 1004 stammenden Handschrift der Aussprüche der heiligen
Greise, ferner von zwei juristischen Sammlungen und den Akten
des vierten ökumenischen Konzils in einer eigenartigen Redaktion.
Unter den neuen Handschriften sind verhältnismäßig wenige mit
FRiniaturen; unter diesen ist ein Evangelium aus dem Jahre 1242
mit dem Bilde des JHichaei Palaeologos und dem später eingeklebten
Bild des Johannes P laeologos in feinster Ausführung, das vermut-
lich unter italienischem Einfluß, wenn nicht geradezu in Italien ent-
standen ist. Auch FHosaiken des Klosters hat Benesevic aufge-
nommen; dagegen fand sich unter den Schaßen der Sakristei nichts,
was aus älterer Zeit als dem 17. Jahrhundert stammt. JTian sieht
genaueren Hlitteilungen und vor allem einem Katalog der neuge-
fundenen Handschriften mit Spannung entgegen.
(Eine Handschrift von FHoliere.) Es ist bekannt, daß
sich wie von Shakespeare, so auch von JTloliere fast nichts Hand-
schriftliches erhalten hat, keine Briefe, Verse oder Aufzeichnungen
irgendwelcher Art, und daß oor allem die Handschriften der zahl-
reichen Theaterstücke beider Dichter vollständig verschwunden sind.
Einen überzeugenden Grund für diese höchst auffallende Erscheinung
hat noch kein Fiterarhistoriker bisher anzugeben vermocht, und so
bleibt den weitestgehenden Kombinationen nach wie vor ein weites
Veld. Zu den wenigen Unterschriften IHolieres, die sich auf
amtlichen Dokumenten befinden, ist nun eine neue hinzugetreten,

die ein Gerichtsrat in Toulouse, JTl. A. Piganiol, in seiner Bib-
liothek kürzlich entdeckt hat. Vor vielen Jahren hatte er . sich am
Seinequai in Paris ein kleines Buch in Sedezformat gekauft, das
bereits in zwei Pariser Versteigerungen (im Jahre 1850 und 1855)
verkauft worden war, ohne daß Käufer oder Verkäufer irgend einen
besonderen Wert darin erblickt hätten. Als nun vor einiger Zeit
Piganiol das Buch wieder in die Hände nahm, las er, wie die Illu-
stration berichtet, die auch ein Vacsimile des Buchtitels enthält, zu
seinem Erstaunen auf dem Vorsaßblatfe den Hamen „J. B. JTloliere“.
Daß sich oon FHoliere Bücher erhalten haben, ist nicht verwunderlich,
denn der große Fustspieldichter war ein begeisterter Bücherfreund,
und besonders interessierte er sich für Schilderungen und Reise-
beschreibungen aus dem Orient. Diese Heigung war in ihm durch
seinen Vreund Bernier geweckt worden, der den Orient sehr genau
kannte, viel darüber geschrieben hatte, und im Jahre 1654 eine
Reise nach Asien und Afrika antrat, die ihn zwölf Jahre lang von
Vrankreich fern hielt. Hach seiner Rückkehr veröffentlichte er einige
weitere Bücher über seine Reisen und die Verhältnisse der Fänder,
die er kennen gelernt hatte, und es ist nicht sonderlich auffallend,
daß FHoliere sich die Werke seines Vreundes kaufte. Eines dieser
Bücher Berniers ist nun jenes, in dem Piganiol den Hamen IHolieres
gefunden hat. Es führt den Titel „De imperio IHagni FHogölis sive
Jndia oera commentarius.“ Das Buch ist, wie gesagt, in Sedez-
format erschienen, hat 285 Seiten Text, dazu Vorrede und Illustra-
tionen. Hach der Sitte früherer Zeit schrieb FHoliere in das gekaufte
Buch nicht nur seinen Hamen, der sich auf der unteren Seite des
Titelblattes befindet, sondern auch den Preis, zu dem er es erstanden
hatte. Eine genaue Untersuchung der Unterschrift und der Zahlen
bei der Preisangabe hat zu dem Ergebnis geführt, daß beide Ein-
tragungen mit derselben Tinte gemacht worden, also gleichzeitig
sind, niemand, der sich mit FHoliere-Studien in Vrankreich be-
schäftigt und das Buch gesehen hat, zweifelt, daß hier ein echtes
Autograph oon IHoliere vorliegt, zudem auch eingehende Vergleiche
mit den Unterschriften des Dichters, die sich in der Bibliotheque
nationale befinden, die völlige Übereinstimmung der neu auf-
gefundenen Handschrift JRolieres mit den bereits bekannten er-
geben haben.
Heraldik.
(Das Schlüsselberger Archiv.) Über die Erwerbung des.
Hoheneckschen Vamilienarchivs aus Schlüsselberg bringt der
12. Jahresbericht des oberösterreichischen Fandesarchivs folgende
FHitteilung: . . . Die Vamilie Hoheneck spielt seit dem 15. Jahr-
hundert in Österreich eine Rolle. Die ersten nachrichten über das
Archiv dieses Geschlechtes stammen aus dem Beginne des 17. Jahr-
hunderts. Der Aufbewahrungsort der Vamiliendokumente war
Schloß Hagenberg bei Prägarten. Über den Umfang, die Auf-
bewahrung und Wichtigkeit des damaligen Bestandes sind wir
durch ein aus den Jahren 1607 und 1608 stammendes Repertorium
genau unterrichtet. Bereits wenige Jahre später wurden diese
Hoheneckschen Vamilienpapiere von Hagenberg fortgeschafft und
kamen nach verschiedenen Wanderungen durch den im Jahre 1668
erfolgten Ankauf von Schlüsselberg bei Grieskirchen auf dieses
Schloß, das zum eigentlichen, Vamiliensiß ausgestaltet wurde. Der
bekannte Genealoge Johann Georg Adam Vreiherr v. Hoheneck
(1669 bis 1754) hat dieses damals schon nicht unansehnliche
Archiv wesentlich vermehrt, neu geordnet und ihm den Stempel
seiner Persönlichkeit aufgedrückt. Um eine breite Grundlage für
seine genealogischen Vorsehungen zu schaffen, hat er nämlich
neben der Ausgestaltung seines eigentlichen Vamilienarchivs eine
reichhaltige Quellensammlung zur Geschichte der verschiedensten
Geschlechter des Fandes und der wichtigsten historischen Ereignisse
angelegt, aus der die genauen Abschriften der umfassenden, im
ständischen Archive befindlichen genealogischen FHaterialiensammlung.
R. Streins v Schwarzenau (1537 bis 1600) für die ferneren Ge-
schicke seines Archivs von ausschlaggebender Bedeutung wurden
Die Originale dieser wichtigen Quellensammlung verbrannten bei.
dem großen Brande des Fandhauses im Jahre 1800. Als bald
hernach die Vorarbeiten zur Anlegung einer landständischen
FHatrikel des Herren- und Ritterstandes begannen, suchten die
oberösterreichischen Stände die von Hoheneck besorgten Abschriften
aus dem Schlüsselberger Archive zu bekommen. Hach langjährigen
vergeblichen Bemühungen gelang es ihnen schließlich, im Jahre
1854, die Abschriften der Streinsschen FHanuskripte und mit ihnen
die gesammte historische Sammlung Hohenecks um den Preis von
4000 fl. K.-1H. zu erwerben. Ein großer Teil dieser historischen
Quellensammlung und der Privatbibliothek Hohenecks kam bald
 
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