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Hummer 18

Internationale Sammler-Zeitung.

Seite 291.

der hohen Bewunderung und der großen Wertschäljung seiner
englischen Freunde. 15. April 1889.“ Diese Stradiuarius war früher
im Besiße Viotis gewesen.
(Das ITlädchen uon Antium.) Der italienische Staat
erwarb die berühmte Stalue des fllädchens non flntium; sie
wird im flluseo flazionale in den Diokletians-Thermen aufgestellt
werden.
(Altphönizische Gräber am persischen Golf.) Wohl
uierzig Jahre sind darüber hingegangen, daß eine europäische
mission auf der kleinen Jnsel Bahrein im Persischen Golf in ädern
unbewohnten fände gewaltige alte Grabstätten fand, die aus über-
einandergeschichteten Korallenblöcken bestanden Die damals
begonnenen llachforschungen, die bald aufgegeben wurden, sind
oor einigen fllonaten wieder aufgenommen worden. Wie die
„Illustration“ berichtet, hat man Ausgrabungen ueranstaltet, die
nach Beseitigung der Sandschich zu der Entdeckung großer Galerien
führten, die, übereinander aufgetürmt, eine Reihe uon Toten-
kammern bargen, in denen man noch die Reste menschlicher und
tierischer Gebeine oorfand. An manchen Stellen stieß man auch
auf llischen in der Art, wie sie heute noch in oielen Tändern zur
Aufstellung uon Heiligenbildern dienen. Inschriften sind bisher nicht
gefunden worden. ITtan uermutet, daß es sich bei diesen seltsamen
alten Korallenbauten um altphönizische Grabmäler handelt, die
jenen Zeiten entstammen, da die Phönizier noch nient das Gebiet
des Persischen Golfs uerlassen hatten, um sich am ITlittelmeerbecken
anzusiedeln Die Gräber führen damit die Vorsehung in die Zeit
um 2400 u. Chr.
(Ein Faustkeil aus Südafrika.) Dr. H Obermai er in
Wien beschreibt in der Zeitschrift „Anthropos“ nach Aufteilungen
oon Br. Otta einen bemerkenswerten Fund, der im Herbst 1907 bei
Grabarbeiten in der flöhe uon ITlariannhi II in flatal gemacht
worden ist. JTlan wollte in einer Tehmgrube einen Brunnen graben
und förderte dabei ein Steingerät aus feinkörnigem Porphyr zu
Tage, das ohne allen Zweifel durch künstliche Bearbeitung des
Steins hergestellt worden ist. Es wiegt 907 Gramm und hat die
Gestalt, die uon den Urgeschichtsforschern als Faustkeil bezeichnet
wird. Das Gerät diente jedenfalls zunächst als doppelschneidiges
Hiebbeil zum Zergliedern uon Körperteilen erlegter Tiere Faust-
keile waren in Europa das gewöhnliche Werkzeug der ITlenschen
des früheren Eiszeitalters, und die Form des afrikanischen Werk-
zeugs ist die der ältesten sicheren Kulturstufen der europäischen
Dihwialmenschen (Chelleen und flchenleen). Auf jüngere Kultur-
stufen kommt sie in unserem Weltteil nicht mehr oor; es ist aber
wahrscheinlich, dafj sie in andern Erdteilen, wo die „reine Stein-
zeit“ bis in die nachchristliche Ara hinausgedauert hat, noch ungleich
jünger ist. Jn Südafrika sind Steinwerkzeuge schon früher
gefunden worden; da sie aber stets auf der Erdoberfläche auf-
gelesen wurden, so ließ sich über ihr Alter gar nichts aussagen.
Der jeßt gefundene Faustkeil aber lag 5—6 m tief unter der Erd-
oberfäche in einer Schicht reinen weißen Sandes. Da das Stück
keine Spur uon Rollung zeigt, so muß es an Ort und Stelle ange-
fertigt oder uerloren gegangen sein, und es hat jedenfalls lange
gedauert, bis die darüber liegende Erdschicht bis zu ihrer heutigen
Höhe angewachsen ist. Dennoch läßt sich aus den flachrichten
kein Anhalt für die Altersbestimmung gewinnen, und die nach-
träglich gemeldete Auffindung einer größeren Zahl ähnlicher Porphyr-
steine, die nicht so tief, sondern teils in der den weißen Sand
bedeckenden Eehmschicht, teils auf den benachbarten Hügeln in der
oberen Humusschicht lagen, ist auch nicht geeignet, die Eösung
des Rätsels zu erleichtern.
(Entdeckung eines Dolmen in Apulien. Aus Rom
wird berichtet: Jn der flöhe uon Bisceglio in der Prouinz Bari hat
jeßt Senator JTlosso, der bereits uor zwei Jahren bei Taranto
zwei uorgeschichtliche alte Grabstätten auffand, einen großen Dolmen
entdeckt, der der stattlichste und besterhaltenste ist, den jeßt Italien
aufzuweisen hat. Das Monument liegt etwa 51/,, Kilometer uon
Bisceglio in der Richtung nach Ruuo. Die Steinplatte, die das
Grab bedeckt, ist 2 flleter breit bei 31/, Dieter länge und einer
Dicke oon etwa 20 Zentimetern. Die. drei Felsstücke, auf denen
die Platte ruht und die in ihrer Anordnung ein Rechteck beschreiben,
sind 2 flleter lang, sie ragen 1'60 Dieter aus dem Erdboden heroor.
Besonders gut erhalten ist der Zugang zu dem Grabe; die großen
Steine bilden in regelmäßiger Abstufung einen Gang uon 71/, Dietern,
der nach Osten gerichtet ist.
(Kunstschäße als Opfer der spanischen Reuolution.)
Eine ziemliche Anzahl wertuoller Kunstdenkmäler ist leider den

spanischen Reuolutionären in den leßten Wochen zum Opfer gefallen.
Alte Gebäude, die der arabischen Jnoasion und der Belagerung
und Beschießung Barcelonas im Jahre 1714 gefroßt hatten, die
während des spanischen Unabhängigkeitskrieges und der folgenden
Reuolutionen stets uon den Siegern pietätuoll geschont worden
waren, sind oon den Reuolutionären der leßten Tage zerstört
worden Zwar die berühmte Kathedrale uon Barcelona, sowie
Santa fllaria del Pino und San Francisco de Paula konnten uon
der Polizei und dem Dlilitär mit knapper Hot uor den Händen der
Aufrührer bewahrt werden. Dagegen sind drei der ältesten Kunst-
denkmäler der Stadt, Gebäude uon heruorragendem archäologischen
Wert zugrunde gerichtet worden; die 914 uon Wilfrid erbaute
San Pablo del Campo, die sich durch ihren alten kata onischen
Baustil auszeichnete und deren Presbyterium nebst dem Haupt-
portal und dem reichen Gitterwerk uollkommen zerstört ist; weiter
die 945 uom Grafen Suniario erbaute San Pedro de la Puellas und
die im 12. Jahrhundert errichtete romanische fllarkuskapelle. Eine
ganze Anzahl neuerer Kirchen haben gleichfalls mehr oder weniger
schwer unter den Brandstiftungen der Aufrührer zu leiden gehabt;
so San Cucufate, Santa Dladrona und Santa Antonio Abad, die
ein berühmtes, großes Portal besaß. Das ipi gotischem Stil erbaute
große Kloster der Geromias ist vollständig oernichtet und auch
das Kloster uon Valldoncella, in dem die Könige uon Spanien ab-
stiegen, ehe sie in alter Zeit ihren feierlichen Einzug in Barcelona
J hielten, ist ausgebrannt. Seine flrehiue, die Schäße oon unerseß-
barem historischen Werf enthielten, sind oernichtet, und eine Urne,
ein Meisterwerk alter Kunst, die einen Arm des Fürsten uon Viana
enthielt, ist gleichfalls zerstört. Die reichste Bibliothek Spaniens,
die sich im Kloster der Escolapios befand, ist ein Opfer der
Flammen geworden, und die kleine im 14. Jahrhundert errichtete
Klosterkirche der Minimes, die uier Altargemälde oon Bergos ent-
hielt, die einen Werf uon 80.000 111. darstellten, ist mit den übrigen
Kunstschäßen dem Erdboden gleich gemacht worden. Jn den
kleineren Städten Kataloniens sollen die Reuolutionäre, wie das
Journal des Debats berichtet, überhaupt arg gewütet haben.
(Ausschmückung oon Kunsthallen.) Der Bildhauer
August Gaul wurde oomKunstuerein für das Großherzogtum Hessen
mit der Ausführung zweier Tierbronzen beauftragt, die für das
Treppenhaus des neuen landesmuseums in Darmstadt bestimmt
sind. Eine lange Reihe seiner Arbeiten hat die Kunsthalle in
Hamburg erworben. Darunter sind zwei große Bronzen, der Eöwe
und der Adler. Kleineren Umfangs sind die Bronzegruppen der
römischen Ziegen, der Pelikane, der Käuze, der Fischotter, ferner
die der Schafe, Gänse, des jungen Töwen und der spielenden Bären.
(Die Abrüstung in der Tierwelt.) Jn den großen
naturwissenschaftlichen Museen, die auch mit den Resten aus-
gestorbener Tiere reichlich ausgestattet sind, finden sich stets zahl-
reiche Skelette, die den Beweis liefern, daß in früheren Zeiten der
Erdgeschichte manche Tiere, auch solche uon ungeheuerer Größe,
wie sie jeßt gar nicht mehr erreicht wird, mit Panzern uon erstaun-
licher Mächtigkeit ausgerüstet waren. Es ist nun eine höchst reiz-
uolle Aufgabe für den llaturforscher, durch Vergleiche der aus-
gestorbenen Tierwelt mit der noch lebenden zu oerfolgen, wie die
einzelnen Familien sowohl größerer wie kleinerer Tiere im taufe
der Zeit ihre Rüstungen zum Teil gänzlich abgelegt haben Es gibt
ja auch heute noch recht tüchtig gepanzerte Tebewesen. Unter den
niederen Tieren, namentlich unter den Insekten, braucht man nach
Beispielen nicht lange zu suchen. Aber auch unter den großen
Wirbeltieren, gerade unter den Riesen ihrer Klasse, finden Sich die
„Dickhäuter“ mit ihrem dicken Fell, das erst die mörderischen Ge-
schosse der rteuzeif. zu durchdringen uermochten. Außerdem fallen
jedem selbstuerständlich sofort solche Wesen, wie Schildkröten und
Gürteltiere ein. Dennoch läßt sich der nachweis führen, wie es
Dr. Felix Oswald in der Monatsschrift „Science Progreß“ unter-
nommen hat, daß im allgemeinen in der Tierwelt die fleigung zum
Ausdruck kommt, die Rüstung abzulegen. Die Amphibien und
Reptilien, die heute meist nackt oder schlecht behaart sind, haben
Vorfahren mit einer kolossalen Panzerung gehabt. Die Zahl der
Knochenfische, die uor Alters Dielfach in einem soliden Panzer ein-
geschlossen waren, ist wesentlich zurückgegangen oder hat ihr
Schußkleid zum großen Teil uerloren Die Gürteltiere stammen uon
 
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