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Hummer 18.

Seite 293.

Internationale Sammler-Zeitung.

dem Horaz schenkte, und von welcher der Dichter in seinen
„Episteln“ ausführlich spricht, zu Tage zu fördern. Prof. Pasqui,
der Teiter der Ausgrabungen, konnte mit Hilfe alter Schriften und
auf Grund dessen, was Horaz selbst sagt, den Ort, auf welchem
die Villa stand, genau bestimmen. Das Tandhaus muß unter dem
ITlonfe Campanile, der oon den Alten „Tucretilis möns“ genannt
wurde, sich befinden. Bauern haben an diesem Orte schon früher
Überreste uon JTTosaikfußböden gefunden und ihre Vunde im Winter,
um sie gegen den Einfluß der Witterung zu Schüßen, mit Garten-
erde bedeckt. Außer diesen Kunden bezeugen noch andere Über-
reste alter Bauten die Existenz der „Villa in Sabinis“. Die Aus-
grabungen dürften nicht sehr kostspielig sein, da nur etwa zwei
Hektar Tand zu durchforschen sind.
(Die Grabungen in Raoenna.) Bei den Grabungen am
Palaste des Theodorich in Raoenna kam eine kleine Kirche ans
Tageslicht, die die Sorm eines gleichseitigen Kreuzes hat. Der
Boden der Kirche ist mit schönem ITlosaik ausgelegt. Über das
Alter und den Patron der Kirche hat man bisher nur Vermutungen.
(Das klassische Theater oon Serento.) Bereits im
oergangenen Jahre hat eine kleine Gruppe oon Bürgern oon Viterbo,
oersammelt um den Herzog Tank oon Rooere und Herrn Tuigi
Rossi Danielli, einem passionierten und intelligenten Tiebhaber
antiker Gegenstände, die Ausgrabungen in der etruskisch-römischen
Stadt oon ?erento begonnen und zwar mit doppeltem Zwecke:
einesteils um die alten Bauwerke ans Ticht zu bringen, anderseits
ein llluseum zu bilden. In den ihnen zu Gebote gestandenen
Arbeitsmonaten gelang es ihnen, methodisch den größeren Teil der
Thermen auszuforschen und bloßzulegen, welche sehr umfangreich
und reich an feinen JTlarmor waren, und im Schutte fanden sie
eine Statue und eine größere Zahl oon Epigraphen. Dieses Jahr
hat die Gesellschaft die Grabungen aufgenommen und neue be-
merkenswerte Resultate gewonnen: oor allem jene Spuren der
Hauptstraße der Stadt zu verfolgen, die noch mit ihrem Fußboden
wunderbar erhalten war. — Zu derselben Zeit hat die Super-
intendanz der Ausgrabungen Etruriens auf eigene Rechnung die
methodische Erforschung • des Theaters begonnen, das eines der
umfangreichsten, charakteristischesten und besser erhaltenen unter
den übrigen römischen Theatern ist. Die schwierige Aufgabe, die
der Teilung,„des Inspektors Dr Ed. Galli anoertraut war, ergab
glänzende Resultate. Jüan fand einen Portikus, welcher das recht-
seitige Paraskenion abteilte, mit den Säulenstumpfen dorisch-tos-
kanischer tuskischer) Ordnung noch am Plaße: da man bis jeßt
nach der Treue der Zeichnungen oon Serlio, Jangollg und Peruzzi
glaubte, daß der Portikus nicht hier sein könne. Interessant ist
es, daß die Säulen des Portikus hier in einer dem mittelalter
entsprechenden Konstruktion zusammengestellt waren, welche ein
einziges wie seltenes Beispiel oon mittelalterlicher Heßarbeit oer-
gegenwärtigt. Außerdem wurden in dem Schutte zwei Bögen bloß-
gelegt, denen zwei Arkaden des Eingangs entsprechen, eine für
das Orchester und die unteren Stiegen, die andere für die oberen
Stiegen.
CTluseen.
(ITeuerwerb ung für das Berliner llluseum.) Hach
einer Hlitfeilung der „Times“ ist es Dr. Bode in Berlin gelungen,
während seines eßten Aufenthalts in England eine sehr seltene
und schöne, nicht drapierte, lebensgroße Wachsbüste einer trau für
das Berliner ITluseum zu erwerben. Die Büste, an der der Kopf
ausgezeichnet erhalten sei, datiere unzweifelhaft etwa aus dem
Jahre 1500. Dr. Bode sei geneigt, sie Teonardo da Vinci selbst
zuzuschreiben. Jn ihren Zügen und in der Hlodellierung erinnere
sie an oerschiedene Bilder uon Teonardos Schule, non denen man
einige gewöhnlich seinem Tieblingsschüler Salaino zuschreibe. „Die
jüngste Geschichte der Büste“, schreiben die „Times“, ist demütigend
für unsere nationale Kennerschaft. Sie erschien oor ein oder zwei
Jahren in einer Auktion bei Southampton und wurde für nicht
mehr als zwei oder drei Pfund, einige sagen, unter einem Pfund,
oerkauff. nachdem sie oerschiedene Hände passiert, blieb sie
schließlich in denen eines Kunsthändlers in Kingstreet, der sie für
etwa 150 Pfund Sterling an ITlr. IHurray THarks oerkauffe, der

sie für sich behalten mußte, da seine Partner den Kauf ablehnten,
nachher hälfen unsere eigenen Hluseums-Behörden sie haben
können, aber nichts geschah, und schließlich gewann sie Dr. Bode
um den Preis oon manchen Tausenden Pfund für Berlin. Eine
Bill wird bald veröffentlicht werden, und jedes Kunstblatt auf
dem Kontinent wird die Büste besprechen und illustrieren.“
(Stucks „Illedusa“.) Aus Venedig wird uns gemeldet:
iür unsere „Internafionalejnoderne Galerie“ wurde auf der hiesigen
Kunstausstellung, Stucks Bild „Illedusa“ erworben.
(Schenkungen an das Germanistische IHuseunj der
Haroard-Unioersifät.) Der Prinzregent oon Bayern hat
dem Germanistischen ITluseum der Haroard-Unioersifät einen Ab-
guß der Statue Konrad III. im Dom zu Bamberg zum Geschenke
gemacht, ferner hat Hugo Tederer, der Schöpfer des Homburger
Bismarckdenkmals, dem ITluseum eine Kopie seines „Sechters“ ge-
stiftet, der im Hofe der Breslauer Unioersität steht. Auch das
Schweizerische Tandesmuseum hat dem Germanistischen ITluseum
ein Geschenk in einer llachbildung der Statue des heiligen Georgs
im Baseler Ulünster gemacht
(Das ITluseum der Fürstin Tenischew in Smolensk.)
Aus Petersburg wird gemeldet: Die Fürstin JTlarie Tenischew hat
das ihr gehörige historische und ethnographische ITluseum in
Smolensk dem hiesigen Russischen llluseum Kaiser A1 ex a n d e rs III.
zum Geschenk gemacht und die Schenkung ist vom Kaiser R i k o 1 a u s
genehmigt worden. Das llluseum der Fürstin Teneschew, dessen
Wert auf anderthalb Jllillionen Rubel geschäßt wird, umfaßt über-
aus reiche ethnographische Sammlungen und eine Hlünzsammlung,
die besonders viele, alte russische Goldmünzen enthält, ferner ist
in ihm das russische Kunsthandwerk und die russische kirchliche
Kunst gut vertreten. Unter den vaterländischen Sammlungen
befinden sich zahlreiche Altertümer und alte Urkunden russischer
Zaren. Der gedruckte Katalog des ITluseums weist rund 7000
Hummern auf, doch sind oft mehrere Gegenstände unter einer
Hummer aufgeführt. Sehr wertvoll sind die Sammlungen von
Spiegeln und Stickereien, die Porzellan- und Krystallsammlung.
Das llluseum befindet sich in einem neuen, dreistöckigen, in
russischem Stil aufgeführten Gebäude. Die Fürstin und ihr vor
einigen Jahren verstorbener lllann haben zwanzig Jahre lang
unermüdlich für die Vermehrung der Bestände des ITluseums gesorgt,
das nun in den Besiß des Staates übergegangen ist.
(Das Hational-THuseum in Washington ferfigge-
stellf.) Jn Washington ist der Bau des Hational-THuseums be-
endet, das auf Beschluß des Kongresses unter Aufwendung von
14,000.000 JHk. aus Granit erbaut ist und eine Aäche von 38,443.745
Quadratmeter einnimmt. Die oon dem Expräsidenten Roosevelt
in Afrika gesammelten Jagdtrophäen, die kürzlich in Washington
eingetroffen sind, sollen in dem neuen llluseum untergebracht und
im ersten Stockwerk äufgestellf werden. Unter diesen Jagdtrophäen
befinden sich nicht weniger als 82 oerschiedene Pelze, die natürlich
erst hergerichtet werden müssen.
(Altegypf jsch e Jlletallg eräte.) Die egyptische Ab-
teilung der königlichen Illuseen in Berlin hat einen größeren
fund von JTletallgeräf en erworben, der aus einem Jriedhofe des
mittleren Reiches (2000—1800 v. Ehr. Geb.) im nördlichen Ober-
egypten stammt. Das interessanteste Stück des Sundes ist eine
kupferne Beilklinge, die in durchbrochener Arbeit die hieroglyphische
„Dauer“ in einmaliger Wiederholung zeigt.
(Schließung oon Sammlungen.) Aus Breslau wird
gemeldet: Jm geologisch-paläontologischen Institut und
ITluseum der Unioersität hat der Raummangel einen derartigen
Grad erreicht, daß der Direktor nach oorheriger Kleidung bei dem
Kuratorium die Schließung der Schausammlungen für das Pub-
likum oerfügen mußte. Ein Kluseum, das etwa seif einem halben
Jahrhundert den zahlreichen Besuchern eine Sülle der Anregung
gewährt hat, ist somit dauernd seiner Bestimmung entzogen. Die
Räume, die schon zum Teil für Zwecke des Instituts in Anspruch
genommen werden, müssen jeßt ausnahmslos auch noch für Auf-
stellung und Präparation des in allen Ecken und Winkeln ange-
häuften Sammlungsmaterials Verwendung finden.
 
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