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Seife 298.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 19.

314 angesprochen und soll 11 Jahre regiert haben. Damit
märe ein sehr wichtiger fund gemacht, der über die Ur-


5ig. 1. medaillon im Hauptschiff.

geschichte des Christentums in Aquileia und speziell über
seinen Bischofskatalog neues Eicht oerbreitet.
Derselben Zeit entstammt dann auch ein interessantes
Wandgemälde, An der bisherigen Grundmauer des Seiten-
schiffes kam nämlich, so weit diese zwischen dem alten
und dem neugefundenen fußboden uergraben mar, ein
langgestrecktes, aber nur mehr 1 m hohes fresko heraus;
es hat früher die Wand meiter hinauf bedeckt, sieht aber
jeßt fast wie ein gemalter Sockel aus. Wir sehen darauf
ein aus Holzlatten gefertigtes Gitter, eine Art transenna
gemalt, durch welches man auf buntwechselnde Szenen
idealen llaturlebens den Ausblick hat. Daoor spielen ge-
flügelte Genien, die freilich beim Kürzen des freskos ihre
Köpfe eingebüßt haben, dann wieder lebensgroße prächtige
Pfauen zwischen Springbrunnen, deren Becken uor Wasser-
fülle überfließen.
Ebenso profan erscheint zunächst der Inhalt des
ganzen Bodenschmuckes, der ikonographisch in drei Gruppen
zerfällt, und nach seiner ornamentalen Einteilung dem
basilikalen Schema mit einer Art Querschiff entspricht.
Von diesen drei Gruppen fällt sofort eine Serie non
Brustbildern auf, wahre Prachtmosaiken, die die JTlitte
der alten Kirche eingenommen haben. Bis jeßt sind drei
männliche, dauon zwei mit dem Zeichen des senatorischen
Ranges des latus clavus, einer mit oerzierter tunica und
paennla plicata gefunden. Die übrigen \ rauengestalten,
in die Dalmatika gekleidet, zeigen merkwürdige frisuren,
eine den Kopfschmuck mit Blumen. Alle, besonders die
durchgängig bartlosen HTännerköpfe, sind uan sprechender
Charakteristik, wenn auch schon etwas harter JTTache.
Über Bischof Theodor und seine Unterschrift auf dem Konzil
uon flrles siehe de Rubeis, ITlonum. €cd. flquil., 5. 47 ff. Vgl.
Eanckoronski, 1. c., S. 41, Rnm 1. Ein Vergleich mit der Selix-
Jnschriff unter der nördlichen Basilika beim Kampanile wird mahl
weiteren flufschlufj geben.

Zu diesen Porträtbildern kommen nun zwei Gruppen
uon Tierbildern, eine dem Eeben im Wasser, die andere
dem auf dem festland entnommen, bunte, fast nerwirrende
Bilder, die selbst wieder non eingefügten figuralen Dar-
stellungen b herrscht werden. Welch ein frohes Eeben
stellt dies monumentale antike Aquarium in HTosaik dar,
während wieder Haus- und Waldtiere im Seitenschiff für-
sorglich zwischen ornamentale Schranken gebannt wurden.
Die fische und Enten schwimmen in schöner Raumoer-
teilung über die oolle Breite des oorderen JTlittelschiffes
und noch ins Seitenschiff hinein, wo die Eandtiere stehen
oder ruhen in Kreisen, Ooalen, Vier- oder Achtecken, die
sich wieder untereinander zu Gruppen schließen. Die
dominierende Umrahmung zwischen all diesen feldern
bilden gut meterbreite, dunkle Ranken, schroungooll in
der Bewegung, aber schon etwas spissig in der Detail-
form. Stilgeschichtlich stehen wir offenbar am Ausklang
der Antike, jedoch ist irgendein byzantinischer Einfluß
weder in den HTalereien noch in den bisher erkennbaren
Architekturspuren zu bemerken.
Und nun der Inhalt der Darstellungen. Die Porträt-
bilder stellen wohl Donatoren aus oornehmem dtande dar,
die an der Herstellung dieses ITlosaiks oder des Gebäudes
beteiligt waren. Später hat man lieber seinen flamen im
fußboden oerewigt und die Zahl oon Quadratfuß, welche
man in HTosaik stiftete, dazu geschrieben, wie wir solche
Inschriften auf dem jüngeren HTosaik im benachbarten
Grado bekanntlich besißen.
Aber so seltsam der fund oon Porträtbildern als
fußbodenschmuck auch berühren mag, inhaltlich merk-
würdiger sind die Darstellungen des fischfangs und der
Entenjagd, die bisher schon mehr als 40 solcher Tiere
aufweisen, darunter Delphine und fische aller Art bis zu
den langarmigen Polypen, herzförmigen Zitterrochen, dem
Tintenfisch und Seestern. Hin und wieder ziehen Schiffe


5ig. 2. ITledaillon im Hauptschiff.

mit fischenden, rudernden Putti; dort schwimmt eine so-
I eben gefangene Wildente mit der Schlinge um den Hals,
 
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