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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 1.1909

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Nummer 22 (15. Dezember)
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Hummer 22,

Internationale SammIer-Zeituncj.

Seite 347.

flimmerndes Gold und Silberpulner, und gegen 1790 erfindet
Sharaku die Belegung großer Flächen mit silberigem Glimmer.
€inen starken Farbfon durch unmerkbare Abstufungen in den lichtesten
Anhauch aufzulösen oder in einen andersartigen Farbton herüber-
zuziehen, eignet besonders der späteren Zeit. Geradezu luxuriös
ist die Anhäufung technischer ITlittel bei den Glückwunschkarfen
(Surimonos), deren unsere Sammlung glänzend schöne Exemplare
aufweist.
Der „Dürer“ des japanischen Holzschnittes, llloronobu,
beginnt den Reigen der Heister. 1n seinen markigen Cinien eine
wahre fömenkraft, in seinen rundlichen Eeibern troß jedes fehlens
non Schatten eine mächtige Plastik. Die großen Trii, die Schau-
spielerporträtisten, folgen mit ihren wie aus Hefall geschnittenen,
ritterlichen Sonnen und ernsten, prächtigen Farben. ihnen schließt
sich der Edelmann Chincho mit einem Blatte an, das uns ruie
eine Helodie unseres Hiftelalters anmutet. Der uielseitige Ver-
leger Ha san obu, sein Kollege 5 h i g e n a g a, dessen Vater
Sh i gen ob u sind reich vertreten. Gegen die Pracht und Wucht
dieser echt primitiven Schöpfungen bringen die Zwei- und Drei-
farbendrucke der mittleren Torii-Generation eine Ernüchterung, bis
mit Harunobus traumhaft schönen Blättern ein Frühling von

Farbenheiferkeif — nicht ein „Herbst“, wie neulich einmal höchst
seltsamerweise behauptet ward! — die Augen aufschlägf. Die
höchste Blüte ist mit Koryusai und andern Schülern erreicht.
Kiynoga, mit seinen gesunden Formen der allzu großen Zierlichkeit
der Harunobu-Richtung enfgegenfretend, Shunsho mit seiner Kraft-
fülle und Farbenpracht den Feminismus seiner spielenden Vorgänger
erschlagend, der vornehme Kammerherr und Hofmaler üeishi, der
seine Frauen zu unnahbaren Fürstinnen macht, der berühmteste
aller Heister, Utamaro, der in dieser Sammlung ganz besonders
gut zu studieren ist, der unglückliche Sharaku, dem seine grimmen
Satiren auf die volksbeliebten Schauspieler den Untergang brachten,
obgleich er an geradezu animalischem Wirklichkeitsempfinden das
Höchste in der Heimatkunst geleistet, der sanfte Eklektiker
Toyokuni — alle diese großen Könner und ihre zahlreichen
Schüler bilden die Sommerszeit. Der universale Hokusai führt
mit seiner Auflösung des reinen Holzschnittes in die Halerei den
Herbst herauf; schwächliche Epigonen, in dieser Ausstellung nur
wenig vertreten, lassen die Kunst zum Wintereis erstarren. Heut
ist sie längst tot. Und damit ein gutes Stück des lustigen, leicht-
lebigen Alt-Japan.


Gouache-fflalerden unö CDiniaturen.
Eine reiche Auswahl wertvoller Bücher, Hanuskripfe, Sil- | nischen Skulpturen enthält. Rechts sieht man den alten Dom, links
houetten und Stammbücher findet man zur Zeit im Antiquariat | die finden.
Paul Graupe in Berlin. Einige der interessantesten Objekte seien j Die nächste Abbildung (Fig. 2) ist einer 14 Blatt umfassen-
hier an der Hand des Katalogs einer näheren Betrachtung unterzogen. | den Sammlung von Gouache-Halereien entnommen, die Einzelfiguren


Fig. 1. „Hofgarfen in Berlin.“ Circa 1795.

Fig. 1 oerseßf uns in das Berlin am Ende des 18. Jahr-
hunderts. Das Aquarell, das „Hofgarten in Berlin“ unterschrieben
ist, zeigt die vom Dache des Schlosses aufgenommene Ansicht des
Eusfgartens mit dem Alfen Huseum dahinter, das außer einer
großartigen Hünzsammlung (200.000 Stück in Gold, Silber und
Kupfer, darunter 75.000 antike Stücke) die berühmten pergame-

eines Egerländer Hochzeitszuges darstellen, u. zw. enthalten die
einzelnen Blätter folgende Typen: 1. Dudelsackpfeifer; 2. Geiger;
3. Bräutigam; 4. Prokurator; 5. Köhlerjunge; 6. Brautjungfer;
7. Vater des Bräutigams; 8. Hutter der Braut (?); 9. Kopulation
der Egerländer (drei Figuren auf einem Blatt); 10. des Bräutigams
Vatter; 11. der Bräutischam; 12. der Dufelsackpfeifer; 13. Proku-
 
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