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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
19. Jahrgang. Wien, 1. Dezember 1927. Nr. 22/23.

tD/e ßoerner ßiuütionen.

Man schreibt uns aus Leipzig: Die Versteige-
rung der Sammlungen Morrison (London) und
Nostitz-Rieneck bei C. G. Boern er stand
mit einem Umsatz von über 50 0.0 00 Mark den
früheren großen Boerner’schen Auktionen nicht nach.
Daß dabei der deutsche Käufer diesmal mehr zurück-
trat, als sonst, war begreiflich, ebenso, daß bei dem
ungewöhnlich interessanten und kostbaren Material
an alter holländischer Graphik überwiegend hollän-
dische Interessenten vertreten waren. Die alten deut-
schen Meister standen diesmal an Bedeutung zurück
mit Ausnahme Dürers, von dem einige erstklassige
Exemplare vorhanden waren. Der Preis von 23.500
Mark (plus Aufgeld) für Adam und Eva reicht zwar
nicht an den Rekordpreis, den dieses Blatt im Früh-
jahr dieses Jahres brachte, ist aber trotzdem der
höchste Preis, der abgesehen davon bisher erzielt wor-
den ist. 5600 Mark für den Ritter, Tod und Teufel,
7600 Mark für das Wappen mit dem Totenkopf und
5100 Mark für den Erasmus von Rotterdam sind hohe
Dürer-Preise und ginge(i zum Teil über die Schätzun-
gen hinaus. Gesucht und hoch bezahlt wurde ein um-
fängliches Werk von Bosse, dessen Einzelblätter bis
zu 400 Mark stiegen. Ebenso kam es zu Preisüber-
raschungen bei der langen Serie wundervoller Por-
träts von D e 1 f f. 1400 Mark für ein Porträt Wil-
helm I. von Oranien dürfte dafür einen Rekordpreis
darstellen. Die Aetzdrucke der eigenhändigen Radie-
rungen von van Dyck wurden sämtlich lebhaft ge-
boten, gingen aber alle nach England. Der höchste
hierfür gezahlte Preis war 5200 Mark für Lucas Vor-
sterman. Geringer war das Interesse für die schöne
Serie der Porträts von F a 1 c k. Die Preise für die
Landschaften von Hirschvogel lagen zwischen
1500 und 3500 Mark und in Anbetracht der nicht ganz
erstklassigen Qualitäten der Drucke waren sie hoch zu
nennen. Von Lucas van Leyden brachte der heilige
Lukas 1600 Mark und das Hauptblatt des Porträts des
Kaisers Maximilian 1. 7800 Mark, ein Porträt Israel
van M e c k e n e m s wurde mit 6000 Mark bezahlt.
Die Preise für eine Serie ausgezeichneter N an-
te u i.l s waren höher als bisher, obgleich die großen
Hauptblätter mit Ausnahme des Pompone fehlten, der
1050 Mark erzielte.
Ihren Höhepunkt erreichte die Versteigerung bei
den Akten, Landschaften und Porträts Rem-
brandts. Die Frau mit dem Pfeil brachte 8000
Mark, die drei Bäume 17.000 Mark, der Waldsaum

4400 Mark, der Heuschober und die Schafherde 5700
Mark, Faust 5100 Mark, der alte Haaring 14.000 Mark.
Die frühen Schabkunst-Porträts Ludwig von Sie-
gens erreichten 10.000 Mark und 8500 Mark und der
heilige Sebastian von Schongauer 11.000 Mark.
Besonders lebhaft wurde die Auktion dann bei der
langen Serie der Porträts von W i e r i x und bei der
ganzen zweiten Abteilung, die alte Graphik, nach Ge-
sichtspunkten geordnet, enthielt. Auch hier über-
wogen die niederländischen Blätter und fast noch
stärker ging es um die alten Bücher zu, die aller-
dings zum großen Teil äußerst seltene Kupferstich-
werke des 17. Jahrhunderts waren. Auch die Rem-
brandt-Bibliothek wurde flott verkauft mit
Ausnahme des Basan-Bandes, der wohl zu hoch taxiert
worden war. Das Rembrandt-Werk Rovinskis brachte
1100 Mark.
Die Sammlung A 11 - L e i p z i g von Franz S t ö -
p e 1, die im Anschluß daran versteigert wurde, begeg-
nete naturgemäß in Leipzig lebhaftem Interesse. Das
Leipziger Privatpublikum, so stark vertreten, daß
der große Auktionssaal zeitweilig kaum ausreichte,
teilte sich in diese amüsanten, meist farbigen Blät-
ter und die schöne Leipziger Porzellan-Sammlung
restlos. Weniger begehrt waren die Darstellungen
zur Völkerschlacht. Der stärkste Käufer war Herr
Direktor Dr. Schulze vom Stadtgeschichtlichen
Museum in Leipzig, dem es gelungen war, aus öffent-
lichen und privaten Mitteln eine so hohe Summe zu-
sammenzubekommen, daß er alles erwerben konnte,
was dem Leipziger Museum fehlte, besonders die
kostbaren Originale von Opitz, Geissler,
S t r a ß b e r g e r u. a. Fast ein Drittel der ganzen
Sammlung Stöpel wird in den schönen Räumen des
Museums im alten Leipziger Rathaus zu sehen sein.
Nachstehend die Preise über 500 Mark:

Sammlungen Morrison und Opitz.
1 W. Akersloot, Friedrich Heinrich von Oranien 520
6 H.AIdegrever, Martin Luther 620
23 Anonyme Meister, Die Verkündigung 820
24 Desgl., Der heilige Georg 2500
25 Desgl., Jesus nimmt Abschied s 1950
26 Desgl., Der Schmerzensmann 1400
32 Hans B a 1 d u n g, Christi Leichnam 750
41 Barthel B e h a m, Kaiser Karl V. 740
HO A. B 1 o o t e 1 i n g, Pieter Schont Muylman 840
223 Pieter Brueghel d. Ae., Darstellungen niederlän-
discher Sprichwörter 500
226 Ders., Die Maskerade 500
233 Hans B u r g k m a i r, Der junge Weißkunig 810
 
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