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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 24.1932

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Seite 122

INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG

Nr. 12

seelischer Durchdringung und Echtheit der Stimmung schwer-
lich überbieten lassen.
(Freskenfunde in Küsnacht.) An der Alten Zehntentrotte,
die am 24. März 1409 von Abt Heinrich v. Kappel an die
Küsnachter Johanniter Komturei verkauft wurde, ist unter
dem Verputz eine Folge von wertvollen Freskomalereien ent-
deckt worden. Ueber dem Wappen des Grafen Hugo V. von
Werdenberg-Trachtelfingen und demjenigen des Johanniter-
komturs Hermann Schultheß von Gebwiler sind bis heute
auch 2 lebensgroße Figuren, Johannes der Täufer und Christus,
bloßgelegt worden. Die Bilder, die um 1460 entstanden sein
dürften, sind zum Teile sehr gut erhalten.
(Der Corinth-Katalog vor dem Abschluß,) Die Arbeit von
Charlotte B er end-Cor in th an dem umfassenden Katalog
„Die Gemälde von Lovis Corinth" steht unmittelbar vor
dem Abschluß. Das Werk bringt Abbildungen aller erreich-
baren Gemälde. Die Eigentümer, die bisher die erforderlichen
Angaben noch nicht gemacht haben, werden dringend gebeten,
sich umgehend an den Ernst - Rathenau - Verlag,
Berlin-Charlottenburg 2, Fasanenstraße 85, zu wenden.
(Vier wertvolle Gemälde gestohlen.) Aus Paris wird
uns gemeldet: Vier Meistergemälde im Werte von mehreren
hunderttausend Franken, darunter ein Gemälde von Monti-
celli und eine Zeichnung von Rodin, die anfangs Mai aus
New York in Paris eingetroffen und auf einem Pariser Bahnhof
deponiert worden waren, sind verschwunden. Die Polizei hat
ermittelt, daß die Gemälde vor einigen Tagen von einem Un-
bekannten abgeholt wurden, der den von dem rechtmäßigen
Besitzer verlorenen Gepäckschein gefunden hatte.

HANDSCHRIFTEN
(Versteigerung der Handschriften Anatole Frances.) Aus
Paris wird uns berichtet: Der Versteigerung der Kunst-
sammlung Anatole Frances folgte jetzt im Hotel Drouot
die mit großer Spannung erwartete Auktion der Handschriften
und Zeichnungen aus der Bibliothek der Frau Arman de
C a i 11 a v e t, Frau de Caillavet, die eine große Rolle in der
hiesigen Gesellschaft spielt, war lange Jahre die „Muse" von
Anatole France. Die bedeutende Frau war eine leidenschaft-
liche Sammlerin und hat neben einer großen Gemäldesammlung
eine umfangreiche Bücherei zusammengebracht. Der wert-
vollste Teil dieser Bücherei sind die zahlreichen Handschriften
von Anatole France, die wichtige Aufschlüsse über die Ar-
beitsweise des Dichters ermöglichen. Der Andrang zu der Ver-
steigerung war daher außergewöhnlich stark. Das Hauptstück,
eine 960 Seiten umfassende Sammlung von Entwürfen zu dem
Roman Lys Rouge, brachte 70.000 Franken. Die übrigen Hand-
schriften und Entwürfe erzielten Durchschnittspreise von 20.000
bis 30.000 Franken.

PHILATELIE.
(Gedenkmarken.) Zur Mitfeier des 50. Gedenktages der
Eröffnung der Gotthardbahn (1. Juli 1882) wurden von der
Schweizer Postverwaltung drei Gedenkmarken mit den Bild-
nissen dreier Männer herausgegeben, deren Namen mit dem
Unternehmen dauernd verknüpft sind.
(Der Deutsche 37. Philatelisten- und 8. Bundestag) findet
in Heidelberg vom 29. bis 31. Juli statt.
(Todesfall.) In Langen schwalb ach starb im Alter
von 78 Jahren der Regierungsbaumeister F. Genth, ein be-
kannter Sammler, der sich als philatelistischer Schriftsteller,
vou allem aber durch seine Tätigkeit im Vereinsleben, auf
Ausstellungen und bei den Philatelistentagen einen angesehenen
Namen erworben hatte.

VERSCHIEDENES
(Die „Daphne“ des Sintenis.) In der Deutschen Kunst-
ausstellung, die Dr. Ludwig Thorwalds en für Oslo vor-
bereitet hatte und die jetzt in Kopenhagen zu sehen ist,
wurde die von ihrer Ausstellung von Flechtheim in
Berlin bekannte Plastik „Daphne“ von Renee Sintenis
verkauft. Das zweite Exemplar dieses Werkes ist im Besitz
des Museums in Lübeck.
(Porzellanausstellung.) Anläßlich des 250. Geburtstages
Johann Friedrich Böttgers wird demnächst in der
Dresdner Porzellansammlung eine Sonder-
ausstellung eröffnet, in der die schönsten Porzellane aus

Böttgers Zeit sowie Dokumente und Abbildungen, die sich auf
seine Porzellanherstellung beziehen, gezeigt werden.
(Werkbundsiedlung.) Der österreichische Werkbund und
die Gemeinde Wien haben gemeinsam eine Siedlungsstadt
erstehen lassen, die im XIII. Wiener Gemeindebezirk, nahe
am Lainzer Tiergarten, an den Hängen des Tratzerberges,
zwei reizende Gassen mit siebzig Häusern umfaßt. General-
direktor Neubacher der „Gesiba“ (Baugesellschaft der
Gemeinde Wien), die Architekten Frank und Gabor haben
die Siedlung erdacht, die bedeutendsten Architekten des In-
und Auslandes haben die einzelnen Objekte ausgeführt, jeder
nach seinen eigenen Plänen und in seinem eigenen Stil. Wenn
wir die österreichischen Architekten Professor Josef Hoff-
mann, Oskar Strnad, Josef Frank selbst, Ernst Licht-
blau, Klemens Holzmeister, Grünberger (Holly-
wood), Neutra (Los Angeles), Grete Lihotzky-
Schütte (Moskau), Rietveld (Holland), Häring
(Deutschland), Lurcat (Paris) und Guevrekian (Arme-
nien) nennen, kann man sich leicht vorstellen, wieviel Origina-
lität und Mannigfaltigkeit der Ideen hier vereint sind. Rein
architektonisch zeigt die Siedlung ein durchaus einheitliches
Gesicht, wenn auch durch die verschiedene Höhe, durch ver-
schiedene Farbtönung, die in einem angenehmen harmoni-
schen Verhältnis zueinander stehen, Abwechslung in das Bild
gebracht ist. Die Häuser haben ausschließlich Dachterrassen,
die manchmal mit Gärten bepflanzt sind. Die Räume sind voll-
ständig und durchwegs von österreichischen Innenarchitekten
eingerichtet, die Schränke zum großen Teil eingebaut, glatte
Sperrholztüren sind eingefügt und Verbundfenster in reicher
Zahl gewähren der Sonne und dem Lichte reichen Zutritt.
Das Experiment des Werkbundes bedeutet für Architektur
und Wohnkultur einen bedeutenden Fortschritt. Es sind aus
dem In- und Auslande zahlreiche Gruppenmeldungen zur
Besichtigung eingelangt. E. E.
(Kunstdiebstähle im Schloß Klein - Glienicke.) Aus B e r-
lin wird uns berichtet: In den Geschäften Potsdamer Alt-
händler tauchten in letzter Zeit Antiquitäten und astronomische
Geräte, die augenscheinlich aus Beständen eines Museums oder
einer Sammlung von Altertümern herrühren mußten. Zunächst
war es unmöglich, den Herkunftsort der Gegenstände festzu-
stellen. Langwierige Beobachtungen der Potsdamer Kriminal-
polizei führten dazu, daß zwei Leute beobachtet werden
konnten, die des öfteren verdächtige Transporte zum Jagd-
schloß Klein- Glienicke bei Potsdam ausführten. Das
Jagdschloß ist ziemlich unbewacht. Man ließ diese Männer
zunächst noch unbehelligt, um ihrem Tun gründlich auf die
Spur zu kommen. Dann faßte die Kriminalpolizei zu und
nahm die Transporteure fest. Sie waren gerade im Begriff,
wertvolle Vasen und antike Gegenstände vom Jagdschloß
Klein-Glienicke zu einem Potsdamer Händler zu bringen. Die
Ermittlungen ergaben, daß die Einbrecher in der letzten Zeit
der Orangerie des Jagdschlosses Klein-Glienicke mehrfach Be-
suche abstatteten. Es wurden gestohlen: Eine große Neger-
figur, eine Damengruppe, über hundert Kupferstiche, Ton-
krüge, ein Kanonenmodell vom Jahre 1871, Büsten, Bilder,
Schreibzeuge usw. Als Täter wurden der wohnungslose
Händler Max Nennhaus und der Klempner Georg Med -
fessel festgestellt.
(Dore-Ausstellung in Paris.) In Paris wurde eine Aus-
stellung des Zeichners und Illustrators Gustave Dore (1832 bis
1833) eröffnet. Die Ausstellung enthält nicht weniger als 500
Nummern, die die verschiedenen Schaffensperioden des nament-
lich durch seine Bibelillustrationen bekannten Künstlers um-
fassen.

MUSEEN.
(Ein Simon-Kabinett im Kaiser-Friedrich-Museum.) Im
Erdgeschoß des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin ist ein
spanisches Kabinett eingerichtet worden, das vor allem mittel-
alterliche Werke der 1918 dem Museum geschenkten Samm-
lung James Simon enthält. Den Mittelpunkt bilden zwei
prachtvoll erhaltene, bemalte Grabsteine des 14. Jahrhunderts,,,

VOM KUNSTMARKT.
(Versteigerung bei Albert Kende.) Der Autograph,en-
Versteigerung, über die an anderer Stelle berichtet wird, läßt
Albert Kende in Wien vom 21. bis 23. Juni eine Kunst-
auktion vorausgehen, die Wiener und auswärtigen Kunstbesitz
von besonderer Qualität vereinigt. Der Schwerpunkt liegt hier
in den Silberarbeiten des 17. und 18. Jahr-
hunderts, unter denen sich Arbeiten von Meistern, wie
J. A. Taelot, Dominikus Salar, Joachim Krumpholz, Anthoni,
Heckel u. a. befinden. Für die Qualität dieser Objekte spricht
 
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