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Jahn, Otto
Die Gemälde des Polygnotos in der Lesche zu Delphi — Kiel, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.1053#0073
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der tabula Iliaca die Erzählung der Troischeri Begebenheiten
sich an den Pfeilern befand. Unter dem Relief aber steht
die Inschrift:

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AS/axTct ILvpvaS'sbii;
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Dass diese, wie auch Müller annimmt, die Zeit bezeich-
nen solle, wo Herakles apotheosirt wird, nach Argivischer
Weise durch das Jahr der Herepriesterinn, scheint mir klar.
Admete, die Tochter des Eurystheus kommt auch sonst vor
(Apollod. II, 5, 9.), als Priesterinn der Here auch in der
von Menodotos erzählten Sage (Athen, XY. p. 672.), welche
sich auf die Verwandtschaft der Argivischen und Samischen
Here bezieht. OiFenbar ist nun, dass die Endzeile jener
Tafel b den Anfang der Inschrift bildete, welche auf dem Al-
banischen Relief erhalten ist, und dass liier die Erzählung vom
Herakles begann. Aus allem aber ergiebt sich, dass wir hier die
Trümmer eines mythologischenAbrisses von grösseremümfange
haben, das mit Benutzung älterer Quellen, namentlich der
epischen Gedichte, das ganze Gebiet der Hellenischen My-
thologie in gedrängter Erzählung umfasste und eine allge-
meine Geltung erlangt haben muss, da es, wie sehr wahr-
scheinlich ist, zum Schulunterrichte benutzt und deshalb in
verschiedener Weise durch bildliche Darstellung erläutert
wurde, wobei je nach den Umständen verschiedene Par-
thieen durch Abbildungen ausgezeichnet, von den übri-
gen blos die Erzählung beigefügt wurde. Es hat sich
glücklicherweise so gefügt, dass Bruchstücke von verschie-
denen Ausgaben dieses Abrisses auf uns gekommen sind,
und dass trotz dieser Zerstückelung der Zusammenhang
zwischen den einzelnen, und dadurch die Einheit des alleu
zum Grunde liegenden Werkes sich erweisen lässt. Wann
und durch wen dasselbe entstanden sei, kann hier nicht
untersucht werden.' Als eine merkwürdige Erscheinung mag
noch erwähnt werden, dass auf dem bekannten Relief, welches
 
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