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Da der Vater sehr wohl erkannte, daß überreizte Treib-
hauspflanzen keine Dauer haben, so hielt er in der Anspan-
nung der Kräfte seines Sohnes vorsichtig Maaß und war
ebenso sehr darauf bedacht durch angemessene Zerstreuung und
Aufheiterung seinen Körper gesund und stark, seinen Sinn
frisch und lebendig zu erhalten, und ihm im geselligen Ver-
kehr mit Menschen aller Art Sicherheit und Unbefangenheit
zu geben, womit es ihm bei Wolfgangs liebenswürdiger Ge-
müthsanlage ungleich besser gelang als mit dem Bemühen
ihm Vorsicht und Zurückhaltung einzuflößen, welche auch nach
bitteren Lebenserfahrungen ihm stets fremd geblieben sind.
Bei den Bestrebungen nach diesen Richtungen hin für Wolf-
gangs Ausbildung zu sorgen, welche nicht wie die musikali-
sche allein in seiner Macht lag, fühlte sich aber der Vater
durch seine Stellung und die Salzburger Verhältnisse in jeder
Weise gehemmt und beschränkt. Eins konnte ihm nicht ver-
kümmert werden, die wunderbare Schönheit der Natur. Zwar
wird derselben nirgends Erwähnung gethan, aber in der Re-
gel sangen ja die Bewohner schöner Gegenden erst dann von
ihnen zu reden an, wenn Fremde ihnen dazu Veranlassung
geben. Allein ausgesprochen, mit klarem Bewußtsein em-
pfunden oder nicht, der Einfluß einer so herrlichen und rei-
chen Gegend auf eine für die Empfindung des Schönen fein
und zart organisirte Seele kann nicht ausbleiben, und das
Glück unter solchen Eindrücken der umgebenden Natur die
Jugend zu verbringen ist nicht geringer zu schätzen als irgend
eine jener günstigen Fügungen, welche die noch schlummern-
den Seelenkräfte durch Hellen Sonnenschein und milde Wärme
zum Leben erwecken.
Desto schwerer war es die Vorzüge zu erringen, welche
allein ein freier Verkehr mit gebildeten und kunstliebenden
Menschen darbieten konnte. An solchen fehlte es freilich da-
 
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