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Vom Sammeln alter Uhren

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Abb. 36. Kostbare, tragbare Uhr in Buchform
Durch späteren Kloben, Radunruhe und Spirale verunstaltet, was auch den Durchbruch der Glocke nötig machte


Erfindung und das Bedürfnis nach immer genaueren Zeitangaben wuchs. Es ist also ein
Unding, von alten Uhren zu verlangen, daß sie noch „gehen“. Und doch ist dies fast
das einzige, was den Laien an alten Uhren interessiert, die einzige verlegene Frage an-
gesichts einer Uhrensammlung: „Aber gehen sie denn auch alle noch gut?“ — Und leider
gibt es noch immer genug Sammler, die dieser törichten Laienstimmung zu entsprechen
suchen. — Kein Mensch wird mehr mit einer Armbrust des 16. Jahrhunderts oder mit
einer Flinte des 18. Jahrhunderts auf die Jagd gehen, in einem gotischen Bette schlafen,
vor einem Konvexspiegel des i5. oder 16. Jahrhunderts sich rasieren wollen, aber alte
Uhren sollen nicht nur noch „gehen“, sondern womöglich unseren heutigen Bedürfnissen
nach Zeitmessung noch genügen. Allenfalls können große Standuhren des i 8. und ig. Jahr-
hunderts — sofern sie nicht noch Spindelgang haben — so weit wieder in Gang gesetzt
werden, daß sie den heutigen bürgerlichen Zeitbegriffen noch entsprechen, doch sollte
dies nur dann geschehen, wenn es ohne Umarbeit und ohne Erneuerungen möglich ist.
Jahrbuch für Kunstsammler III 9
 
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