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Venezianische Kunstsammlungen des 16. Jahrhunderts

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Dieser Wunsch wird nm
so lebhafter, wenn wir auf
Venedig blicken. Es ist ein
Angehöriger der Kreise, die
durch Tradition, Stellung
und materielle Grundlage
zum Sammeln bestimmt
waren, sich in den Jahren
i 32 i —1543 Aufzeichnun-
gen über den Kunstbesitz
in einigen Palästen gemacht
hat, und daß dieses Erinne-
rungsbuch des Marc An-
tonio Michiel auf uns ge-
kommen ist1). Hier erhalten
wir einen Einblick in den
Geschmack dieser Men-
schen; wir erfahren, welche
Meister sie bevorzugten,
welche in ihrer Schätzung
mehr zurückt raten, dieA iel-
seitigkeit der Einstellung
im allgemeinen und die besonderen Neigungen des einzelnen. Leider geben aber die
Aufzeichnungen nur eine knappe Übersicht des Besitzes und gewiß auch nur der
Stücke, die die Aufmerksamkeit des Besuchers vorzüglich erregten; sie enthalten
wenig über die Verteilung der Gegenstände in den Räumen, und so ist es um so
bedeutsamer, daß wir für eine der Sammlungen, die er beschreibt, als Ergänzung
ein Nachlaßinventar besitzen, in dem der Inhalt des Hauses Zimmer für Zimmer auf-
genommen ist2). Daß trotzdem viele Fragen sich aufdrängen, auf die wir nie eine Antwort

nicht genug zu preisender
Glücksfall, daß hier ein


g Zuerst in vorzüglicher Weise publiziert durch den Abate Jacopo Morelli unter dem Titel „Notizia d’opere del
disegno“ (daher die Schrift vielfach als „Anonimo Morelliano“ zitiert wird). Neuausgabe — gewöhnlich be-
nutzt — mit gutem Kommentar durch G. Frizzoni, Bologna 1884. Eine den Text mehrfach verbessernde Aus-
gabe mit deutscher Übertragung lieferte Frimmel in Quellenschriften z. Kunstgesch. N. F. I, Wien 1888; erneut
und mit viele wichtige Nachweise enthaltenden Anmerkungen in Beilage der Blätter f. Gemäldekunde 2. Heft
Wien, Mai 1907. Die abschließende Ausgabe der wichtigen Quellenschrift steht noch aus.
2) Aus Ludwigs Nachlaß publiziert in Italien. Forschungen, herausgeg. vom kunsthistor. Institut in Florenz IV
(Berlin 191 1) S. 56 ff. Es ist das Nachlaßinventar des Alvise, Sohnes des Andrea Odoni, von t 555.
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