Venezianische Kunstsammlungen des 16. .Jahrhunderts
Abb. 3. V. Carpaccio. Der heil. Hieronymus im Studierzimmer
Venedig, S. Giorgio de’ Schiavoni
Wunderglauben des Mittelalters in engste Beziehung setzen1). Bilder waren in diesem
Raum, der in dem gerade von diesem Hause erhaltenen Inventar als „Camera d’oro“ be-
zeichnet wird — wir wissen nicht, ob wegen der reichvergoldeten Kassettendecke oder
wegen kostbarer Goldledertapeten an den Wänden — nur wenige. Der Kostbarkeit des
Inhalts entsprach der gewählte Reichtum und die Schönheil des Mobiliars; die Bettstatt,
die auch hier nicht fehlte, war von Nußholz und reich vergoldet.
Noch kostbarer war, scheint es, die Ausstattung eines andern Zimmers, das bei Michiel
als „oberes Zimmer“, im Inventar als „Gemach an der Treppe“ bezeichnet ist; hier
waren Bettstatt, Truhen und Türen von einem Schüler Tizians bemalt, mit Namen
Stefano, bei dem man doch wold an Stephan von Kalkar am ehesten wird denken
müssen. Am Kopfende des Bettes aber sah man, echt venezianisch, von der Hand des
*) Darüber handelt besonders anregend Schlosser, Kunst- und Wunderkammern der Renaissance. Leipzig 1908.
Über Wunderkammern der Folge vgl. den Aufsatz von Rohde, Jahrb. f. Kunstsammler 11, 1922, S. iylf. (der
hier abgebildete Kleinodienschrank von 1666 besonders lehrreich).
Abb. 3. V. Carpaccio. Der heil. Hieronymus im Studierzimmer
Venedig, S. Giorgio de’ Schiavoni
Wunderglauben des Mittelalters in engste Beziehung setzen1). Bilder waren in diesem
Raum, der in dem gerade von diesem Hause erhaltenen Inventar als „Camera d’oro“ be-
zeichnet wird — wir wissen nicht, ob wegen der reichvergoldeten Kassettendecke oder
wegen kostbarer Goldledertapeten an den Wänden — nur wenige. Der Kostbarkeit des
Inhalts entsprach der gewählte Reichtum und die Schönheil des Mobiliars; die Bettstatt,
die auch hier nicht fehlte, war von Nußholz und reich vergoldet.
Noch kostbarer war, scheint es, die Ausstattung eines andern Zimmers, das bei Michiel
als „oberes Zimmer“, im Inventar als „Gemach an der Treppe“ bezeichnet ist; hier
waren Bettstatt, Truhen und Türen von einem Schüler Tizians bemalt, mit Namen
Stefano, bei dem man doch wold an Stephan von Kalkar am ehesten wird denken
müssen. Am Kopfende des Bettes aber sah man, echt venezianisch, von der Hand des
*) Darüber handelt besonders anregend Schlosser, Kunst- und Wunderkammern der Renaissance. Leipzig 1908.
Über Wunderkammern der Folge vgl. den Aufsatz von Rohde, Jahrb. f. Kunstsammler 11, 1922, S. iylf. (der
hier abgebildete Kleinodienschrank von 1666 besonders lehrreich).