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Max Sauerland t


Abb. i3. Flakon als Doppelbrunnen
Chelsea i7Äo—60
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Maßen im sorgsam abgepaßten Verhältnis zur Be-
stimmung und Größe des Raumes stehen sollen,
wächst ins kaum noch Übersehbare, und für jeden
neu erfundenen Typ ist sogleich auch der bezeich-
nende Name gefunden: canapes, chaises-longues,
ottomanes, Fauteuils, berceuses; bergeres,causeuses,
chaises, tabourets — das sind nur ein paar auf gut
Glück herausgegriffene Namen von Möbeln einer
Gattung.
Immer wieder staunen wir über die grenzenlose
Leistungsfähigkeit des Kunsthandwerks der Epoche
beim Durchblättern der Rechnungsakten etwa der
großen Pariser Häuser Lazare-Duvaux, Buffault,
Le Normand und der andern, bei denen Madame
de Pompadour und die Gomtesse du Barry ihren
Bedarf an Stoffen und Toiletten, an Möbeln und
„enriosites“ gedeckt haben.
Es ist nur ein launenhafter Ausschnitt aus der Fülle
des Wirklichen, was d i ese Akten darbieten. Klarer

Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe schon übersieht man den Reichtum und die Mannig-
faltigkeit der Luxuserfindungen der Zeit aus den großen Reklameprospekten einzelner
Pariser Firmen, die ein glücklicher Zufall uns hier und dort aus der Blütezeit des 18. Jahr-
h i inderts erhalten hat. So findet sich z. B. auf der durch die geschweifte, aus dunkelgelbem,
rotbraun geflecktem Breccia-Marmor gearbeiten Platte verdeckten Oberfläche einer von
G. Landrin signierten Kommode mit geometrischem Crete de paon-Fournier im Hambur-
gischen Museum für Kunst und Gewerbe eine große im Jahre iy35 in Paris in der „Im-
primerie de J. B. Lamesle rue vieille Bouclerie, ä la Minerve“ gedruckte Geschäftsanzeige
des Pariser Kaufhauses „A la Descente Du Pont Neu f“, die alles aufführt, was dem verwöhn-

testen Geschmack der Zeit erforderlich scheinen mochte „pour meubler les Palais et Maisons
particuliers“ : Möbel jeder Art,Tapisserien der Gobelins, von Brüssel, Beauvais, Oudenarde
und Antwerpen, Seidenstoffe von Genua, Vened’g und Turin, Samte von Venedig, Mai-
land und Antwerpen, „Taffetas d Angleterre, Satins, Brocalelles etSatinades, comme aussi
toutes sortes d autres Etoffes pour menbles, et de toutes couleurs“ — Paravents und Ecrans,
„Flambeaux, Porte Mouchettes, Girandoles et Lustres ä six, hnit et dix brances, le tont
de bronze cisele et dore d’or moulu, d’or en feuille, argente, et en couleur“, dann aber
auch das kleine Schau- und Luxusgerät der Zeit: „toutes sortes de Porcelaines de la
Chine et du Japon, garnies en <>r et en argent, et ce qu’ il y a de plus beaux et de plus
curieux en cela“ —- „des enves ä plusieurs flacons de cristal, garnies en argent, en or, et en
 
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