Der Kunstmarkt 1928/24
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G. F. Deiker, „Sauhatz“ 3o Millionen, ein
kleineres Format ähnlichen Vorwurfs 1 oMil-
lionen, II. Deiters, „Spätherbst“ 8Millionen,
Bud. Jordan, „Klostersuppe“ 16 Millionen,
(ihr. Köhler, „Mirjiams Lobgesang“ 8 Mil-
lionen, Fritz Neuhaus, „Die Salzburger Pro-
testanten“ 10 Millionen, B. Plockhorst,
„Kampf zwischen Michael und Satan“
20 Millionen, Ed.Grützner, „Mönch beider
Weinprobe“ (80X28 cm 16 Millionen,
G. Courbet, „Bauernkopf“ 16 Millionen Pa-
piermark.
Daß an dem gleichen Tage bei llenriei in
Berlin ein zwei Seiten langer Brief von Ge-
org Friedrich Händel 82 Millionen Papier-
mark erhalten konnte, erschien im ersten
Augenblick, da man die Höhe der Millionen-
ziffer bestaunte, als eine der vielen tragi-
komischen Episoden der deutschen Infla-
tionsperiode. Im nächsten Moment aber er-
innerten wir uns daran, daß die Engländer
bereits vor 20 Jahren an 100 Pfund für
solche Händel-Autographen ausgegeben
hatten, die an sich Marktraritäten und Kul-
turdokumente sind. Ein Kunstdokument
aber, das auch in einer Serie „Autographen“
auftauchte, war eine einst von Karl Frey anerkannte Federzeichnung Michelangelos, die
Josef Altmann, Berlin, am 7. Mai zum Verkauf stellte. Die Zeichnung, die schon 10 Jahre
vor der Versteigerung im Berliner Handel war, zeigte einen Marmorblock mit 1 o vom
Meister selbst geschriebenen Worten. Der Preis für dieses Michelangelo-Dokumentbetrug
8^2 Millionen Papiermark. Das waren an dem genannten Tage rund 900 Goldmark.
Vielleicht hätte man in England trotz der Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse,
die auch dort nicht sehr rosig waren, für diese Federzeichnung auch nicht mehr gegeben,
obgleich sich die deutsche Kaufkraft mit der englischen trotz allen Kalamitäten nicht
im geringsten messen konnte. Der englische Kunstmarkt stand übrigens in ständiger
Fühlung mit dem amerikanischen und die Amerikaner waren es auch in erster Linie,
die in der bedeutenden Auktion Brownlow bei Christies in London (7. Mai) als Käufer
aufgetreten sind. So erwarben hier dieDuveensausNew York, die kurz vorher das jugend-
Abb. 24. Dürer, Christi Geburt
Kupferstich, brachte am 7. Mai 1928 bei Hollstein & Puppe!,
Berlin, 10 Millionen Papiermark = über 1200 Goldmark
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G. F. Deiker, „Sauhatz“ 3o Millionen, ein
kleineres Format ähnlichen Vorwurfs 1 oMil-
lionen, II. Deiters, „Spätherbst“ 8Millionen,
Bud. Jordan, „Klostersuppe“ 16 Millionen,
(ihr. Köhler, „Mirjiams Lobgesang“ 8 Mil-
lionen, Fritz Neuhaus, „Die Salzburger Pro-
testanten“ 10 Millionen, B. Plockhorst,
„Kampf zwischen Michael und Satan“
20 Millionen, Ed.Grützner, „Mönch beider
Weinprobe“ (80X28 cm 16 Millionen,
G. Courbet, „Bauernkopf“ 16 Millionen Pa-
piermark.
Daß an dem gleichen Tage bei llenriei in
Berlin ein zwei Seiten langer Brief von Ge-
org Friedrich Händel 82 Millionen Papier-
mark erhalten konnte, erschien im ersten
Augenblick, da man die Höhe der Millionen-
ziffer bestaunte, als eine der vielen tragi-
komischen Episoden der deutschen Infla-
tionsperiode. Im nächsten Moment aber er-
innerten wir uns daran, daß die Engländer
bereits vor 20 Jahren an 100 Pfund für
solche Händel-Autographen ausgegeben
hatten, die an sich Marktraritäten und Kul-
turdokumente sind. Ein Kunstdokument
aber, das auch in einer Serie „Autographen“
auftauchte, war eine einst von Karl Frey anerkannte Federzeichnung Michelangelos, die
Josef Altmann, Berlin, am 7. Mai zum Verkauf stellte. Die Zeichnung, die schon 10 Jahre
vor der Versteigerung im Berliner Handel war, zeigte einen Marmorblock mit 1 o vom
Meister selbst geschriebenen Worten. Der Preis für dieses Michelangelo-Dokumentbetrug
8^2 Millionen Papiermark. Das waren an dem genannten Tage rund 900 Goldmark.
Vielleicht hätte man in England trotz der Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse,
die auch dort nicht sehr rosig waren, für diese Federzeichnung auch nicht mehr gegeben,
obgleich sich die deutsche Kaufkraft mit der englischen trotz allen Kalamitäten nicht
im geringsten messen konnte. Der englische Kunstmarkt stand übrigens in ständiger
Fühlung mit dem amerikanischen und die Amerikaner waren es auch in erster Linie,
die in der bedeutenden Auktion Brownlow bei Christies in London (7. Mai) als Käufer
aufgetreten sind. So erwarben hier dieDuveensausNew York, die kurz vorher das jugend-
Abb. 24. Dürer, Christi Geburt
Kupferstich, brachte am 7. Mai 1928 bei Hollstein & Puppe!,
Berlin, 10 Millionen Papiermark = über 1200 Goldmark