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Der Kunstmarkt 1928/24

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Aufträge zuflogen, als
gegen Ul timo der Dol-
lar auf 60000 kletter-
te, um Anfang Juni
die 70000 und Mitte
Juni die 100000 zu
überschreiten. Doch
dieses „gute“ Ge-
schäft war zumeist
nur ein Scheinge-
schäft und blieb selbst
dann oft ein Schein-
geschäft, wenn es
der Kunsthändler „in
fremden Noten“ ab-
schloß. Denn man
nahm in den zahl-
reichen Fällen, mit-
unter auch bei den
gesuchtesten Quali-
täten, die Papiermark
zur Grundlage der Preiskalkulation — eine Ausnahme war der Verkauf einer Madonnen-
komposition von Gossaert, Abb. 27, die von der Galerie van Diemen, Berlin, an das Museum
in Detroit in Amerika abgegeben worden ist — und ließ sich dann die Riesenmillionen
in „fremden Noten“ zum Tageskurse auszahlen. Verkaufte also irgendeiner am 15. Juni
ein Qualitätsstück zum Preise von 100 Millionen Papiermark, dann trug ihm das Geschäft
rund <)3o Dollar ein. Das war natürlich im Juni 1928 ein stattliches Geld, man übersah
jedoch bei alledem den Marktwert der Vorkriegszeit, in der jenes Stück schon um das
fünffache der Junisumme „gehandelt“ worden war.
In dieser Hinsicht gab uns die Versteigerung von Graphik des 19. und 20. Jahrhunderts
bei Paul Graupe, Berlin, (7. und 8. Juni, Dollarstand: 79300—78600) wichtige Finger-
zeige. Ich schrieb damals1): „Die wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland zwingen
manche von jenen Kunstfreunden, die bisher für moderne Bilder geschwärmt haben,
sich der modernen Graphik zuzuwenden, für die man noch nicht so viele Millionen aus-
zugeben braucht wie für die Qualitäten der modernen Malerei. Damit möchte ich natür-
lich nich t gesagt haben, daß es keine künstlerisch-starken neuen Bilder mehr im Kunst-
handel gibt, die unter 1 Million Mark zu haben wären — denn nicht alle Sterbliche
Siehe: Donath, „Die Bewertung/ moderner Graphik“, Der Kunstwanderer, Berlin, 2. Juniheft.
Jahrbuch für Kunstsammler IV i i

Abb. 26. Van Gogh. An der Seine
Erzielte bei Rudolf Bangel, Frankfurt a. M., Mitte Mai 1928,
35 Millionen Papiermark = rund 800 Goldmark
 
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