Der Kunstmarkt 1928/24
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Die Brüder Rosenheim hatten
übrigens mit Adalbert v. Lanna
auch den Sinn für den alten Or-
namentstich gemeinsam. Auch
auf diesem Gebiete häuften sie
eine qualitätsstarke Serie an, die
bei Christies um so mehr zog, als
in den letzten Jahren, dank der
Veröffentlichung des Katalogs
der Ornamentstichsammlung des
< Jsterreichischen Museums in
Wien und der Publikation von
Peter Jessen in Berlin, das Sam-
meln von Ornamentstichen be-
deutend reger wurde. So be-
geisterte man sich auch in Lon-
don unteranderem für Hans Bro-
samers „Neues Kunstbüchlein
Abb. 7,9. Johann Peter Melchior. Schäfergruppe
Höchster Porzellan erzielte samt dem Gegenstück bei Math. Lempertz, Köln,
Mitte Juni 1928 den Preis von J6 Millionen Papiermark = über 2800 Goldmark
von mancherley schönen Trinkgeschirren“ (27 Pfund), so für Dürers „Wappenschild
mit dem Hahn“ (3 t Pfund) und für Dürers „ Wappen mit dem Totenkopf“ (74 Pfund).
Dieser Preis deckt sich ungefähr mit dem Preis von t5io Goldmark, die Gutekunst in
Stuttgart schon 191 1 für ein qualitätsähnliches Exemplar erzielen konnte.
Während aber die allgemeine wirtschaftliche Depression zum Teil auch auf die Rosen-
heim-Auktion eingewirkt hat, konnte sie die Preise für die Qualitäten alter Meister, die
kurz nachher aus dem Besitz der Sammlung Joseph B. Robinson bei Christies in Loudon
zum Ausruf gelangten, nicht erschüttern. Die „Sensation“ war hier die Summe von
20000 Pfund für einen Frans Hals, für ein männliches Bildnis, das i885 noch 1000 Pfund
gekostet hatte. End unter den Engländern des 18. Jahrhunderts kam Reynolds „Mrs.
Mathew“ auf 8000 Guineen, ein „ Knabe mit Hund“ von Lawrence auf 4 too Guineen, die
„Mrs. Drummond“ von Gainsborough auf 10000 Guineen. Schließlich ist aus der kleinen
Reihe der englischen Bilder des 19. Jahrhunderts Turners Gemälde „The Falls of the
Clyde“ zu nennen, das mit 2400 Guineen bemessen wurde, während es Ende der neun-
ziger Jahre für 800 Guineen gekauft worden ist.
Einige Tage nach der Robinson-Auktion in London wickelte sich bei Frederick Muller
& Cie. in Amsterdam (10. Juli der Verkauf der Sammlung Onnes van Nyenrode ab, die
eine Anzahl von Meistern enthielt, denen wir schon 1917 in der Auktion der Berliner
Sammlung Professor Richard v. Kaufmann bei Cassirer-Helbing, Berlin, begegnet sind.
Diese bedeutende Sammlung vom Schlosse Nyenrode, für deren Katalog Max .1. Fried-
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Die Brüder Rosenheim hatten
übrigens mit Adalbert v. Lanna
auch den Sinn für den alten Or-
namentstich gemeinsam. Auch
auf diesem Gebiete häuften sie
eine qualitätsstarke Serie an, die
bei Christies um so mehr zog, als
in den letzten Jahren, dank der
Veröffentlichung des Katalogs
der Ornamentstichsammlung des
< Jsterreichischen Museums in
Wien und der Publikation von
Peter Jessen in Berlin, das Sam-
meln von Ornamentstichen be-
deutend reger wurde. So be-
geisterte man sich auch in Lon-
don unteranderem für Hans Bro-
samers „Neues Kunstbüchlein
Abb. 7,9. Johann Peter Melchior. Schäfergruppe
Höchster Porzellan erzielte samt dem Gegenstück bei Math. Lempertz, Köln,
Mitte Juni 1928 den Preis von J6 Millionen Papiermark = über 2800 Goldmark
von mancherley schönen Trinkgeschirren“ (27 Pfund), so für Dürers „Wappenschild
mit dem Hahn“ (3 t Pfund) und für Dürers „ Wappen mit dem Totenkopf“ (74 Pfund).
Dieser Preis deckt sich ungefähr mit dem Preis von t5io Goldmark, die Gutekunst in
Stuttgart schon 191 1 für ein qualitätsähnliches Exemplar erzielen konnte.
Während aber die allgemeine wirtschaftliche Depression zum Teil auch auf die Rosen-
heim-Auktion eingewirkt hat, konnte sie die Preise für die Qualitäten alter Meister, die
kurz nachher aus dem Besitz der Sammlung Joseph B. Robinson bei Christies in Loudon
zum Ausruf gelangten, nicht erschüttern. Die „Sensation“ war hier die Summe von
20000 Pfund für einen Frans Hals, für ein männliches Bildnis, das i885 noch 1000 Pfund
gekostet hatte. End unter den Engländern des 18. Jahrhunderts kam Reynolds „Mrs.
Mathew“ auf 8000 Guineen, ein „ Knabe mit Hund“ von Lawrence auf 4 too Guineen, die
„Mrs. Drummond“ von Gainsborough auf 10000 Guineen. Schließlich ist aus der kleinen
Reihe der englischen Bilder des 19. Jahrhunderts Turners Gemälde „The Falls of the
Clyde“ zu nennen, das mit 2400 Guineen bemessen wurde, während es Ende der neun-
ziger Jahre für 800 Guineen gekauft worden ist.
Einige Tage nach der Robinson-Auktion in London wickelte sich bei Frederick Muller
& Cie. in Amsterdam (10. Juli der Verkauf der Sammlung Onnes van Nyenrode ab, die
eine Anzahl von Meistern enthielt, denen wir schon 1917 in der Auktion der Berliner
Sammlung Professor Richard v. Kaufmann bei Cassirer-Helbing, Berlin, begegnet sind.
Diese bedeutende Sammlung vom Schlosse Nyenrode, für deren Katalog Max .1. Fried-