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Adolph Donath


Abb. 33. Potsdamer Glaspokal,
signiert 17 34
Sammlung Baron Dietrich auf Schloß
Feistritz, Ende Oktober 1923 im Doro-
theum, Wien, versteigert

liarden, Liebermann „Weberei“ (auf Holz) roo Milliarden,
A.v. Keller „Badende Odaliske“ 80 Milliarden, Anton Burger
72 Milliarden, Schönleber |5 Milliarden, Defregger /p Mil-
liarden. Es waren durchweg typische Bildqualitäten der ge-
nannten Künstler. Aber daß I’hoina inmitten der schweren
deutschen Wirtschaftskalamität zirka 5ooo Goldmark er-
reichen konnte, war immerhin ein gutes Zeichen. Zu viel
höherem Preise freilich ging um diese Zeit ein Lovis Corinth
in privaten Besitz über. Ich meine sein Gemälde „Mars in
der Schmiede des Vulkan“. Dieses Werk ist, wie ich mitteilen
möchte, aus dem Berliner Kunsthandel für nicht weniger als
6000 Dollar nach Chemnitz verkauft worden1'.
Unter den Oktober-Auktionen ragte die einer Antiquitäten-
Sammlung bei Lepke in Berlin hervor, in der auch ostasia-
tische Kunst zum Verkauf stand. Das waran jenem 9. Oktober,
da der Dollar über die erste Milliarde hinausgegangen war.
Und so schien es für die goldkräftigen Kunstfreunde keine
Angelegenheit, daß eine große Balustervase mit Seladonglasur,
blau und rot bemalt Kang-Hsi um 1700) 365 Milliarden
Papiermark kostete, eine Deckelvase in breiter Balusterform,
blauweiß ( Kang-Hsi) 34°Milliarden, eine große Balustervase
der Wanli-Zeit (um 1600) 280 Milliarden, eine blaue Flöten-
vase der Kang-Hsi-Zeit wieder 126 Milliarden. Und daß in
der Abteilung der europäischen Antiquitäten die alten Möbel
nicht unter den Vorkriegspreisen standen, zeigt der Preis von
240 Milliarden für einen italienischen Faltsessel des 16. Jahr-
hunderts und der von 920 Milliarden für vier Renaissance-
stühle ohne Polsterung.

In Wien (Dorotheum) ging es Ende Oktober um die Kollektion kostbarer Waffen des
Joseph Freiherr von Dietrich auf Schloß Feistritz, und 4 Wochen später wurde dann
im Dorotheum auch sein altes Kunstgewerbe versteigert. Eins der kunstwissenschaftlich
bedeutendsten Stücke der Kunstgewerbe-Reihe war ein signierter Potsdamer Glaspokal,
Abb. 33, den E. W. Braun als das einzige Stück bezeichnet, das die Ortsbezeichnung
„Potsdam“ auf der Fußplatte oben eingeschnitten trägt2). Und knapp vor dieser Wiener
November-Auktion nahmen dort Gilhofer und Ranschburg den Verkauf einer großen
Serie von Ihibletten aus der Albertina vor, und zwar handelte es sich diesmal vorwiegend

*) Abgebildet in A. Donath „Technik des Kunstsammelns“, Berlin iga5.
2) Vgl. „Der Kunstwanderer“, Berlin, November-Doppelheft icp.3, S. 43.
 
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