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Der Kunstmarkt 1928/24

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Während nun die Goldmark ihren Einzug in
Deutschland hielt, gingen in Holland zahlreiche
Gemälde einer großen deutschen Galerie in
den Besitz der Vereeniging Rembrandt in
Amsterdam über. Ich meine die Bilder der
Galerie des Großherzogs von Oldenburg, die
schon kurz nach der Revolution Deutschland
verlassen haben. Die Vereeniging Rembrandt,
die in Holland ungefähr die dankenswerte
Rolle spielt, wie der von Bode gegründete
Kaiser-Friedrich-Museumsverein in Berlin,
erwarb diesmal ausschließlich italienische Ge-
mälde, die, wie M. I). Henkel (Batavus) vom
Rijksmuseum betont, seit dem Bestehen des
Rijksmuseums und des Mauritshuis „über-
haupt nur ganz vereinzelt und sozusagen in-
folge eines Zufalles angekauft“ worden sind1).
Man holte jetzt also auf einmal nach, „was
man ein Jahrhundert lang versäumt hat“. Und
so hängen seit Ende 1928 im Rijksmuseum zu
Amsterdam alle die Italiener der berühmten
Oldenburger Galerie, die Bode schon 1888


Abb. 35. C. W. E. Dietrich, Junge Gärtnerin
Erzielte in der zweiten Goldmark-Auktion am 27. Nov. 192.3
bei Rudolph Lepke, Berlin, i65o Goldmark

katologisiert hatte, alle die Fra Angelico, Abb. 20, Botticelli, Borgognone, Cima da Cone-
gliano, Moroni, Tafel VIII,u.a. Doch einige Holländer der Oldenburger Galerie, darunter
zwei Rembrandt, sind durch den deutschen Kunsthandel um die Wende 1928/24 wieder
nach Deutschland heimgekehrt. Einen von diesen beiden Rembrandt, den Kopf eines
Greises, den Bode in die Zeit um 1633 setzt, Abb. 36, hat Victor Hahn in Berlin aus der Galerie
van Diemen für seine Sammlung erworben. Das war ungefähr um die gleiche Zeit, als sich
Gustav Glück einen Dürer2) für die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums Wien
zu sichern wußte, ein weibliches Bildnis, Abb. 37, das die Jahreszahl 15o5 trägt. „Es ist ein
Jahr, aus dem uns sonst“, wie (dück bemerkt, „kein anderes Gemälde des Meisters bekannt

geworden ist. Da die Dargestellte der Tracht nach ohne jeden Zweifel eine Venezianerin
ist, muß die Entstehung des unschätzbaren Werkes auf italienischem Boden angenommen
werden: es gehört zu den ersten Arbeiten, die Dürer auf seiner zweiten italienischen Reise,
die er im Herbste i5o5 angetreten hatte, in Venedig geschaffen hat.“

9 Siehe Batavus: Italienische Kunst im Rijksmuseum Amsterdam, Der Kunstwanderer, Berlin, Februar- und
März-Doppelheft 1924.
2) Gustav Glück: Ein neugefundenes Gemälde Dürers. Der Kunstwanderer, Berlin, April-Doppelheft 1924.
Jahrbuch für Kunstsammler IV l3

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