Der Kunstmarkt 1928/24
schon ein hoher Preis, wenn wir an die
2000 und 4000 Mark denken, die man
für die beiden schönsten Porträts der
Sammlung, für einen Lievens und für
einen Moreelse, Abb. 39, geboten hat.
Daß aber die Kunstfreunde in dieser
Versteigerung bei kleineren Meistern,
die keine internationale Wertung be-
anspruchen, hauptsächlich auf die Sig-
natur sahen und dementsprechend ihre
Angebote bei Lepke lebhafter gestalte-
ten , ist ein Zeich en der Zeit. Ein signiertes
und datiertes Bild oder ein monogram-
miertes ist eben für viele ein stärkerer
Kunst- und Sachwert als ein unsig-
niertes Werk einer künstlerisch höher
stehenden Persönlichkeit. Und so kam
es, daß ein „Italienischer Palast“ von
Jan AbrahamszBeerstraten '1687—1665)
— es gibt drei Maler dieses Namens —
sogar 8200 Mark erhielt und daß mau
für zwei Ortschaften des Frans de Hulst
Abb. 3g. P. Moreelse, Frauenbildnis
Sammlung Poulton Nicholson bei Rudolph Lepke, Berlin, 8. April 1924
Auktionspreis 4000 Goldmark
— Peter de Hulst war ein bekannter Insektenmaler — 3ioo Mark gab, für eine brasilia-
nische Landschaft des geborenen Leydeners Frans Post, von dem eine Menge brasilia-
nischer Landschaften im Reijksmuseum zu Amsterdam hängen und der eigentlich mehr
„lokales“ Interesse hat, 1610 Mark. Zwei Marinen von Bonaventura Peters (i614—1662),
dem sein um elf Jahre älterer Bruder Johann, wie die Zeitgenossen bemerken, „in
allem gleich“ war, erreichten 710 Mark, zwei Obststilleben von dem Ravensburger
Joachim Franz Beicli (1665—1748), der einst in München und Schleißheim eine
große Nummer war, 5oo Mark. Man hat ähnliche Bilder auch vor 1914 nicht höher
eingeschätzt.
Knapp vor dem Verkauf dieser Sammlung aller Meister sind bei Lepke Antiquitäten
ausgeboten worden, wobei es mir lehrreich schien, das Publikum zu beobachten, deshalb
lehrreich, weil seine Zusammensetzung neuartig war und weil die wirtschaftliche Seite
der Auktion interessierte. Das nämlich war mir klar: der Antiquitätenhandel verhielt
sich reserviert, von den Sammlern waren nur wenige da, die es vielleicht auf einen
„guten Fang“ abgesehen hatten, und der Rest war eigentlich „die Menge“, die gekom-
men war, um ihr Heim „schmücken“ zu können.
Jahrbuch für Kunstsammler IV T Z
schon ein hoher Preis, wenn wir an die
2000 und 4000 Mark denken, die man
für die beiden schönsten Porträts der
Sammlung, für einen Lievens und für
einen Moreelse, Abb. 39, geboten hat.
Daß aber die Kunstfreunde in dieser
Versteigerung bei kleineren Meistern,
die keine internationale Wertung be-
anspruchen, hauptsächlich auf die Sig-
natur sahen und dementsprechend ihre
Angebote bei Lepke lebhafter gestalte-
ten , ist ein Zeich en der Zeit. Ein signiertes
und datiertes Bild oder ein monogram-
miertes ist eben für viele ein stärkerer
Kunst- und Sachwert als ein unsig-
niertes Werk einer künstlerisch höher
stehenden Persönlichkeit. Und so kam
es, daß ein „Italienischer Palast“ von
Jan AbrahamszBeerstraten '1687—1665)
— es gibt drei Maler dieses Namens —
sogar 8200 Mark erhielt und daß mau
für zwei Ortschaften des Frans de Hulst
Abb. 3g. P. Moreelse, Frauenbildnis
Sammlung Poulton Nicholson bei Rudolph Lepke, Berlin, 8. April 1924
Auktionspreis 4000 Goldmark
— Peter de Hulst war ein bekannter Insektenmaler — 3ioo Mark gab, für eine brasilia-
nische Landschaft des geborenen Leydeners Frans Post, von dem eine Menge brasilia-
nischer Landschaften im Reijksmuseum zu Amsterdam hängen und der eigentlich mehr
„lokales“ Interesse hat, 1610 Mark. Zwei Marinen von Bonaventura Peters (i614—1662),
dem sein um elf Jahre älterer Bruder Johann, wie die Zeitgenossen bemerken, „in
allem gleich“ war, erreichten 710 Mark, zwei Obststilleben von dem Ravensburger
Joachim Franz Beicli (1665—1748), der einst in München und Schleißheim eine
große Nummer war, 5oo Mark. Man hat ähnliche Bilder auch vor 1914 nicht höher
eingeschätzt.
Knapp vor dem Verkauf dieser Sammlung aller Meister sind bei Lepke Antiquitäten
ausgeboten worden, wobei es mir lehrreich schien, das Publikum zu beobachten, deshalb
lehrreich, weil seine Zusammensetzung neuartig war und weil die wirtschaftliche Seite
der Auktion interessierte. Das nämlich war mir klar: der Antiquitätenhandel verhielt
sich reserviert, von den Sammlern waren nur wenige da, die es vielleicht auf einen
„guten Fang“ abgesehen hatten, und der Rest war eigentlich „die Menge“, die gekom-
men war, um ihr Heim „schmücken“ zu können.
Jahrbuch für Kunstsammler IV T Z