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Adolph Donath/Der Kunstmarkt 1928/24
einen alten Gyordes-Teppich bot inan 2000 Mark. Unter den Möbeln aber blieb das
Hauptstück, eine Aubusson-Garnitur der Louis XV.-Zeit unverkauft, weil der Schät-
zungspreis von 20000 Mark bei so ungünstigen Geldverhältnissen, wie sie bis zum Aus-
gang des Jahres 1924 anhielten, ein Vermögen bedeutete. Hingegen wurden alle übrigen
Möbel der Sammlung gut abgesetzt. Die Preise waren: gotische Truhe, flandrisch um
i5oo, 1160 Mark, Kölnischer Kabinettschrank, Ende 16. Jahrh., 55o, Henri II.-Sessel
mit altem roten Samt 510 Mark, zwei französische Hocker, 2. Hälfte 16. Jahrh., mit
Point-Stickerei (gelb auf blauem Grund) 1900 Mark. In der Reihe der italienischen
Möbel des 16. Jahrhunderts ergab ein Trühenmöbel i 5oo Mark, ein Schränkchen 1 i5o,
ein Florentiner Kredenz mit Aufsatz 43oo, ein viereckiger Florentiner l isch 1110. Und
auch die Preise für die deutschen Möbel waren gut: norddeutscher Sessel mit plastischem
Früchteschmuck, 2. Hälfte, 17. Jahrh., 1700 Mark, Danziger Ausziehtisch, 17. Jahrh.,
5oo Mark. Unter den englischen Möbeln erzielte ein Queen-Anne-Sofa mit gelbem Da-
mast (um 1700) i56o Mark, ein Kaminsessel dieser Zeit (mit altem gelben Brokat 58o,
ein Lackschrank (um 1700) 235o Mark, ein Mahagoni-Fauteuil (um 1700) 1600 Mark.
Und für vier reichgeschnitzte französische Sessel (um 1700) legte man 3i5o Mark au,
für einen flämischen Sessel mit Point-Stickerei um 1 700) 2400.
Daß diese Sammlung so starke Aufmerksamkeit fand, ist auch dem ernst bearbeiteten Kata-
log zu verdanken, für den Georg Swarzenski das Vorwort schrieb. Und für den Katalog der
erwähnten Sammlung Wurz, der von dem K unsthistoriker I )r. Gsermely bearbeitet worden
war, hatte ein Kenner wie Ludwig Schnorr v. Carolsfeld das Vorwort verfaßt. Das scheinen
mir eben sehr wichtige Momente für die Vorwärtsentwicklung des Kunstmarkts, daß die
großen Auktionshäuser Deutschlands wieder jene einzig richtigen — wissenschaftlichen
Wege gehen, die ihnen vorder unglückseligen Inflationszeit den Erfolg gesichert haben.
Abb. 47- Miniatur
von Cosway „Mrs.
Siddons“
Adolph Donath/Der Kunstmarkt 1928/24
einen alten Gyordes-Teppich bot inan 2000 Mark. Unter den Möbeln aber blieb das
Hauptstück, eine Aubusson-Garnitur der Louis XV.-Zeit unverkauft, weil der Schät-
zungspreis von 20000 Mark bei so ungünstigen Geldverhältnissen, wie sie bis zum Aus-
gang des Jahres 1924 anhielten, ein Vermögen bedeutete. Hingegen wurden alle übrigen
Möbel der Sammlung gut abgesetzt. Die Preise waren: gotische Truhe, flandrisch um
i5oo, 1160 Mark, Kölnischer Kabinettschrank, Ende 16. Jahrh., 55o, Henri II.-Sessel
mit altem roten Samt 510 Mark, zwei französische Hocker, 2. Hälfte 16. Jahrh., mit
Point-Stickerei (gelb auf blauem Grund) 1900 Mark. In der Reihe der italienischen
Möbel des 16. Jahrhunderts ergab ein Trühenmöbel i 5oo Mark, ein Schränkchen 1 i5o,
ein Florentiner Kredenz mit Aufsatz 43oo, ein viereckiger Florentiner l isch 1110. Und
auch die Preise für die deutschen Möbel waren gut: norddeutscher Sessel mit plastischem
Früchteschmuck, 2. Hälfte, 17. Jahrh., 1700 Mark, Danziger Ausziehtisch, 17. Jahrh.,
5oo Mark. Unter den englischen Möbeln erzielte ein Queen-Anne-Sofa mit gelbem Da-
mast (um 1700) i56o Mark, ein Kaminsessel dieser Zeit (mit altem gelben Brokat 58o,
ein Lackschrank (um 1700) 235o Mark, ein Mahagoni-Fauteuil (um 1700) 1600 Mark.
Und für vier reichgeschnitzte französische Sessel (um 1700) legte man 3i5o Mark au,
für einen flämischen Sessel mit Point-Stickerei um 1 700) 2400.
Daß diese Sammlung so starke Aufmerksamkeit fand, ist auch dem ernst bearbeiteten Kata-
log zu verdanken, für den Georg Swarzenski das Vorwort schrieb. Und für den Katalog der
erwähnten Sammlung Wurz, der von dem K unsthistoriker I )r. Gsermely bearbeitet worden
war, hatte ein Kenner wie Ludwig Schnorr v. Carolsfeld das Vorwort verfaßt. Das scheinen
mir eben sehr wichtige Momente für die Vorwärtsentwicklung des Kunstmarkts, daß die
großen Auktionshäuser Deutschlands wieder jene einzig richtigen — wissenschaftlichen
Wege gehen, die ihnen vorder unglückseligen Inflationszeit den Erfolg gesichert haben.
Abb. 47- Miniatur
von Cosway „Mrs.
Siddons“