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gewesen, sondern auch dort entstanden. Deshalb werden wir es billigerweise zum
Ausgangspunkte unserer Untersuchungen über die trierischen Kunsthandschriften zu machen
haben. Bei der grossen Wichtigkeit, die dem Kalendar als Mittel zur Bestimmung der
Herkunft von Hss. innewohnt, frommt es, etwas bei diesem zu verweilen.
Vergleichen wir es zunächst mit einem ungefähr gleichalterigen Trierer Kalendar
einer Hs. der Vatikanischen Bibliothek1), so finden wir zunächst dort, wie hier, eine auf-
fallende Auszeichnung des h. Maximin, der in beiden Kalendaren je 2mal vorkommt
In dem vatikanischen steht V Kal. Junii Dedicatio ecclesie gloriosi s. Maximini episcopi
Trevferensis], IV Kal. Junii Festivitas s Maximini confessoris. Hier haben wir also
eine noch bestimmtere Bezugnahme auf die Örtlichkeit, d. h. auf die Kirche des h. Maximin,
als in der Pariser Hs., während die letztere mit ihrem besonderen Feste der depositio
s. Maximini (II id. Sept), sowie mit ihrer Aufnahme der HH. Quiriacus und Nicetius,
ebenfalls besonders Maximhrischer Heiligen, eine Weiterentwicklung bezw. Ergänzung der
vatikanischen Hs. darstellt, deren Entstehung vielleicht in die erste Zeit des Wiederauf-
blühens der Abtei zu verlegen ist. Bei ihrer grossen Bedeutung für die endliche Fest-
stellung aller erreichbaren Merkmale der Maximiner „Schule“, wird es unerlässlich sein,
die vatikanische Hs , auch abgesehen von ihrem Kalendar, genau zu prüfen. Mit dem
Pariser Codex hat sie auch das gemein, dass sie Eucharius nicht kennt, ein weiteres
Merkmal Maximiner Herkunft, das der Nebenbuhlerschaft jener Abtei mit S. Eucharius
zu verdanken sein dürfte.
Durch die Nennung der HH. Aldegund, Mathias, Medard, Bantus, Paulin, Ludwin,
Willibrord und Briccius, äusser den bereits genannten, bekundet sich indessen die Pariser
Hs. noch viel ausgiebiger als unzweifelhaft trierisch denn ihre in Rom aufbewahrte Vor-
gängerin. Auch fällt sie durch sehr starke Hinneigung zum germanischen Martyrologium
auf. Die HH. Lambert und Othmar haben beide gemeinsam; nur feiert die Vatikanische
Hs. St. Lambert auf den XVI und die Pariser auf XV kal. Oct. Jene hat auch Othmar
2mal: Depositio V id. Sept, und Translatio Kal Nov, während diese einfach verzeichnet
XVI kl. Dec. Othmari cf. Der Name des Heiligen erscheint in der vatikanischen Hs.
in der romanischen Form Audomarus. Dementsprechend enthält sie auch weniger ger-
manische Heilige als die Pariser, nämlich äusser Othmar und Lambert nur Wulfmar
gegenüber Genovefa, Aldegund, Tekla, Waldburg (iu oberdeutscher Schreibung Vualdpurg),
Wilfrid, Egbert, Edeltrud, Arnulf, Ludwin, Leodegar, Gallus und Willibrord neben Othmar
und Lambert.
German, Remigius und Vedast auf Kal. Oct. haben beide gemeinsam. Im übrigen
zeichnet sich die vatikanische Hs. durch stärkere Hinneigung zu dem spezifisch römischen
Martyrologium aus. In der Entwicklung scheint es zu stehen zwischen dem in Paris
aufbewahrten Maximiner (gewöhnl. Trierer) Sakramental- und dem ebenfalls in Paris befind-
lichen Evangeliar des Godescalc, das von Menzel mit Recht in dieselbe Schreibstube ver-
wiesen wird, aus der etwas später die Adahs. hervorgegangen ist. Dieses Evangeliar 2)
können wir füglich hier nicht übergehen, weil es mit dem mehrerwähnten Maximiner
*) s. Falks Mitteilung, Trierisclies Archiv Heft III S. 79—80.
2) Dessen Kalendar von Pieper veröffentlicht worden ist.
gewesen, sondern auch dort entstanden. Deshalb werden wir es billigerweise zum
Ausgangspunkte unserer Untersuchungen über die trierischen Kunsthandschriften zu machen
haben. Bei der grossen Wichtigkeit, die dem Kalendar als Mittel zur Bestimmung der
Herkunft von Hss. innewohnt, frommt es, etwas bei diesem zu verweilen.
Vergleichen wir es zunächst mit einem ungefähr gleichalterigen Trierer Kalendar
einer Hs. der Vatikanischen Bibliothek1), so finden wir zunächst dort, wie hier, eine auf-
fallende Auszeichnung des h. Maximin, der in beiden Kalendaren je 2mal vorkommt
In dem vatikanischen steht V Kal. Junii Dedicatio ecclesie gloriosi s. Maximini episcopi
Trevferensis], IV Kal. Junii Festivitas s Maximini confessoris. Hier haben wir also
eine noch bestimmtere Bezugnahme auf die Örtlichkeit, d. h. auf die Kirche des h. Maximin,
als in der Pariser Hs., während die letztere mit ihrem besonderen Feste der depositio
s. Maximini (II id. Sept), sowie mit ihrer Aufnahme der HH. Quiriacus und Nicetius,
ebenfalls besonders Maximhrischer Heiligen, eine Weiterentwicklung bezw. Ergänzung der
vatikanischen Hs. darstellt, deren Entstehung vielleicht in die erste Zeit des Wiederauf-
blühens der Abtei zu verlegen ist. Bei ihrer grossen Bedeutung für die endliche Fest-
stellung aller erreichbaren Merkmale der Maximiner „Schule“, wird es unerlässlich sein,
die vatikanische Hs , auch abgesehen von ihrem Kalendar, genau zu prüfen. Mit dem
Pariser Codex hat sie auch das gemein, dass sie Eucharius nicht kennt, ein weiteres
Merkmal Maximiner Herkunft, das der Nebenbuhlerschaft jener Abtei mit S. Eucharius
zu verdanken sein dürfte.
Durch die Nennung der HH. Aldegund, Mathias, Medard, Bantus, Paulin, Ludwin,
Willibrord und Briccius, äusser den bereits genannten, bekundet sich indessen die Pariser
Hs. noch viel ausgiebiger als unzweifelhaft trierisch denn ihre in Rom aufbewahrte Vor-
gängerin. Auch fällt sie durch sehr starke Hinneigung zum germanischen Martyrologium
auf. Die HH. Lambert und Othmar haben beide gemeinsam; nur feiert die Vatikanische
Hs. St. Lambert auf den XVI und die Pariser auf XV kal. Oct. Jene hat auch Othmar
2mal: Depositio V id. Sept, und Translatio Kal Nov, während diese einfach verzeichnet
XVI kl. Dec. Othmari cf. Der Name des Heiligen erscheint in der vatikanischen Hs.
in der romanischen Form Audomarus. Dementsprechend enthält sie auch weniger ger-
manische Heilige als die Pariser, nämlich äusser Othmar und Lambert nur Wulfmar
gegenüber Genovefa, Aldegund, Tekla, Waldburg (iu oberdeutscher Schreibung Vualdpurg),
Wilfrid, Egbert, Edeltrud, Arnulf, Ludwin, Leodegar, Gallus und Willibrord neben Othmar
und Lambert.
German, Remigius und Vedast auf Kal. Oct. haben beide gemeinsam. Im übrigen
zeichnet sich die vatikanische Hs. durch stärkere Hinneigung zu dem spezifisch römischen
Martyrologium aus. In der Entwicklung scheint es zu stehen zwischen dem in Paris
aufbewahrten Maximiner (gewöhnl. Trierer) Sakramental- und dem ebenfalls in Paris befind-
lichen Evangeliar des Godescalc, das von Menzel mit Recht in dieselbe Schreibstube ver-
wiesen wird, aus der etwas später die Adahs. hervorgegangen ist. Dieses Evangeliar 2)
können wir füglich hier nicht übergehen, weil es mit dem mehrerwähnten Maximiner
*) s. Falks Mitteilung, Trierisclies Archiv Heft III S. 79—80.
2) Dessen Kalendar von Pieper veröffentlicht worden ist.