Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jantzen, Hans [Mitarb.]
Der Bamberger Reiter — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 95: Stuttgart: Philipp Reclam Jun., 1964

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61231#0006
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ter“, der im Bamberger Dom am Pfeiler nächst dem
Aufgang zum Georgenchor steht, bestürzend wie eine
Gestalt dichterischer Vision aus den Ritterepen der Zeit,
eine ganze Reihe von Fragen zu stellen, zumal dieser
Reiter sich als eine der künstlerisch überragenden Schöp-
fungen des deutschen 13. Jahrhunderts erweist. Seinen
Namen gibt er freilich nicht zu erkennen. Zweifellos ist
er kein beliebiger Ritter. Vom Thematischen her läßt sich
zunächst nur sagen, daß es sich um einen königlichen
Reiter handelt. Er trägt eine Krone.
Um der hohen Bedeutung des Reiters als eines Kunst-
werkes gerecht zu werden, muß man ihn vorerst von sei-
ner Gesamterscheinung her zu verstehen suchen, wobei
sich bald herausstellt, daß alles an ihm ungewöhnlich ist.
Roß und Reiter als monumentale Standbilder pflegen
uns von den berühmten Bildwerken der nachmittelalter-
lichen Zeit bekannt zu sein. Aus der italienischen Renais-
sance stehen die Reiterstandbilder des Gattamelata von
Donatello 1 in Padua, der Colleoni des Verrocchio 2 in
Venedig. Aus der deutschen Barockkunst kennen wir den
Großen Kurfürsten des Andreas Schlüter 3 in Berlin. Sie
unterscheiden sich vom Bamberger Reiter schon darin,
daß sie als im Freien errichtete Monumente im offenen
Raume stehen. Im Inneren einer Kirche gibt es aus dem
italienischen 15. Jahrhundert nur gemalte Reitermonu-
mente im Dom von Florenz, ebenfalls von bedeutender
Wirkung im Sinne einer gemalten Skulptur und wie bei
anderen nachmittelalterlichen Werken als Denkmäler für
Heerführer und Herrscher. Eine Ausnahme bildet das
hölzerne Reiterstandbild des 1405 verstorbenen Paolo
Savello in der Frari-Kirche zu Venedig.
Sehen wir zunächst von den so sehr verschiedenartigen
Denkmalsbestimmungen ab, so spielt für die Gesamtwir-
kung eines Reiterstandbildes auf den ersten Blick das
1 Vgl. Reclams Universal-Bibliothek Nr. B 9029: Donatello, Das
Reiterdenkmal des Gattamelata. Einführung von Martin Gosebruch.
1 Nr. B 9093: Verrocchio, Colleoni. Einf. von Chr. Ad. Isermeyer.
* Nr. B 9072: Schlüter, Das Denkmal des Großen Kurfürsten. Ein-
führung von Heinz Ladendorf.

4
 
Annotationen