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Dle Baukunst
Auf ihre Verunlassuiig nuu, verehrter Freund, habr ich seir dicsen
Tagen unsere drei Thealer eben wieder beobachtet und noch gestern im
Königsstävtischen Theater, bei Gelegenheit einer Oper, den Klang rein,
klar uno kräftig besunden. Eines guten Einvruckes gevenke ich noch, den
nur der gerämnigere Platfond in diesem Hause gewährt durch die zurück-
rreienden Oberlogen, invem diese Logen, ftacher alS die unteren, den
Ton icher in der Nähe der Decke am stärksten ist) swcgen der Resonanz
Ver Holzdecken) sänftigen, ohne ihn zu schivächen.
Was diesem Theater sactisch zu Gute gerechnet wird, ist die Zusrie-
denheit der Dcenge, die sich seit dem Tage ver Einweihung stets von Neuem
äußert. Man geht zusriedcn ein und aus und bestndet sich wohl darin.
Endlich ist nicht Alles von Arehitektni allcin zu fordern. Die Par-
titur unv Vas Orchester hätte auch zu thun und da ist viel zu sagcn.
Wo ivärcn denn die Theatcrcomponisten sür das eigenrliche Drama'? —
Wenn der treffliche -Beethoven kein Lheatercomponist ist, wie solien es denn
Die scin, die unter ihm stehen? —
Berlin, den 12. April 1825. Zelrer."
§. 13. Die Theater in akustischer Hinsicht. Wir nahen
uns hier einem Gegenstande, der vielfach in obiger Hinsicht besprochen
worden ist. Nichtsdestoweniger leiven alle unsre Theater varan, daß man
auf sehr vielen Plätzen derselben weder sieht noch hört. Ganz besonders
ist nnd wird dies immer bei densenigen Plätzen der Fall sein, ivelche, bei
gewöhnlicher Anordnung unsrer Theater, an der Corrivor-Wanv in der
Nähe der Bühne sich bestnden, wo in dcr Negel größere oder kleinere so-
gcnannte todte Winkcl entstehen. Gewöhnlich mißt man die Schuld dem
Baumeister zu, welches sreilich immer daS Kürzeste ist. Man berücksichtigt
aber keinesweges, die Hunderte von llrsachen, welche dies llnzweckmäßige
hervorbringen, und von denen dcr Baumeister höchstenS Vie ivesentlichsten,
bei aller Anstrengung, zu überwinden im Stande ist.
Ein vollkommnes Theater wird bei den Anforderungen, welche setzt
daran gemacht werden, nie zn Stande kommen, weshalb aber keineSwcgeS
der Baumeister angeklagt wervcn kann, wie sich aus dem Folgenden leicht
ergeben wird.
Es wirdssedoch vorher nothivendig sein, die antiken Thcater ;u be-
rrachten, welche von den neueren Baumeistern geivöhnlich als Grunvlage,
der Form nach, für die setzigen Schauspielhäuser betrachtet iverven.
Die vvrhandnen lleberreste antiker Theater haben sevensalls den setzt
bestehenven ihre ursprüngliche Form gegcben, woran vaS blinve Srreben,
alles Antike, ohne Nücksicht auf uusere jetzigen Eevürsnisse, aufzunehmen,
Dle Baukunst
Auf ihre Verunlassuiig nuu, verehrter Freund, habr ich seir dicsen
Tagen unsere drei Thealer eben wieder beobachtet und noch gestern im
Königsstävtischen Theater, bei Gelegenheit einer Oper, den Klang rein,
klar uno kräftig besunden. Eines guten Einvruckes gevenke ich noch, den
nur der gerämnigere Platfond in diesem Hause gewährt durch die zurück-
rreienden Oberlogen, invem diese Logen, ftacher alS die unteren, den
Ton icher in der Nähe der Decke am stärksten ist) swcgen der Resonanz
Ver Holzdecken) sänftigen, ohne ihn zu schivächen.
Was diesem Theater sactisch zu Gute gerechnet wird, ist die Zusrie-
denheit der Dcenge, die sich seit dem Tage ver Einweihung stets von Neuem
äußert. Man geht zusriedcn ein und aus und bestndet sich wohl darin.
Endlich ist nicht Alles von Arehitektni allcin zu fordern. Die Par-
titur unv Vas Orchester hätte auch zu thun und da ist viel zu sagcn.
Wo ivärcn denn die Theatcrcomponisten sür das eigenrliche Drama'? —
Wenn der treffliche -Beethoven kein Lheatercomponist ist, wie solien es denn
Die scin, die unter ihm stehen? —
Berlin, den 12. April 1825. Zelrer."
§. 13. Die Theater in akustischer Hinsicht. Wir nahen
uns hier einem Gegenstande, der vielfach in obiger Hinsicht besprochen
worden ist. Nichtsdestoweniger leiven alle unsre Theater varan, daß man
auf sehr vielen Plätzen derselben weder sieht noch hört. Ganz besonders
ist nnd wird dies immer bei densenigen Plätzen der Fall sein, ivelche, bei
gewöhnlicher Anordnung unsrer Theater, an der Corrivor-Wanv in der
Nähe der Bühne sich bestnden, wo in dcr Negel größere oder kleinere so-
gcnannte todte Winkcl entstehen. Gewöhnlich mißt man die Schuld dem
Baumeister zu, welches sreilich immer daS Kürzeste ist. Man berücksichtigt
aber keinesweges, die Hunderte von llrsachen, welche dies llnzweckmäßige
hervorbringen, und von denen dcr Baumeister höchstenS Vie ivesentlichsten,
bei aller Anstrengung, zu überwinden im Stande ist.
Ein vollkommnes Theater wird bei den Anforderungen, welche setzt
daran gemacht werden, nie zn Stande kommen, weshalb aber keineSwcgeS
der Baumeister angeklagt wervcn kann, wie sich aus dem Folgenden leicht
ergeben wird.
Es wirdssedoch vorher nothivendig sein, die antiken Thcater ;u be-
rrachten, welche von den neueren Baumeistern geivöhnlich als Grunvlage,
der Form nach, für die setzigen Schauspielhäuser betrachtet iverven.
Die vvrhandnen lleberreste antiker Theater haben sevensalls den setzt
bestehenven ihre ursprüngliche Form gegcben, woran vaS blinve Srreben,
alles Antike, ohne Nücksicht auf uusere jetzigen Eevürsnisse, aufzunehmen,