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Jahrbuch der Baukunst und Bauwissenschaft in Deutschland — 4.1847

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Altertümer und Ausgrabungen von 1846
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https://doi.org/10.11588/diglit.19239#0198
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Alterthümer und Ausgrabungen.

einem weißen Kitt bedeckt, über den von der Zeit zerstörtes Leder gezogen
war. Unter dem Todtenbaum lagen zwei lange dünne Haselgerten; in-
wendig fand stch noch ein wenig schwarzes Kopfhaar. Zur Linken der
Leiche (ausnahmsweise da die Schwerter sonst alle rechts lagen) fand sich
ein schones, breites, zweischneidiges Schwert in einer hölzernen Scheide,
deren Jnneres noch Spuren von einer feinen Pelzbekleidung zeigte, wäh-
rend st'e äußerlich mit Leder überzogen und mit Birkenbast umwickelt war.
Zu den Füßen des Todten stand ein schöner, schwarzer Krug mit 55 Ha-
sclnüssen und eine sehr eigentkümlich geformte dicke und kurze Feldflasche
von Holz, dazu ein Kirschkern und viele Birnenkerne. In dem sehr klei-
nen Sarge eines Kindes sanden wir eine Schnur von großen, prächtig
gearbeiteten, sogenannten keltischen Korallen, aus Glasfluß künstlich zusam-
mengesetzt, mit Zeichnungen von Augen, Sternen, Schlangenlinien rc.
Ueber den Füßen der kleinen Leiche stand ein hölzernes Schemelchen und
daneben ein kleines, äußerst zierliches Gefäß von schwarzem Thon. Zur
Seite der Leiche lag ein kleinec Ring von Bronze und ein großer steiner-
ner Würfel. In einem Todtenbaume stieß auf überraschender Weise der
kopslose Leichnam mit dem Halse dicht oben an, während ihm der Kopf
zwischen den Füßen lag, das Gesicht dem Leibe zugekehrt, wie man Hin-
gerichteten den Kopf zwischen die Füße legt. An den Halswirbeln zeigte
si'ch zwar keine Durchhauung, aber der erste Wirbel fehlte. Zur Rechten
lag ein langer Bogen, mit drei scharfen Hieben in regelmäßigen Abstän-
den durchhauen (wohl absi'chtlich zur Schmach); daneben drei schön erhal-
tene Pfeile und eine sehr lange dünne Gerte; keinerlei Gefäß. Jn einem
andern Todtenbaume zeigte sich außer Bogen und Pfeilen, einer schönen
Holzflasche und Holzschale, noch ein ungewöhnlicher und räthselhafter Ge-
genstand, nämlich ein Paar Handschuhe aus glatten und feinen Holzbrett-
chen geschnitzt, der eine in der Mitte der Hand vielfach durchlöchert, der
andere etwas kleiner. Das merkwürdigste Grab war 11^ Fuß lang,
über 3 Fuß breit und lag 8 Fuß ties. Wir mußten 4 morsche Bretter-
decken ablösen, bis wir auf den eigentlichen Sarg kamen, dessen Schlan-
genköpfe kaum noch erkenntlich waren. Vielleicht befand si'ch unter den
morschen Holzdecken ein Schild. Der Sarg war der Länge nach in 3
Kammern getheilt: in der ersten von nicht ganz 7 Fuß Länge lag die
Leiche wahrscheinlich eines Iünglings, wie sich aus der verhältnißmäßigen
Kürze des Sarges und aus dem kurzen Griff des schönen Schwertes
errathen ließ, das in seinem rechten Arme ruhte, neben dem Schwerte lag
in demselben Arme auch eine langhalsi'ge Geige (Fiedel), so hoch, daß der
Kopf des Todten sich seitwärts darauf lehnte. Man konnte dieses älteste
Denkmal schwäbischer Sängerkunst nicht ohne Rührung betrachten. Wie
 
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