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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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II. Abtheilung: Abhandlungen
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Ackner, Johann Michael: II. Die Colonien und militärischen Standlager der Römer in Dacien im heutigen Siebenbürgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45221#0153
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Die Colonien und militärischen Standlager der Dörner in Dacien.
17. Oberhalb Talmesch, am linken Ufer des aus dem nahen Gebirge in die offene Fläche
hervorstürzenden Zoodflusses. Von diesem Castrum sind durch die Gewalt des Wassers nach
und nach drei Seiten weggerissen worden, und nur eine Seite desselben, ein starker hoher
Wall, hat Widerstand geleistet und ist noch übrig geblieben. Unverkennbar sind hierbei
zugleich die nahen Spuren der damit eine ziemliche Strecke in der Richtung nach Hermann-
stadt parallel laufenden Römerstrasse. In gleicher Richtung, jedoch eine Viertelstunde nörd-
licher, läuft die neue Landstrasse von Talmesch nach Hermannstadt.
18. Zwischen Ober-Schebesch und Rakowitz, woselbst am Fusse der Urgebirgskette ein
fast undurchdringliches Buschwerk die Wälle und Schanzgräben eines ansehnlichen Quadrates
verborgen hält, konnten dieselben nur im flüchtigen Vorübergehen während einer Reise auf
das Hochgebirge wahrgenommen werden. Diese Wälle sind höchst wahrscheinlich, nach der
offenen Lage und der ungemessenen Fernsicht im herrlichen Altthale hinauf zu schliessen,
römischen Ursprungs und durchaus nicht zu verwechseln mit einem gleichfalls hinter Rako-
witz, aber tiefer östlich im Gebirge auf hoher Felsenkuppe sichtbaren Burgüberreste. Eine
genauere Untersuchung derselben, obschon in der Nähe sachkundige Freunde der vater-
ländischen Geschichts- und Altertumsforschung sich befinden, hat bis jetzt noch nicht statt-
gefunden, steht aber mit Nächstem bevor, nachdem sie schon längst im Plan gewesen.
19. Bei Kleinschenk, dreiviertel Stunden von dem rechten Altufer hinauf, sind auf den
sanft ansteigenden fruchtbaren Ackerfeldern ununterbrochener Weise die Wälle eines
Castrums, vorzüglich die vier Eckenbefestigungen durch Erhöhungen und Schutthaufen auf
mehreren Stellen, wo der Pflug des fleissigen Feldbauers nicht hat durchbrechen können, noch
deutlich wahrnehmbar1). Bruchstücke von Mörtel, Ziegeln, besonders von den bekannten
kräftigen antiken Dachziegeln, ein Mauerziegel-Fragment mit den SiglenM. S. und dann römi-
sche Münzen aus jedem Metalle, Fragmente verschiedenartig geformter Gefässe und anderer
Anticaglien wurden hier gefunden.
20. Am linken Ufer des Altstromes sahen wir wiederholt zwischen Galt und Heviz, auf
einem etwas erhabenen und ausgebreiteten schönen Plateau, ein breites seit längerer Zeit
bekanntes römisches Castrum durch seine malerische Lage, vorzüglich gegen Osten mit einem
Kranze von Basalt- und Trachytkuppen und bunten Marmorfelsen umgeben, ausgezeichnet2).
Im Szamosthale endlich finden wir noch folgende:
21. Bei Szamosujvär, auf dem rechten Ufer des kleinen Szamosflusses, ein noch deutlich
sichtbares Castrum. Im Jahre 1512 liess Georg Martinuzzi hier in der Nähe eine neue
Citadelle errichten; im Jahre 1726 ward die Stadt Szamosujvär von den eingewanderten Ar-
meniern angelegt. Zu beiden Bauten wurden die meisten Materialien von dem alten römischen
Castrum genommen, welches eine Viertelmeile aufwärts bei den armenischen Weinbergen zu
sehen ist, indem sich die über 200 Schritte in der Länge und 180 Schritte in der Breite halten-
den Substructionen noch erhalten haben3).
22. Bei dem Dorfe Tihö, im Szilägy-SomlyoerKreise und Hidalmäser Bezirke, am rechten
Ufer des Valye Almasulüi, welcher eine halbe Stunde von hier in den vereinigten schiffbaren
Szamosstrom linksuferig einmündet. Unfern von Tihö auf einer kleinen Anhöhe erblickt man

') Wahrscheinlich Praetorium, das „Pretorio“ der Peut. Strassenkarte.
2) Vergl. Verv. Archiv. I. Bd., III. Heft, S. 38.
3) Vergl. Neigeb.Dac. S. 231.
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