Drei Richtungen sind es, welche den Grundton der christlichen Kunst seit ihrem ersten
Auftreten bestimmen, und die, obgleich zu allen Zeiten mehr oder weniger neben einander
hergehend, doch durch das stufenweise Hervortreten einer über der andern auch den geistigen
Entwicklungsgang derselben charakterisiren.
Die ersten Anfänge der christlichen Kunst waren vorzugsweise symbolisch;
es entsprach dem geistigen Gehalte einer Religion, welche ihre Geheimnisse in feier-
lichen Handlungsweisen dem Gemüthe und dem Auge der Gläubigen näher zu rücken trachtete,
von diesem Zuge auch in der Kunst Anwendung zu machen. Die ältesten Denkmale tragen
diesen Charakter an sich; neben Darstellungen historischer Natur, welche jedoch noch in
engeren Grenzen sieh bewegen, und durch allegorisirenden Gehalt häufig den Symbolen
näher rücken, treten die letzteren vorwiegend auf; in demselben Zeitraum jedoch finden wir
in den Schriftdenkmälern nicht blos die Elemente, sondern die ausgebildete Darlegung einer
zweiten Richtung ausgesprochen, nämlich der typologischen, welche auf die histo-
rische Auffassung, wie sie in den heiligen Schriften uns dargelegt erscheint, fussend, mit der-
selben eine vollendet durchgebildete Reihe alttestamentarischer Vorbilder in Verbindung
setzte und beide in einen gemeinsamen Fluss der Betrachtung einschloss.
Die dritte Richtung endlich, welche in der christlichen Kunst zur herrschenden Geltung
kam, können wir als die historische im Gegensätze zu den beiden früheren bezeichnen,
nicht als ob die Elemente derselben nicht schon in den beiden früheren wären enthalten
gewesen, sondern in dem Sinne, dass nach Verklingen der beiden früheren Richtungen vorzugs-
weise auf die Kunstdarstellungen die historische Auffassung Einfluss gewann und vorwiegend
bestimmend wurde.
Als die Zeitperiode der ersten Richtung bezeichnen wir den ganzen Verlauf der
altchristlichen Kunst bis in das dreizehnte Jahrhundert.
Die zweite Richtung, welche bereits im eilften Jahrhunderte neben der symbolischen
Auffassung zur Entwickelung gelangte und mit ihr gemeinschaftlich den geistigen Inhalt der
Darstellungen während des Verlaufes zweier Jahrhunderte, des zwölften und dreizehnten
nämlich, bestimmte, reicht bis zum Schluss des vierzehnten Jahrhunderts, erweiterte sich in
letzterem Zeiträume jedoch ohne hiedurch an Vertiefung zu gewinnen, um endlich im fünf-
zehnten Jahrhunderte der historischen Auffassung Platz zu machen, die ohne Unterbrechung
bis auf unsere Tage sich erhielt.
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Auftreten bestimmen, und die, obgleich zu allen Zeiten mehr oder weniger neben einander
hergehend, doch durch das stufenweise Hervortreten einer über der andern auch den geistigen
Entwicklungsgang derselben charakterisiren.
Die ersten Anfänge der christlichen Kunst waren vorzugsweise symbolisch;
es entsprach dem geistigen Gehalte einer Religion, welche ihre Geheimnisse in feier-
lichen Handlungsweisen dem Gemüthe und dem Auge der Gläubigen näher zu rücken trachtete,
von diesem Zuge auch in der Kunst Anwendung zu machen. Die ältesten Denkmale tragen
diesen Charakter an sich; neben Darstellungen historischer Natur, welche jedoch noch in
engeren Grenzen sieh bewegen, und durch allegorisirenden Gehalt häufig den Symbolen
näher rücken, treten die letzteren vorwiegend auf; in demselben Zeitraum jedoch finden wir
in den Schriftdenkmälern nicht blos die Elemente, sondern die ausgebildete Darlegung einer
zweiten Richtung ausgesprochen, nämlich der typologischen, welche auf die histo-
rische Auffassung, wie sie in den heiligen Schriften uns dargelegt erscheint, fussend, mit der-
selben eine vollendet durchgebildete Reihe alttestamentarischer Vorbilder in Verbindung
setzte und beide in einen gemeinsamen Fluss der Betrachtung einschloss.
Die dritte Richtung endlich, welche in der christlichen Kunst zur herrschenden Geltung
kam, können wir als die historische im Gegensätze zu den beiden früheren bezeichnen,
nicht als ob die Elemente derselben nicht schon in den beiden früheren wären enthalten
gewesen, sondern in dem Sinne, dass nach Verklingen der beiden früheren Richtungen vorzugs-
weise auf die Kunstdarstellungen die historische Auffassung Einfluss gewann und vorwiegend
bestimmend wurde.
Als die Zeitperiode der ersten Richtung bezeichnen wir den ganzen Verlauf der
altchristlichen Kunst bis in das dreizehnte Jahrhundert.
Die zweite Richtung, welche bereits im eilften Jahrhunderte neben der symbolischen
Auffassung zur Entwickelung gelangte und mit ihr gemeinschaftlich den geistigen Inhalt der
Darstellungen während des Verlaufes zweier Jahrhunderte, des zwölften und dreizehnten
nämlich, bestimmte, reicht bis zum Schluss des vierzehnten Jahrhunderts, erweiterte sich in
letzterem Zeiträume jedoch ohne hiedurch an Vertiefung zu gewinnen, um endlich im fünf-
zehnten Jahrhunderte der historischen Auffassung Platz zu machen, die ohne Unterbrechung
bis auf unsere Tage sich erhielt.
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