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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

DOI Artikel:
Ilg, Albert: Die Werke Leone Leoni's in den kaiserlichen Kunstsammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0083

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72 Albertilg.

beiden Standbilder werden 1800 von J. Bermudez im Garten des Buen Retiro-Palastes erwähnt, später
kamen sie gleichfalls ins königliche Museum.

Der Bericht Gonzaga's fährt fort:

»Ich habe ausserdem eine andere Statue von Marmor in halber Lebensgrösse gesehen, genügend aber,
um sowohl die stolze Haltung, als die vollkommene Aehnlichkeit von Eurer Majestät zu bewundern.
Ferner ist noch eine Halbfigur Eurer Majestät da, ganz aus Marmor von Carrara. Ein Reliefporträt meiner
Gebieterin, der Kaiserin, guten Angedenkens, und eine weitere Halbfigur Eurer Majestät werden in Bälde
gegossen sein, und ich bin überzeugt, diese beiden Stücke werden nicht weniger gut gelingen als die
übrigen. Ich habe auch weitere unvollendete Arbeiten gesehen, von denen ich nicht anders urtheilen kann
als nach dem Werth der anderen und der Vorzüglichkeit des Meisters, dessen Begeisterung und Eifer seine
Collegen weit in Schatten stellt. Alle diese Umstände zusammen geben mir die Ueberzeugung, dass das
ganze Werk, welches aus seinen Händen hervorgeht, der Förderung Eurer Majestät, sowie des Beifalls
der Nachwelt würdig sein werde. Der gewissenhafte Künstler befindet sich ein wenig in Mangel, da
er sich nicht zu rechter Zeit mit Geld vorsorgte. Seine Werke bezeugen es, dass er nicht aufhörte zu
arbeiten, da er, nach seinem Grundsatze, lieber arm werden, als die begonnenen Arbeiten unterbrechen
wollte. Was die Pension betrifft, welche ihm Eure Majestät zu bewilligen geruhten, so verzögern nicht
blos die Bedürfnisse des Staates die Auszahlung, sondern es bildet auch die Capitulation von Bormio ein
Hinderniss. Sie müsste aufgehoben werden, damit er etwas erhalten könnte, wenn dies den Beifall
Eurer Majestät fände, und das ist es, um welches demüthigst zu bitten ich mir die Freiheit nehme,
indem ich gleichzeitig die Verdienste dieses ausgezeichneten Künstlers anempfehle. Ich küsse demüthig
die Hände etc. etc. etc.«

Madrazo hat ganz Recht, wenn er diese Nothlage Leoni's in seinem prachtstrotzenden Palaste zu
Mailand wenig glaubwürdig findet, — wir haben aber an Tizian's endlosen Klagen und Betteleien, womit
dieser König Philipp quälte, eine Parallele dazu. In den im Briefe als begonnene Arbeiten bezeichneten
Stücken erblickt der Verfasser ferner die im Madrider Museum befindlichen Büsten Philipps (von Ala-
baster), Marias und Eleonores (aus Carraramarmor), wo auch die gleichfalls 1664 datirte Bronzefigur der
Kaiserin Isabella bewahrt wird. Als eine »leichte Ungenauigkeit« Vasari's wird ferner (p. 75 n.) dessen
Angabe bezeichnet, dass die Büsten Marias und Eleonores Bronze gewesen seien, während sie von Marmor
wären, — wir werden noch darauf zurückkommen. Diese und alle sonstigen Irrthümer seien daraus zu
erklären, dass Vasari, der in seiner ersten Ausgabe von 155o Leoni's noch gar nicht gedenkt, in der zweiten
von 1 568 theils sich nicht mehr genau erinnerte, theils von Manchem, wie z. B. von der vier Jahre vorher
erfolgten Versendung der Sculpturen nach Spanien nicht berichtet war. Statt dessen liess er sie zur Königin
Maria in die Niederlande gelangen.

Die grosse Marmorfigur des Kaisers (Zinkographie nach der Zeichnung von Camillo Gilbert,
p. 75) im Prado hatte Gonzaga unvollendet gesehen. Sie wird uns im Folgenden besonders wegen des
Harnisches wichtig sein. Die Bezeichnung lautet: IMP ■ CAES ■ CAROLVS • V • AVG. Ihr Platz war zu Anfang
des XIX. Jahrhunderts auf der Treppe der Akademie der schönen Künste, von wo sie in den Garten S. Ilde-
fonso, dann ins Museum gebracht wurde.

Von Isabella finden wir zunächst daselbst die grosse Standfigur in reicher Gewandung, welche
die Zinkographie auf p. 77 nach einer Zeichnung Lalauze's darstellt.1 Es ist das Original von Bronze,
höchst ähnlich der Auffassung des Tizian in den Bildern der Kaiserin von Madrid und Ambras. Auch hier
kommt die Zahl 1564 vor und ferner die Inschrift: DIVA • ISABELLA ■ AVGVSTA • CAROLI-IMPERATORIS.
Zur Zeit Karls III. (VI.) stand sie im Neuen Palais, dann in der Akademie S. Fernando.

Die marmorne Statue der Kaiserin stimmt mit dem Bronzeexemplar genau überein, wahr-
scheinlich ist sie als Pendant zu derjenigen des Gemahls aus demselben Stoffe gedacht, später aber kam
sie in den Garten de los Reynos im Buen Retiro.

1 Photogr. du Musee du Prado, 509. Ohne Künstlerangabe.
 
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